6. Sieg im 6. WM-Spiel«Jeder wusste, dass es ein Gugus gewesen war»
Ein 5:2-Erfolg nach einem 0:2 gegen Frankreich, die Schweizer siegen in Helsinki trotz eines Fehlstarts weiter. Doch der Fussbruch Scherweys trübt die Freude.
Es ist einfacher, mit dem Siegen fortzufahren, als wieder damit anzufangen. Davon können die ZSC Lions, deren Erfolgsserie nach neun Spielen bei einer 3:0-Führung im Playoff-Final gegen Zug riss, ein Liedchen singen.
Die Schweizer waren somit auch gegen das vermeintlich «kleine» Frankreich angehalten, mit der richtigen Einstellung fortzufahren. Doch es brauchte einen Weckruf, damit sie das begriffen. Sie mussten erst 0:2, ja fast 0:3 zurückliegen, ehe sie die Franzosen dominierten und noch 5:2 gewannen.
Mit ihrem sechsten Sieg im sechsten Spiel fuhren die Schweizer also doch noch fort auf ihren Spuren von Stockholm 2013, als sie mit neun Siegen bis in den Final gegen Schweden gestürmt waren. So weit sind wir noch lange nicht. Zuerst geht es für das Team von Patrick Fischer darum, sich am Dienstag gegen Deutschland (11.20 Uhr) den Gruppensieg zu sichern.
Davon ausgehend, dass die Kanadier gegen Dänemark und Frankreich keine Punkte abgeben, könnten sie gegen Deutschland sogar mit zwei Toren Differenz verlieren und immer noch auf Rang 1 abschliessen.
Doch eben: Es gilt, für den Viertelfinal vom Donnerstag den Schwung mitzunehmen. Und da würden die Schweizer voraussichtlich auf die Tschechen oder die jungen Amerikaner treffen, die weniger hoch einzuschätzen sind als Finnland und Schweden. Doch eben: Es steht und fällt, bei aller Klasse, mit der Konsequenz im Spiel. Und die fehlte den Schweizern, die mit ihrem Tempospiel jeden Gegner schlagen können, in den ersten 20 Minuten gegen Frankreich.
Die Franzosen, die sich den Ligaerhalt mit Siegen über Kasachstan (2:1) und Italien (2:1 in Overtime) schon gesichert hatten, konnten befreit aufspielen. Und sie profitierten anfänglich von den Nachlässigkeiten der Schweizer. In der 5. Minute verlor Corvi als letzter Mann den Puck, NHL-Crack Texier bedankte sich mit dem 1:0. Und weil die Schweizer zahlreiche Chancen verpassten, konnte Claireaux (14.) auf 2:0 stellen. Kurz darauf bot sich Texier sogar die Chance, per Penalty auf 3:0 zu erhöhen. Doch Berra stoppte seinen Versuch.
Gleich drei Bozons
Die Franzosen, gecoacht vom langjährigen National-League-Stürmer Philippe Bozon (Lugano, Servette) und mit dessen Söhnen Tim und Kevin im Team, waren ja erst durch den Ausschluss von Russland und Weissrussland in die A-Gruppe aufgerückt. In Helsinki zählten sie zu den positiven Überraschungen.
Doch als die Schweizer ab dem Mitteldrittel entschlossener auftraten, kippte die Partie. Hischier (21.), Riat (33.) und Ambühl (36.) machten auf dem 0:2 ein 3:2. Im dritten Abschnitt, nachdem die Franzosen einige Möglichkeiten zum Ausgleich verpasst hatten, traf Kukan (52.) dann zum 4:2 und Hischier (60.) noch ins leere Tor.
Dies sehr zur Freude der Schweizer Fans, die fürs Wochenende angereist waren und am Samstag beim Coup gegen Kanada (6:3) für eine mitreissende Atmosphäre gesorgt hatten. Ihren Viertelfinal werden die Schweizer mit ziemlicher Sicherheit noch in Helsinki spielen, im Siegesfall ginge es fürs Wochenende mit Halbfinals, Final und Bronzespiel nach Tampere. Es ist seit jeher das erklärte Ziel von Nationalcoach Patrick Fischer.
Dieser analysierte nach dem sechsten Sieg: «Wir kamen nach dem Höhenflug gegen Kanada emotional nicht mehr recht hoch. Zum Glück hatten wir Berra im Tor, sonst wäre es 3:0, 4:0 gestanden für die Franzosen. Nach 20 Minuten konnten wir aber den Schalter umlegen. Das schafft nicht jede Mannschaft. Die letzten zwei Drittel konnten wir mit 5:0 für uns entscheiden. Das spricht für unseren Charakter.»
Scherweys bitterer Ausfall
Was hatte Fischer in der ersten Pause gesagt: «Ich sagte, wie es ist. Eishockey ist ein ehrlicher Sport. Wir konnten froh sein, lagen wir nicht höher in Rückstand. Jeder wusste, dass es ein Gugus gewesen war, diese ersten 20 Minuten. Und ich erwähnte Tristan Scherwey. Wir hatten einen Kämpfer verloren, der extrem viel Energie reinbringt.»
Der SCB-Stürmer war schon früh unglücklich in die Bande geprallt und hatte sich dabei den Knöchel am rechten Fuss gebrochen. Dies ergaben die Röntgenaufnahmen. «Es tut extrem weh», sagte Fischer. «Tristan ist ein sehr wichtiger Spieler für uns. Es tut mir sehr leid für ihn. Er konnte schon an den Olympischen Spielen nicht teilnehmen, wir haben ihn da schmerzlich vermisst. Jetzt muss einfach jeder noch mehr geben.»
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