21. Grand-Slam-TitelNadal schreibt Sportgeschichte – Federer gratuliert
Der Spanier ringt Daniil Medwedew im Final des Australian Open in 5 Stunden und 24 Minuten nieder. Mit dem 21. Major-Titel wird er zum erfolgreichsten Tennisspieler – vor Federer und Djokovic.
Und die Geschichte wiederholt sich doch. 2017 kehrte Roger Federer am Australian Open nach einer sechsmonatigen Verletzungspause auf die Tour zurück und triumphierte mirakulös in Melbourne. Es war sein 18. Grand-Slam-Titel, und er nahm den Schwung mit, um in den folgenden zwölf Monaten auch noch den 19. und den 20. zu gewinnen.
Der Leidtragende war damals Rafael Nadal, der gegen seinen ewigen Rivalen ein episches Endspiel verlor. Fünf Jahre später ist es nun der Spanier, der sein verblüffendes Comeback in Melbourne krönt. Im Dezember hatte er noch nicht einmal gewusst, ob er am Yarra River antreten könne. Wegen chronischer Fussbeschwerden hatte er nach Roland Garros 2021 nur ein Turnier bestritten – in Washington schied er im August in Runde 2 aus und erkannte, dass es noch keinen Sinn machte. Nun steht er mit seinem 21. Grand-Slam-Titel ganz zuoberst.
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Es war ein epischer Final, in dem Nadal diesen Sieg für die Tennishistorie feierte. Als Erster in der Profiära (seit 1968) gewann er gegen den lange gross aufspielenden Daniil Medwedew ein Australian-Open-Endspiel nach einem 0:2-Satzrückstand. Und mit 5 Stunden und 24 Minuten war es der zweitlängste Major-Final überhaupt. Nur Djokovic und Nadal hatten sich 2012 an gleicher Stätte noch länger duelliert, über 5 Stunden und 53 Minuten. Am Schluss jubelte damals der Serbe.
«Ich dachte, das würde mein letztes Australian Open sein. Aber das gibt mir nun viel Energie, um weiterzumachen.»
Es war schon weit nach Mitternacht in Melbourne, als nun Nadal zum Mikrofon griff für die Siegerrede. Während der Ansprachen der Offiziellen und Sponsoren hatte er sich hingesetzt – er hatte sich nicht mehr auf den Beinen halten können. «Guten Abend, nein, guten Morgen», scherzte er. Er lobte seinen Gegner und prophezeite ihm mehrere Titel in Melbourne, dankte seinem Team, seiner Familie und Turnierchef Craig Tiley. Dann sagte er noch: «Ich dachte eigentlich, das würde mein letztes Australian Open sein. Aber das gibt mir nun viel Energie, um weiterzumachen.»
Der bitter enttäuschte Medwedew, der sich in den heiklen Phasen wieder mit dem Publikum angelegt hatte, zog sich in seiner Rede gut aus der Affäre. Kein Seitenhieb an die Zuschauer, die Nadal frenetisch unterstützt und Fehler von ihm beklatscht hatten, sondern nur Bewunderung für seinen zehn Jahre älteren Bezwinger: «Wirst du eigentlich nie müde?», fragte er und schaute zu Nadal herüber. «Du hast dein Niveau nach den ersten beiden Sätzen auf ein unglaubliches Level gehoben.» Dann scherzte er noch, seine Frau werde seine Rede zu Hause wohl nicht mehr sehen. «Ich glaube, sie hat unseren Fernseher zerstört.»
Der Verlauf der Partie war aus der Sicht Medwedews fürwahr ärgerlich. Der leicht favorisierte Russe dominierte den Startsatz (31:17 Punkte), der ungewohnt offensiv spielende Nadal beging anfangs zu viele Fehler. Im zweiten Durchgang fand der Spanier allmählich die richtige Mischung, er zog auf 4:1 davon und hatte bei 5:3 und eigenem Aufschlag einen Satzball. Doch er verpasste ihn und auch weitere gute Möglichkeiten und gab den Satz im Tiebreak nach einer 5:3-Führung noch ab.
Mit einer 2:0-Satzführung im Rücken sprach nun alles für Medwedew. Nadal schien gezeichnet und lag im dritten Durchgang bei 2:3 und eigenem Aufschlag 0:40 zurück. Doch nun zeigte der Russe Nerven: Er verpasste das wohl entscheidende Break, liess Nadal mit einigen leichten Fehlern zurück ins Spiel. An diesen Moment wird der 25-Jährige wohl noch einige Male zurückdenken. Denn danach war alles anders: Nadal schöpfte neue Energie und gewann die Sätze drei und vier, getragen vom Publikum, jeweils mit 6:4.
Medwedew war gezeichnet und liess sich mehrmals den Oberschenkel massieren. Auch Nadal spürte die Strapazen, er liess es sich aber weniger anmerken und pushte sich im fünften Satz nochmals mit angriffigem Spiel nach vorne. Im fünften Game schaffte er den Servicedurchbruch zum 3:2, aber Medwedew gab sich noch nicht geschlagen und blieb nun ruhig, um keine unnötige Energie zu verschwenden.
Plötzlich zitterte Nadals Arm
Seine Chance kam tatsächlich nochmals: Als Nadal bei 5:4 und 30:0 nur noch zwei Punkte vom Sieg trennten, begann sein Arm zu zittern. Er gab die nächsten vier Punkte ab, es stand plötzlich 5:5. Doch Medwedew gab den Aufschlag mit mehreren leichten Fehlern gleich wieder ab. Und die zweite Möglichkeit, zum Sieg aufzuschlagen, liess sich Nadal dann nicht mehr entgehen. Er verwertete den ersten Matchball zum grossen Triumph.
Am US Open 2021 hatte Novak Djokovic im Final gegen Medwedew den 21. Grand-Slam-Titel verpasst, nun hat ihn Nadal geholt und sich vor seine beiden grossen Rivalen Roger Federer und Novak Djokovic geschoben. Von vielen schon abgeschrieben, thront der Spanier nun plötzlich über allen. Und im Mai steht das French Open an, das er schon 13-mal gewonnen hat. Wie viel zwei Wochen doch verändern können.
Auf den sozialen Medien prasselten die Glückwünsche der Berufskollegen auf Nadal ein. Auch Roger Federer gratulierte via Instagram-Story: «Was für ein Spiel! An meinen Freund und grossartigen Rivalen Rafael Nadal. Herzliche Glückwünsche dafür, dass du der erste Mann wurdest, der 21 Grand-Slam-Titel gewinnt. Vor ein paar Monaten scherzten wir noch darüber, dass wir beide an Krücken gingen. Unglaublich. Unterschätze nie einen grossartigen Champion.»
Weiter schrieb Federer: «Dein unglaubliches Arbeitsethos, deine Hingabe und dein Kampfgeist sind eine Inspiration für mich und viele andere auf der Welt. Ich bin stolz, diese Ära mit dir zu teilen, und geehrt, eine Rolle darin zu spielen, dich zu mehr anzutreiben. So wie du das für mich getan hast in den letzten 18 Jahren. Ich bin sicher, du hast mehr Erfolge vor dir. Aber geniesse nun diesen!»
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