So kämpfen Hoteliers gegen OnlineportaleDirekt beim Hotel buchen – und ein besseres Zimmer erhalten
Hotels in der Schweiz tun sich zusammen, um die Abhängigkeit von Buchungsplattformen zu verringern. Wie Gäste davon profitieren können.
Zwar durften Hotels während der Corona-Krise geöffnet bleiben. Bis wieder Normalität einkehrt, werden aber Monate vergehen. Für viele Hotels steht deshalb die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel. Ausländische Gäste dürften gemäss Schweiz Tourismus im laufenden Jahr 2,1 Millionen Übernachtungen weniger buchen als im Jahr 2019. Das ergebe einen Verlust von rund 532 Millionen Franken, schätzt die Marketingorganisation.
Deshalb ruft der Dachverband Hotelleriesuisse in einer Kampagne die Kundschaft dazu auf, direkt bei den Hotels zu buchen und nicht über externe Plattformen wie Booking, Expedia und HRS. Im Gegenzug sollen die Gäste kostenlose Extras erhalten.
Mit der Aktion wollen die Hotels ihre Abhängigkeit von den Buchungsplattformen verringern. Bereits im April hatten sich einzelne Hoteliers aus Zug öffentlich dafür ausgesprochen, direkt bei ihnen zu buchen. Es handelte sich damals um einen ersten Appell. Nun legt der Dachverband mit einer gross angelegten Kampagne nach. Booking, Expedia und HRS, die sich knapp 93 Prozent des Schweizer Marktes bei den Buchungen teilen, sollen so in die Schranken gewiesen werden.
Zwei Hotels, die sich gegen die Übermacht der Online-Reisebüros wehren, sind das Eden Spiez im Berner Oberland und der Glockenhof in Zürich. Direktbucher erhalten beim Viersternhotel in Spiez den niedrigsten Preis, ein Willkommensgetränk, Beratung im Vorfeld und wenn möglich einen Wechsel in eine höhere Zimmerkategorie.
Der Glockenhof bietet etwa die Möglichkeit an, später auszuchecken. Gerade das Zimmer-Upgrade ist ein verbreiteter Versuch, wie Hotels ihre Kunden zum Direktbuchen bringen wollen. Auch bessere Stornierungsbedingungen werden laut dem Verband angeboten, vereinzelt würden auch Rabatte drinliegen. Am besten fragen Kunden bei der Buchung direkt nach, welche Extras möglich sind.
Kritik an hohen Abgaben
Den Direktoren beider Hotels sind vor allem die hohen Kommissionen ein Dorn im Auge, welche bei einer Buchung über eine externe Plattform an die Online-Anbieter fliessen. «Wir bezahlen eine Abgabe von 15 bis 35 Prozent für eine Übernachtung», sagt Matthias Sutter vom Glockenhof. «Diese Beträge fallen dann an Investitionen für die Betriebe früher oder später weg.»
Eden-Chef Jürgen Kögler beziffert die Kommissionen auf «zwischen 10 und 37 Prozent vom Hotelumsatz». Die Branche schätzt, dass Hotels im Schnitt 48’000 Franken Kommissionen an die Online-Plattformen zahlen – pro Jahr. Es ist Geld, das die Hoteliers gerade in der aktuellen Lage gut gebrauchen können.
«Die Beträge für Kommissionen fallen an Investitionen für die Hotels früher oder später weg.»
Doch bieten kostenlose Willkommensgetränke wirklich genügend Anreize, damit die Gäste Dutzende Hotelseiten im Internet einzeln abklappern anstatt den bequemen Weg der übersichtlicheren Buchungsplattformen zu gehen? «Wir sind der Ansicht, dass die verschiedenen Vorteile durchaus reichen, um Gäste zu mehr Direktbuchungen zu bewegen», heisst es bei Hotelleriesuisse. Zumindest ist die Praxis, Extras zu vergeben, weit verbreitet: Eine Umfrage bei den über 2000 Mitgliedern von Hotelleriesuisse hat ergeben, dass 85 Prozent der Betriebe bei einer direkten Buchung solche Leistungen gewähren.
Stillstand in Bundesbern
Mit der Kampagne verschärft die Hotellerie einen lange währenden Streit mit Buchungsplattformen. Seit 2017 sind Direktbuchungen auch politisch ein Thema. Damals beauftragte das Parlament mit der Motion Bischof den Bundesrat, ein Spezialgesetz gegen die Plattformen auszuarbeiten.
Knackpunkt sind die sogenannten Bestpreisgarantien. Hotels dürfen die Zimmerpreise, die sie auf den Buchungsplattformen offerieren, auf ihrer eigenen Hotel-Website nicht unterbieten. Damit sollen Trittbrettfahrer verhindert werden, argumentierten Booking und Expedia vor drei Jahren.
Die beiden Anbieter meinten Betriebe, die ihre Zimmer auf den Buchungsplattformen gratis bewerben, das Zimmer dann aber zu leicht günstigeren Preisen über die eigene Website vermieten. Diese Praxis will das Parlament verbieten.
Booking und Expedia liessen Anfragen von Tamedia zur Kampagne von Hotelleriesuisse unbeantwortet. HRS lehnte eine Stellungnahme ab.
Fehler gefunden?Jetzt melden.