Vorsprung dank Schulabbruch«Die zweite Firmengründung geniesse ich jetzt»
Kurz vor der Corona-Krise gründet der Ostschweizer Unternehmer Josip Sunic sein zweites Start-up – eine Service-App für einfache Terminvereinbarungen. Doch die Pandemie stellt das ehrgeizige Projekt vor zusätzliche Hürden.
Es gibt viele Menschen, die wagen es nie, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Nicht so der St. Galler Josip Sunic, der mit 30 Jahren in den Startlöchern für sein bereits zweites Start-up steht. «Diese Firmengründung geniesse ich jetzt. Früher habe ich so viele Fehler gemacht – und daraus gelernt», sagt er.
2013 hat der Schweizer mit kroatischen Wurzeln sein erstes Unternehmen gegründet: die Firma Prime Computer, die auf geräuschlose und energieeffiziente Mini-PCs spezialisiert ist. Das Unternehmen entwickelte sich gut, und nach einigen Jahren konnte Sunic sein «Erstlingswerk» verkaufen.
Bei seiner ersten Gründung war Sunic Anfang 20 und damit jünger als viele seiner Gründer-Kollegen. Das hat einen einfachen Grund: Er hat keinen regulären Schulabschluss. Nach der Primarschule wechselte er an die Kantonsschule – brach diese dann aber ab, um sich selbstständig zu machen. Heute sieht er das auch ein bisschen als sein Erfolgsrezept. «Leute, die die Schule fertig machen und studieren, fangen mit 25 an zu geschäften, ich habe schon mit 12 angefangen. Da hat man über zehn Jahre Vorsprung.»
Die Idee kam beim Arztbesuch
Bei seiner zweiten Gründung will Sunic nun ins Softwaregeschäft einsteigen und eine App entwickeln. Dabei schwebt ihm eine Anwendung vor, bei der Kunden Termine mit nur einer App vereinbaren können – etwa beim Arzt, dem Physiotherapeuten oder beim Masseur. Dazu wählen sie aus einem Katalog die gewünschte Dienstleistung sowie einen möglichen Zeitraum aus und sehen dann, welcher Arzt oder Therapeut im Umkreis einen Termin frei hat.
Telefonanrufe und mühsame Warteschlangen fallen weg. Das soll auch die Ärzte und insbesondere die Praxisadministration entlasten. Die Praxen zahlen einen Franken, wenn ein Kunde einen Termin bucht.
«Das telefonische Termin-Management war eine Katastrophe.»
Die Idee dazu hatte Sunic nach einem Besuch beim Dermatologen. Dieser klagte ihm sein Leid, wie aufwendig und zeitraubend die Terminvereinbarungen seien. Er hörte sich bei weiteren Ärzten, Physiotherapeuten oder Masseuren um, und dort war die Lage nicht besser. «Das telefonische Termin-Management war bei allen eine Katastrophe», sagt Sunic. Die Idee für den «AppArranger» war geboren.
Das Startgeld für seine zweite Firmengründung nahm Sunic aus dem Verkauf seiner ersten Firma. Zusätzlich baute sich der ehrgeizige Gründer ein Netz von mittlerweile rund 100 Privatinvestoren auf, die ihm Geld für die Entwicklung der App zur Verfügung stellten. Über eine Million Franken hat Sunic bereits in die neue Anwendung investiert, weitere vier bis fünf dürften dazukommen, bis die neue Firma auf sicheren Beinen steht. Zusätzliche Unterstützung kommt von Microsoft, die im Rahmen ihres Start-up-Programms die technische Infrastruktur zur Verfügung stellen. Wenn alles nach Plan verläuft, dann ist der «AppArranger» Anfang nächsten Jahres auf dem Markt – zuerst in der Schweiz und im Anschluss auch in Österreich und Deutschland .
«Viele Start-ups haben nach einer Woche den Bettel hingeschmissen und aufgehört, Investoren zu suchen.»
Doch selbst bei seiner zweiten Gründung lief nicht alles ohne Probleme ab. Der Ausbruch der Corona-Pandemie machte die Investoren-Suche schwieriger. «Viele Start-ups haben nach einer Woche den Bettel hingeschmissen und aufgehört, Investoren zu suchen.» Doch Sunic traf seine potenziellen Geldgeber über Video und konnte einige von ihnen überzeugen. «Man muss dranbleiben und sich bewusst sein, dass es einen Monat vielleicht super läuft und man im nächsten Monat nicht weiss, wovon man die Löhne bezahlt.»
App unterstützt bei Botengängen
In einem kürzlich erschienenen Gastbeitrag warnte er vor den wirtschaftlichen Folgen eines zweiten «Quasi-Lockdown». In seinem Umfeld hätten Unternehmer bereits Tausende von Beschäftigten entlassen. Statt flächendeckenden Regeln spricht er sich für punktuelle Einschränkungen aus – etwa der Isolation von Risikopatienten. Sie sollen vom Bund mit allem Nötigen beliefert werden. «Wenn diese nicht mehr aus dem Haus müssen, gibt es keinen Grund für radikale Einschränkungen dieser (Un)Art für alle», schreibt er. Zudem hegt er Zweifel an der Validität der Corona-Fallzahlen.
Geschäftlich bietet die Krise für Sunic jedoch auch zusätzliche Möglichkeiten: Sein Unternehmen «AppArranger» setzte kurzerhand eine App auf: Der «HelpArranger» ist eine Art Vorversion der geplanten Dienstleistungs-App. Sie ist kostenlos und ermöglicht Hilfesuchenden, in ihrer Umgebung Unterstützung zu finden – etwa für kleine Botengänge oder Aufgaben im Haushalt.
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