Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Diese 5 Fragen stellen sich zum Glyphosat-Prozess

Das Monsanto-Herbizid Roundup ist hoch umstritten. Der Bayer-Konzern wehrt sich gegen die Vorwürfe, das Mittel sei krebserregend. Ein US-Gericht sieht das anders. Foto: Keystone
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

1. Was haben die Richter entschieden?

Der deutsche Bayer-Konzern ist seit Monaten mit einer Klagewelle konfrontiert, weil das vom Tochterunternehmen Monsanto vertriebene Spritzmittel Roundup im Verdacht steht, Krebs zu erzeugen. Ein Bundesbezirksgericht in San Francisco entschied bereits in der vergangenen Woche, dass Monsanto für Krebsrisiken des Unkrautvernichtungsmittels Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat haftbar ist. Das Gericht verurteilte Bayer nun in der Nacht zu heute, dem an Lymphdrüsenkrebs erkrankten Kläger Edwin Hardeman Schadenersatz in Höhe von 80 Millionen Dollar zu zahlen. Bemerkenswert: Die Anwältin des Klägers hatte lediglich eine Zahlung in Höhe von 18 Millionen Dollar gefordert. Bayer kündigte noch in der Nacht an, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen.

2. Warum ist das Urteil wichtig?

Bei dem Urteil handelt es sich um eine Art Musterfall in einem Verfahren, welches massenhafte Klagen betrifft. Mehrere dieser sogenannten «Bellwether trials» sind angesetzt. Das Ziel der Verfahren ist es, die möglichen Schäden und die Höhe allfälliger Vergleichszahlungen zu ermitteln. Ende Januar waren Bayer insgesamt 11'200 Klagen wegen des Monsanto-Mittels Roundup zugestellt worden, wie das Unternehmen erklärt hatte. Allein bei dem Gericht in San Francisco sind laut Medienberichten mehr als 760 weitere Verfahren anhängig. Das in der Nacht ergangene Urteil war zudem das erste vor einem Bundesgericht. Bayer betonte in einer Stellungnahme, dass jedes Verfahren gesondert auf der Basis der jeweiligen Umstände und rechtlichen Bedingungen zu betrachten sei. Bereits heute beginnt ein weiterer Prozess in Kalifornien gegen Monsanto.

3. Was bedeutet die Entscheidung für den Kläger?

Edwin Hardeman ist ein 70 Jahre alter Rentner aus Kalifornien, der das Unkrautvernichtungsmittel während Jahrzehnten auf seinem Grundstück eingesetzt hatte. 2015 war bei ihm Lymphdrüsenkrebs festgestellt worden, inzwischen gilt er als geheilt. Nachdem das Unternehmen bereits angekündigt hat, Rechtsmittel einzulegen, wird sich Hardeman auf weitere Verhandlungen einstellen müssen, die womöglich noch Jahre dauern. Dies gilt auch für den Hausmeister Dewayne Johnson, dem eine Geschworenenjury ebenfalls in San Francisco im August des vergangenen Jahres 289 Millionen Dollar an Schmerzensgeld und Entschädigung zugesprochen hatte. Die Strafe wurde dann im Nachhinein auf rund 78 Millionen Dollar gesenkt. Es war das erste Urteil gegen Monsanto.

----------

Bildstrecke: Monsanto muss Millionen zahlen

1 / 12
Zum Einsatz kommt Glyphosat in der Landwirtschaft.
Begnügte sich mit einer niedrigeren Entschädigung: Kläger Dewayne Johnson. (Archivbild)
Johnsons Reaktion auf den Urteilsspruch am 10. August 2018.

----------

4. Wie gefährlich ist Glyphosat im Alltag?

In der Forschung wird seit Jahren über die Frage gestritten, ob das in Roundup enthaltene Glyphosat Krebs auslöst oder nicht. Mehrere Umweltbehörden, darunter die Behörden in den USA und der EU, sagen Nein und haben den Wirkstoff daher zugelassen. Die EU-Behörde gab zuletzt 2017 für weitere fünf Jahre grünes Licht. Die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (Iarc) urteilte jedoch, dass Glyphosat «wahrscheinlich krebserregend bei Menschen» sei. In der Schweiz wird Glyphosat auch in der Landwirtschaft eingesetzt – mit rückläufiger Tendenz. Bayer sagte, dass das jüngste Urteil nichts ändere «am Gewicht von über vier Jahrzehnten umfangreicher wissenschaftlicher Arbeit und den Schlussfolgerungen von Regulierungsbehörden weltweit, welche die Sicherheit unserer Glyphosat-basierten Herbizide und die Schlussfolgerung stützen, dass diese nicht krebserregend sind». Allerdings sind die sechs Geschworenen am Bundesbezirksgericht in San Francisco zu einer anderen Auffassung gelangt.

5. Was bedeutet das Urteil für Bayer?

Für Bayer und den einstigen Konkurrenten Monsanto ist das Urteil heikel. Das lässt sich unter anderem an der Tatsache ablesen, dass sich Bayer-Chef Werner Baumann immer wieder kämpferisch äussert und sich in allen Verfahren zur Wehr setzen will. Dabei ist nicht nur allein die Klagewelle ein Problem für das Unternehmen. Analysten sprechen im Zusammenhang mit der Klagewelle von möglichen Zahlungen von über 40 Milliarden Dollar oder sogar noch höheren Beträgen. Doch damit nicht genug: Glyphosat-haltige Unkrautvernichtungsmittel sind auch ein wichtiger Umsatzträger für das Unternehmen. Nicht zu vergessen, dass sich Bayer die Probleme durch den Kauf des US-Unternehmens Monsanto selbst ins Haus geholt hat. Zwar soll der Name Monsanto für immer verschwinden. Doch der 63 Milliarden Dollar teure Zukauf, der erst 2018 genehmigt worden war, ist umstritten und könnte sich als toxisch für Bayer erweisen. Abzulesen ist das gestiegene Misstrauen am Aktienkurs: Die Bayer-Papiere sind heute im frühen Handel ins Minus gerutscht. Bei Bekanntwerden der richtungsweisenden Entscheidung in der vergangenen Woche sackten die Aktien um 13 Prozent ab.