Novak Djokovic: Keine Covid-ImpfungDjokovic: «Ich würde auch Paris oder Wimbledon opfern»
Im ersten grösseren Interview nach dem Einreiseskandal in Melbourne erklärt der Weltranglistenerste der BBC seine unverändert ablehnende Haltung gegen eine Covid-19-Impfung.
Der Brite Amol Rajan ist kein bekannter Name unter den Tennisjournalisten. Doch heute Morgen erregt eine als «weltexklusiv» apostrophierte Story des BBC-Korrespondenten Aufsehen. Rajan kam zu einem exklusiven Gespräch mit Novak Djokovic, in dem ihm der Serbe seine unverändert harte Haltung gegenüber einer Covid-19-Impfung bestätigte und erklärte (das ganze Gespräch wird erst am Abend ausgestrahlt).
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Auf die Frage, ob er sogar auf Wimbledon oder das US Open verzichten würde, wenn er sich dazu impfen lassen müsste, sagte der 20-fache Grand-Slam-Sieger: «Ja, das ist der Preis, den ich zu zahlen bereit bin.»
Nach seiner Verbannung aus Australien am Vorabend des Australian Open war es rasch ruhig um Djokovic geworden, der sich in seine eigene Welt zurückzog. Er war nach Australien als Ungeimpfter mit einer höchst umstrittenen Ausnahmebewilligung gereist und in Gewahrsam genommen worden. Nachdem Anwälte seine Freilassung erkämpft hatten, warf ihn Einwanderungsminister Alex Hawke eigenmächtig aus dem Land, da seine Anwesenheit «zivile Unruhen» auslösen und eine Anti-Impf-Stimmung fördern könnte.
«Ich war nie gegen Impfungen», sagte der Weltranglistenerste nun der BBC und erwähnte, dass er als Kind geimpft worden sei. «Aber ich habe immer die Freiheit unterstützt, zu wählen, was man in seinen Körper gibt.»
Er lässt sich eine Hintertür offen
Und doch lässt er sich eine Hintertür offen: Er wolle sich die Möglichkeit bewahren, sich in Zukunft impfen zu lassen, «weil wir alle gemeinsam versuchen, die bestmögliche Lösung für das Ende von Covid zu finden». Und, eben: «Ich war nie gegen die Impfung. Ich verstehe, dass weltweit alle versuchen, grosse Anstrengungen zu unternehmen, um dieses Virus in den Griff zu bekommen und es hoffentlich bald zu besiegen.»
Djokovic hatte als grosser Favorit am Australian Open letztlich aus der Ferne zusehen müssen, wie Rafael Nadal erst zum zweiten Mal in Melbourne triumphierte und damit aus heiterem Himmel selber den Grand-Slam-Titelrekord an sich riss, mit seiner 21. Trophäe.
«Ich möchte wirklich nicht, dass jemand denkt, ich hätte etwas missbraucht, um einen positiven PCR-Test zu bekommen.»
In seinem ersten ausführlichen Interview seit Melbourne nahm der Serbe auch Stellung zum zeitlichen Ablauf seines angeblichen Covid-Befundes im Dezember, aufgrund dessen die Ausnahmebewilligung erst ausgestellt worden war. Einige hatten spekuliert, dass es kein Zufall war, dass sein positiver Covid-Test ausgerechnet Mitte Dezember und damit genau zu dem Zeitpunkt aufgetaucht war, als ihm eine medizinische Ausnahmegenehmigung für die Teilnahme am Australian Open erteilt wurde.
«Ich verstehe, dass es viel Kritik gibt, und ich verstehe, dass die Leute verschiedene Theorien darüber aufstellen, wie viel Glück ich hatte oder wie praktisch es ist», räumte er ein. «Aber niemand hat das Glück und den Vorteil, Covid zu bekommen. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt haben mit Covid zu kämpfen und tun es immer noch. Ich nehme das also sehr ernst, und ich möchte wirklich nicht, dass jemand denkt, ich hätte etwas missbraucht oder zu meinen Gunsten verwendet, um, Sie wissen schon, einen positiven PCR-Test zu bekommen und schliesslich nach Australien zu gehen.»
«Die Prinzipien der Entscheidungsfindung für meinen Körper sind wichtiger als jeder Titel oder alles andere.»
Die Frage, ob er von einem Manipulationsversuch bei einem der von ihm für Covid durchgeführten Tests wisse, verneinte er klar. Und äusserte die Hoffnung, dass die Impfvorschriften bei bestimmten Turnieren bald geändert würden – im März stehen Indian Wells und Miami auf dem Programm –, denn er hoffe, dass er «noch viele Jahre spielen» könne. Auf die Frage, warum er wegen seiner Impfhaltung sogar die Chance auf den Grand-Slam-Rekord opfern würde, antwortete er: «Weil die Prinzipien der Entscheidungsfindung für meinen Körper wichtiger sind als jeder Titel oder alles andere. Ich versuche, so gut wie möglich mit meinem Körper in Einklang zu sein.»
Er habe «schon immer viel über Wellness, Wohlbefinden, Gesundheit und Ernährung gelernt», und seine Entscheidung sei zum Teil durch die positiven Auswirkungen beeinflusst worden, die Faktoren wie die Umstellung seiner Ernährung und seines Schlafverhaltens auf seine Fähigkeiten als Sportler gehabt hätten, fügte er bei.
Was in Australien geschehen sei, habe ihn «traurig gemacht und enttäuscht, es war nicht einfach». Sein Antrag auf eine medizinische Ausnahmegenehmigung war von zwei angeblich «unabhängigen» australischen Gremien abgesegnet worden, im Auftrag des Australian Open und des australischen Verbandes.
«Ich wurde nicht abgeschoben»
In seiner separaten Reiseerklärung war zudem ein Fehler enthalten über einen vorangegangenen Aufenthalt in Spanien, der nicht erwähnt wurde. «Der Fehler in der Visumserklärung wurde nicht absichtlich gemacht», sagte Djokovic. «Er wurde vom Bundesgericht und vom Minister selbst im australischen Einwanderungsministerium akzeptiert und bestätigt.»
Djokovic wurde grundsätzlich: «Was die Leute wahrscheinlich nicht wissen, ist, dass ich nicht aus Australien abgeschoben wurde, weil ich nicht geimpft war oder gegen irgendwelche Regeln verstossen habe oder weil ich einen Fehler in meiner Visumserklärung gemacht habe. All dies wurde vom australischen Bundesgericht und dem Einwanderungsminister bestätigt.» Sondern: «Der Grund, warum ich aus Australien ausgewiesen wurde, war, dass der Einwanderungsminister von seinem Ermessen Gebrauch machte und mein Visum annullierte, weil er der Meinung war, dass ich im Land oder in der Stadt eine Anti-Impf-Stimmung auslösen könnte, was ich absolut nicht teile.»
In einer Analyse des Interviews stellt BBC die berechtigte Frage, was Djokovic denn jetzt noch an der Impfung auszusetzen habe, nachdem über 10 Milliarden Dosen des Impfstoffes verabreicht worden seien und eine Fülle von Informationen verfügbar sei.
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