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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
«Dieser Zug fährt weiter als …»

Als was soll eine S-Bahn, wie zum Beispiel die S2, denn weiterfahren, wenn nicht als S2?

Zugdurchsagen haben vor allem zum Ziel, die Passagiere zu informieren – sei es darüber, welches die nächste Haltestelle ist und wohin es dann ohne Halt weitergeht oder was die nächsten Anschlüsse sind. Es gibt aber eine Art von Durchsage, die quasi der tropfende Wasserhahn in meinem bisherigen Pendlerdasein ist: «Dieser Zug fährt weiter als S2 nach Zürich-Oerlikon.»

Bis heute habe ich nicht begriffen, was der Teilsatz «als S2» soll. Und jedes Mal, wenn ich sie höre – also eigentlich jedes Mal, wenn meine S-Bahn im Zürcher Hauptbahnhof einfährt –, muss ich mich zurückhalten, um nicht «Als was, zum Kuckuck, soll sie denn sonst weiterfahren?!» zu rufen.

Doch genau diese Frage hat in gewisser Weise die Lösung für meine «Durchsagen-Misere» gebracht. Und damit wohl auch dazu geführt, dass ich mir nie die Mühe gemacht habe, herauszufinden, was denn nun eigentlich die Idee dahinter ist. Ausser vielleicht, dass man speziell vergessliche Zugfahrende daran erinnert, in welcher S-Bahn sie gerade sitzen. 

Inzwischen stelle ich mir die Frage nämlich nicht mehr wahnsinnig ernsthaft, sondern nehme sie als Einladung dafür, mir allerlei komische Szenarien zu überlegen. Als was könnte der Zug denn weiterfahren? Als Bus, Schnellzug oder vielleicht doch eher als Bienenhaus? Sehr schön finde ich auch die Vorstellung, dass der Zug im Paillettenkleid und mit Föhnfrisur in den Bahnhof Löwenstrasse einfährt und sich dann beim Rausfahren einen falschen Schnurrbart anklebt, eine Hornbrille aufsetzt und das Kleid gegen einen Anzug oder ein Clownkostüm tauscht. 

Klar, das Ganze ist ein bisschen albern. Aber genau so soll das Leben doch zwischendurch auch sein. Gelegenheit, Ernst zu sein, hat man ja schliesslich genug. Nicht zuletzt im Pendlerverkehr.