Spektakulärer TransferEin Club ist verrückt nach Schweizern
Mit Timo Meier stösst ein vierter Schweizer zum NHL-Spitzenteam New Jersey. Der kräftige Stürmer soll die Devils zum Titel schiessen.
Der Frühjahrsputz begann für Timo Meier diesmal schon im Februar. Der 26-jährige Starstürmer der Sharks, der in San Jose im gehobenen Quartier The Villas eine Wohnung besitzt, dürfte in den vergangenen Wochen seinen Hausrat durchgegangen sein und sich überlegt haben, was er behalten möchte und was nicht. Denn der Appenzeller wusste, dass sich seine Zeit in Kalifornien dem Ende zuneigen würde. Weil er zu gut geworden ist und damit zu teuer.
Die Sharks können sich eine Vertragsverlängerung ihres besten Goalgetters wegen der Salärgrenze pro Team nicht leisten, machten ihm nicht einmal ein konkretes Angebot. General Manager Mike Grier versuchte fieberhaft, ihn vor der Transfer-Deadline für einen möglichst hohen Gegenwert an ein ambitioniertes Team abzugeben. Am Sonntag spät war es so weit, sandten ihn die Sharks in einem monströsen Tauschgeschäft, das neun Spieler und vier Draftpicks umfasste, zu den New Jersey Devils.
«Wir wollen Timo!»
Die Fans der Devils hatten sich den Schweizer sehnlichst gewünscht und das am Samstag beim 7:0-Kantersieg gegen Philadelphia nochmals klargemacht. «Wir wollen Timo! Wir wollen Timo!», skandierten sie im Mitteldrittel im heimischen Prudential Center. Als der Deal über die Bühne gegangen war, sagte Tom Fitzgerald, der General Manager der Devils, mit einem schelmischen Lächeln: «Wir haben intern schon lange über Timo geredet, offenbar dachten unsere Fans das Gleiche.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Nicht, dass Fitzgerald jeder Forderung der Fans nachgeben würde. Als diese bereits im zweiten Saisonspiel die Entlassung von Coach Lindy Ruff forderten («Fire Lindy! Fire Lindy!»), hielt er an diesem fest – worauf die Devils zu einem Höhenflug ansetzten, der bis heute anhält. Aktuell sind sie mit 83 Punkten die Nummer 3 der Liga, die Sharks mit 48 Zählern die Nummer 29 von 32 Teams. Dank dem Trade hat Meier also den Lift nach oben genommen. Die Devils spielen erstmals seit 2018 wieder im Playoff mit, und er soll das Puzzlestück sein, das ihnen in der Offensive noch gefehlt hatte.
Die helvetische Kolonie
Es dürfte geholfen haben, dass die Devils schon sehr gute Erfahrungen mit Schweizern gemacht haben, inzwischen richtiggehend verrückt sind nach diesen. In New Jersey verstärkt Meier die helvetische Kolonie mit Captain Nico Hischier, Verteidiger Jonas Siegenthaler und Goalie Akira Schmid. Dies werde ihm vieles erleichtern, sagte er im Call mit den nordamerikanischen Medien: «Nicht nur bekannte Gesichter zu sehen, sondern sogar auf Jungs zu treffen, die meine Sprache sprechen und aus meiner Heimat stammen.» Mit Hischier ist Meier befreundet, die beiden harmonierten im vergangenen Frühjahr an der WM in Helsinki miteinander.
Gross, kräftig und gradlinig – mit seinen Stärken scheint Meier die ideale Ergänzung zu den spielstarken Mittelstürmern Hischier und Jack Hughes. In New Jersey ist er mit 26 auf einmal einer der Älteren. «Dabei war ich doch immer der Junge», sagt er schmunzelnd. Die Devils haben einen Neuaufbau hinter sich, dank der Nummer-1-Picks Hischier (2017) und Hughes (2019) greifen sie wieder an. Sie begeistern mit ihrem dynamischen Eishockey, in der Abwehr ist der Zürcher Hüne Siegenthaler als ruhender Pol ein Schlüsselspieler. Und Junggoalie Schmid glänzt, wenn er die Chance bekommt. Am Samstag wurden die drei zu den drei Stars des Spiels gewählt – eine Schweizer Premiere in der NHL.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Aktuell noch angeschlagen, stösst Meier am Donnerstag auf der Auswärtsreise der Devils in Denver zum Team. Die Erwartungen an ihn sind hoch, doch damit kann er umgehen. Er wusste schon vor dieser Saison, dass er sich mit starken Leistungen für einen hoch dotierten neuen Vertrag empfehlen muss. Und obschon die Sharks straucheln, ist er mit 31 Treffern auf gutem Weg, seinen letztjährigen Bestwert (35) zu übertreffen.
Der mit 24 Millionen Dollar dotierte Vierjahresvertrag, den er 2019 unterschrieb, läuft im Sommer aus. Die Devils sicherten sich seine Dienste mit dem Plan, ihn längerfristig zu binden. Wie schon Hischier und Siegenthaler, die in New Jersey bis 2027 respektive 2028 unter Vertrag sind. Meiers Marktwert dürfte im Bereich jenem von Hischier liegen, der im Jahr 7,25 Millionen Dollar verdient. Um sein Salär unterzubringen, wird sich General Manager Fitzgerald noch etwas einfallen lassen. Aber klar ist aufgrund der Assets, die er für Meier abgab, dass er diesen nicht nur zur Miete fürs Playoff verpflichtete.
Hatten die Schweizer lange gar keinen Ruf in der NHL, weil es da von ihnen zu wenige gab, haben nun Stars wie Roman Josi, Hischier und Meier dafür gesorgt, dass «Swiss Made» auch in der besten Eishockeyliga ein Qualitätsmerkmal geworden ist. Das bekam nun auch Nino Niederreiter zu spüren, der am Sonntag wie Meier wegtransferiert wurde – gegen seinen Willen. Der Bündner hatte im Sommer einen Zweijahresvertrag bei Nashville unterschrieben, wo sein Freund Roman Josi der Captain ist. Weil die Predators das Playoff verpassen dürften, gaben sie den 30-Jährigen nun ans besser positionierte Winnipeg ab, im Tausch für einen Zweitrundenpick im NHL-Draft 2024.
Niederreiter hatte sich in Nashville gut eingelebt, war untröstlich. Ist es in der Country-Metropole Nashville über 20 Grad warm, werden in Winnipeg dieser Tage bis zu minus 20 Grad gemessen. Die NHL kann ein kaltes Business sein.
Fehler gefunden?Jetzt melden.