Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Alexander Schallenberg vereidigt
Der Neue ist ein Diplomat und Kanzler von Kurz’ Gnaden

Er wuchs in Indien, Spanien und Paris auf: Österreichs neuer Kanzler Alexander Schallenberg.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Alexander Schallenberg ist neuer Bundeskanzler Österreichs. Der bisherige Aussenminister wurde von Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Montag in Wien als Regierungschef vereidigt.

Sebastian Kurz holt damit einen langjährigen Vertrauten als seinen Nachfolger ins Wiener Bundeskanzleramt. Nach Wunsch des 35-Jährigen wurde der bisherige Aussenminister Schallenberg der 16. Bundeskanzler Österreichs. Alexander Schallenberg entstammt einem alten Adelsgeschlecht und kam 1969 in Bern zur Welt, wo sein Vater Botschafter war. Die Diplomatie wurde dem 52-Jährigen in die Wiege gelegt: Als Kind eines Diplomaten wuchs er in Indien, Spanien und Paris auf, wo sein Vater Wolfgang Schallenberg Station machte.

Nach seinem Jurastudium begann Alexander Schallenbergs berufliche Karriere 1997 im Aussenministerium in Wien. Von 2000 bis 2005 leitete er die Rechtsabteilung der Ständigen Vertretung Österreichs in Brüssel und knüpfte dabei enge Bande zu Journalisten. Bis heute pflegt er einen guten Draht zu den Medien. Er gilt als umgänglich und leutselig.

Vierfacher Familienvater

2006 kehrte Schallenberg nach Wien zurück und diente jahrelang ÖVP-Aussenministern als Pressesprecher. 2013 ernannte ihn Sebastian Kurz in seiner damaligen Funktion als Aussenminister zum Leiter der Stabsstelle für strategische aussenpolitische Planung.

Nachdem das erste Kabinett von Kurz 2019 wegen der Ibiza-Affäre zerbrochen war, wurde Schallenberg in die erste Reihe geholt – als Aussenminister in der Übergangsregierung von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein. Nach dem neuerlichen Wahlsieg von Kurz im Herbst 2019 blieb der vierfache Familienvater als einziger Minister der Übergangsregierung der aktuell amtierenden türkis-grünen Regierung erhalten. Als ÖVP-Mitglied steht er hinter der politischen Linie der unter Kurz nach rechts gerückten Volkspartei – und verteidigt sie mit markigen Worten.

In der Debatte um die Verteilung von Geflüchteten in Europa sagte er nach der Brandkatastrophe im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos: «Das Geschrei nach Verteilung kann nicht die Lösung sein.» In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin «Profil» bezeichnete er sich in der Migrationsfrage als «Überzeugungstäter». Das Parkett der Innenpolitik ist neu für den Aussenpolitiker. In Kurz, der als ÖVP-Fraktionschef in den österreichischen Nationalrat wechselt, wird Schallenberg wohl einen in der Machttaktik mit allen Wassern gewaschenen Einflüsterer haben.

«Überraschung für uns alle»

Mit der aktuellen Korruptionsaffäre hat Schallenberg nach bisherigem Wissensstand nichts zu tun. Die handelnden Personen kennt der künftige Kanzler aber sehr wohl: Gemeinsam mit Thomas Schmid, dessen 300’000 sichergestellte Chatnachrichten die aktuellen Ermittlungen auslösten, war er Pressesprecher des ehemaligen ÖVP-Aussenministers Michael Spindelegger, der auch als Ziehvater von Sebastian Kurz gilt.

Nachdem das Vertrauen der türkis-grünen Regierungspartner wegen der Ermittlungen gegen Kurz zuletzt gelitten hatte, trafen sich Vizekanzler Werner Kogler von den Grünen und Schallenberg am Sonntag zu einem ersten Vieraugengespräch. Kogler bezeichnete den rund einstündigen Termin als gut und vertrauensvoll. Er freute sich, «ein neues Kapitel in der Regierungszusammenarbeit aufzuschlagen».

Schallenberg war am Sonntag auch zu Gast bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Auf dem Weg in die Präsidentschaftskanzlei sprach er gegenüber Journalisten von einer «enorm herausfordernden Aufgabe und Zeit». Seine Nominierung zum Kanzler sei jedenfalls eine «Überraschung für uns alle».

Der österreichische Bundespräsident äusserte sich schon am Sonntagabend in einer kurzen Fernsehansprache. Er erklärte die Regierungskrise für beendet und entschuldigte sich für das Sittenbild, das die Politik abgegeben habe.