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Auftritte von Ju-ae geben Rätsel auf
Diktator Kim Jong-un heizt die Spekulationen um seine Tochter an 

Die Soldaten klatschen, Vater und Tochter scheinen zufrieden: Kim Jong-un und seine Tochter Ju-ae auf einem am vergangenen Sonntag veröffentlichten Foto.  
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Ist sie eine potenzielle Nachfolgerin, Papas Stolz, oder dient sie bloss der Inszenierung? Diese Frage stellen sich Medien und Nordkorea-Analysten, nachdem die Tochter von Machthaber Kim Jong-un zum zweiten Mal innerhalb von neun Tagen an seiner Seite aufgetreten ist. Ju-ae begleitete ihren Vater am Sonntag zu einem Treffen mit Raketenwissenschaftlern. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete über das Treffen und bezeichnete die Tochter als Kims «liebstes» Kind. 

Nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes ist die Neunjährige Kims zweites Kind aus der Ehe mit seiner Frau Ri Sol-ju. Es soll noch einen älteren Bruder mit Jahrgang 2010 geben und ein jüngeres Geschwister, das 2017 geboren wurde. Von den Staatsmedien wurden sie noch nie erwähnt. Zudem gehen die Angaben zu den Kindern weit auseinander, da es keine gesicherten Informationen gibt. Michael Madden, ein Nordkorea-Experte vom Stimson Center in Washington, sagt zum Beispiel, Ju-ae sei bereits zwischen 12 und 13 Jahre alt.

Familienspaziergang vor dem Test: Kim Jong-un und Ju-ae, deren Outfit farblich auf die Rakete abgestimmt scheint.

Dass nun von der «liebsten» statt wie in der Vorwoche von der «geliebten» Tochter die Rede ist, werten Beobachter als Signal für die wachsende Bedeutung des Mädchens. Auch dass die nordkoreanische Staatszeitung «Rodong Sinmun» 15 Fotos von Kim und seiner Tochter veröffentlichte. «‹Rodong Sinmun› hat deutlicher als zuvor angedeutet, dass Ju-ae die Nachfolgerin sein könnte», sagte Analyst Cheong Seong-chang vom privaten Sejong-Institut in Südkorea der «South China Morning Post». Er glaubt, Ju-ae werde künftig weiter mit ihrem Vater bei öffentlichen Veranstaltungen auftreten und zur Nachfolgerin aufgebaut werden. 

Familienbild mit Militär: Nordkoreas Diktator mit seiner Tochter und seiner Frau Ri Sol-ju.  

Yang Moo-jin, Politikwissenschaftsprofessor an der Universität für Nordkoreastudien in Seoul, warnt hingegen davor, zu viel in die öffentlichen Auftritte der Tochter hineinzuinterpretieren. Er sieht sie als Kims Versuch, sich als stabile und fürsorgliche Vaterfigur zu positionieren. «Ein Nachfolger würde streng unter Verschluss gehalten, bevor der Personenkult beginnt.» Die Tatsache, dass Ju-ae so früh in der Öffentlichkeit auftrete, deute darauf hin, dass sie nicht die Nachfolgerin werde, glaubt Yang. 

Die Schwester wird immer mächtiger

Andere Experten sagen, es wäre ungewöhnlich, wenn in der patriarchalisch geprägten nordkoreanischen Gesellschaft nicht ein Sohn dem Vater nachfolgen würde. Für Chun Su-jin, die südkoreanische Autorin eines Buches über nordkoreanische Frauen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Elite eine Herrscherin akzeptiert, nahe null. «Kim inszeniert nur eine Show, um zu zeigen, dass er ein liebevoller Vater ist – und nicht nur ein brutaler Diktator, der Raketen abschiesst», sagte sie Reuters. 

Sie ist Nordkoreas erste Aussenministerin: Choe Son-hui gibt den Medien Auskunft.  

Kim hat allerdings zwei mächtige Frauen in seiner Entourage: Choe Son-hui, die erste Aussenministerin des Landes, und seine als Kind ebenfalls in Bern lebende Schwester Kim Yo-jong. Letztere gilt als seine engste Beraterin. Die mutmasslich 1987 geborene Kim Yo-jong ist die einzige enge Verwandte des Machthabers mit einer öffentlichen Rolle in der Politik. Sie fungiert laut dem südkoreanischen Geheimdienst als «De facto-Stellvertreterin» des Diktators und beeinflusst laut verschiedenen Quellen die nordkoreanische Aussenpolitik massgeblich mit.

Einige Analysten vermuten, dass sie im Fall des Todes des Diktators Interimsnachfolgerin werde, bis eines von Kims Kindern alt genug sei, wenngleich die Machtverhältnisse in dem isolierten Land nicht klar erkennbar sind. Der nordkoreanische Machthaber ist zwar erst 38 Jahre alt, sein Gesundheitszustand gibt aber immer wieder Anlass zu Spekulationen.   

Sie ist für verbale Attacken zuständig: Kim Yo-jong drohte Südkorea im Frühling mit einem Atomwaffeneinsatz.  

So wie nun neu die Auftritte seiner Tochter. Für die frühere CIA-Analystin Soo Kim von der US-Denkfabrik Rand Corporation ist es zu früh, um Schlüsse über deren Rolle zu ziehen. Sie vermutet, Ju-aes Auftritte seien einfach nur eine Ablenkung in der derzeit angespannten politischen Situation. So schnell ist das neueste nordkoreanische Rätsel also nicht gelöst.   

 

nlu