Aufruhr am Apec-GipfelNordkorea feuert Rakete ab – Südkorea und USA reagieren mit Militärübung
Das erneute Abfeuern einer Rakete durch Nordkorea hat die internationale Gemeinschaft beunruhigt. Auch der Ukraine-Krieg und Proteste überschatteten den Auftakt zum Apec-Gipfel in Bangkok.
Südkorea und die USA haben nach Militärangaben mit einer gemeinsamen Angriffsübung in der Luft auf Nordkoreas Test einer Interkontinentalrakete (ICBM) reagiert. Zweck der Machtdemonstration am Freitag sei es gewesen, die Fähigkeiten für einen potenziellen Angriff auf nordkoreanische Raketenanlagen zu verbessern.
Beide Länder hätten ihre Bereitschaft demonstriert, «auf jede Bedrohungen und Provokationen einschliesslich einer nordkoreanischen ICBM» zu antworten, teilte der Gemeinsame Generalstab am Freitag mit. Die USA haben als Abschreckung gegen Nordkorea 28’500 Soldaten in Südkorea stationiert.
Tarnkappen-Kampfflugzeuge des Typs F35A der südkoreanischen Luftstreitkräfte konzentrierten sich den Angaben zufolge auf den Abwurf von lasergelenkten Bomben, die auf Raketenfahrzeuge mit Abschussvorrichtung gerichtet werden können. Flugzeuge desselben Typs seien zudem mit F-16-Kampfjets der US-Luftwaffe in Angriffsformation über dem Meer vor der Ostküste geflogen.
Zunehmende Spannungen
Wenige Stunden zuvor hatte Nordkorea erneut eine atomwaffenfähige Rakete ostwärts in Richtung offenes Meer abgefeuert, die theoretisch US-Territorium erreichen kann. Nach Angaben Südkoreas handelte es sich um eine Interkontinentalrakete, die bei einer Flughöhe von bis zu 6100 Kilometern etwa 1000 Kilometer weit flog.
Die Regierungen in Seoul und Tokio warfen dem weithin isolierten Nachbarland am Freitag ernsthafte Provokation vor. Kishida, der sich anlässlich des Apec-Gipfels in Bangkok aufhielt, verurteilte den erneuten Raketentest aufs Schärfste. Nordkoreas Provokationen seien «nicht hinnehmbar». Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol ordnete laut seinem Büro an, die gemeinsame Verteidigung seines Landes mit den USA zu verstärken. Auch forderte Yoon eine Reaktion des UN-Sicherheitsrats.
«Dieses neuerliche Verhalten Nordkoreas ist ein schamloser Verstoss gegen mehrere UN-Sicherheitsresolutionen», sagte auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris in Bangkok. Das Land erhöhe damit unnötig die Spannungen in der Region. «Wir verurteilen diese Aktionen aufs Schärfste und haben Nordkorea erneut aufgefordert, weitere rechtswidrige Destabilisierungen zu stoppen.»
UN-Resolutionen untersagen der selbst erklärten Atommacht Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach Bauart mit einem nuklearen Gefechtskopf bestückt werden können. Nach mehrfachen Raketentests durch Nordkorea und der Wiederaufnahme gemeinsamer Militärübungen durch Südkorea und den USA in vollem Umfang in diesem Jahr haben die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel deutlich zugenommen.
Macron: Dieser Krieg ist «auch Problem» der asiatischen Staaten
Auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine überschattete das Treffen der asiatisch-pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft. Moskau hatte am Donnerstag seine Raketenangriffe auf ukrainische Städte fortgesetzt und mehrere Städte beschossen.
Der französische Präsident Emmanuel Macron forderte die Länder der Asien-Pazifik-Region bei einer Rede in Bangkok auf, sich dem «wachsenden Konsens» gegen die russischen Aggressionen anzuschliessen. «Dieser Krieg ist auch Ihr Problem», sagte Macron, der als Ehrengast an dem Treffen teilnimmt. Frankreich ist kein Mitgliedstaat der Apec.
Frankreichs oberste Priorität sei es, zum Frieden in der Ukraine beizutragen und zu versuchen, «eine globale Dynamik zu entwickeln, um Druck auf Russland auszuüben», betonte Macron. Frankreich wolle dabei eng mit China, Indien und der gesamten Region zusammenarbeiten. Asiatische Länder wie China, Indien, Vietnam oder Kambodscha tragen die Sanktionen gegen Russland bislang nicht mit.
Der Apec gehören 21 Staaten beiderseits des Pazifiks an. In ihnen lebt weit mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung. Weitere Themen der Beratungen sollten die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise sowie der Klimawandel und die Wirtschaftserholung nach der Corona-Pandemie sein.
Heftige Proteste gegen Thailands Regierung
Beim Apec-Gipfel kam es zudem trotz Warnungen der Regierung zu Protesten. Sowohl in der Nähe des Tagungsortes als auch am berühmten Demokratiedenkmal im Zentrum der Metropole stiessen wütende Demonstranten am Freitag mit der Polizei zusammen. Die Einsatzkräfte trugen schwere Schutzmontur und drängten die Protestler zurück, nachdem diese versucht hatten, ein Behördenfahrzeug umzustürzen. Berichten zufolge sollen mehrere Teilnehmer festgenommen worden sein.
Unter anderem waren zahlreiche Poster mit Parolen gegen den thailändischen Ministerpräsidenten Prayut Chan-o-cha, aber auch gegen den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping und den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sehen. Bereits am Donnerstag hatte es Proteste gegeben.
Die Regierung hatte vor dem Gipfel die Bevölkerung aufgerufen, von solchen Aktionen abzusehen. Das Treffen sei extrem wichtig für Thailand und könne dem Land unter anderem mehr Investitionen und Tourismus bringen, hatte Prayut betont. Zehntausende Polizisten und Soldaten sichern das Event. Die Strassen rund um das Queen Sirikit Convention Center, wo sich die Staats- und Regierungschefs der Apec-Staaten bis Samstag treffen, sind weiträumig gesperrt.
Vor der Corona-Pandemie gab es immer wieder Massenproteste gegen Thailands Regierung. Die Demokratiebewegung fordert unter anderem Neuwahlen, eine Verfassungsänderung und eine Reform der Monarchie. Der General Prayut Chan-o-cha ist seit einem Putsch des Militärs 2014 an der Macht.
SDA/chk/lif
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