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Gastbeitrag
Die katholische Synode in Rom beschliesst auch mutige Schritte – sind die Bischöfe reformbereit?

TOPSHOT - Prelates attend a holy mass for the opening of the Ordinary General Assembly of the Synod of Bishops, on October 2, 2024 at St Peter's square in The Vatican. (Photo by Alberto PIZZOLI / AFP)
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In Rom ging am Sonntagmorgen die Weltsynode zu Ende. 351 Männer, vor allem Bischöfe, und 54 Frauen aus aller Welt haben vier Wochen über grundlegende Reformen in der katholischen Kirche beraten. Besonders in Europa waren die Erwartungen an die Synode enorm. Es ging um nichts weniger als die Frage: Gelingt dem Vatikan der Anschluss an die Moderne? Und: Gewährt die katholische Kirche Frauen endlich gleiche Rechte? 

Die europäischen Erwartungen an greifbare Reformen sind enttäuscht worden, auch deshalb, weil eine Synode keine Beschlüsse fassen kann. Da ist das Kirchenrecht eindeutig. Aber sie kann Empfehlungen aussprechen und Druck aufbauen. Zwar bleiben die Synodalen im Abschlussdokument in vielen Punkten vage, es gibt aber auch positive Zeichen.

Gegen den Widerstand des Papstes

So fordert die Synode von den Ortskirchen unter anderem mehr Einfluss von Laien auf kirchliche Entscheidungen, Mitspracherecht bei Bischofswahlen und eine Rechenschaftspflicht der Bischöfe gegenüber ihrer Basis inklusive regelmässiger Evaluierung ihrer Arbeit.

Und auch in der für den Westen wichtigen Frauenfrage blieb die Synode standhaft – gegen massive Widerstände aus dem Vatikan. Obwohl der Papst während der Synode dem Frauendiakonat zunächst eine Absage erteilte, ertrotzten Reformkräfte einen Passus im Abschlussdokument, der fordert, die Diskussion über den Zugang von Frauen zu Weiheämtern fortzuführen.

Innerkirchlich ist die Durchsetzung dieses Passus ein beachtlicher Erfolg, der vom modernen Selbstverständnis gerade der Synodenfrauen zeugt. Eine andere Frage ist, ob der Beschluss, die Frauenfrage weiter zu diskutieren, ausreicht, um den seit Jahren andauernden Exodus der Frauen zu stoppen.

«Für die Schweiz kommt die Synode eigentlich zu spät», räumte die Schweizer Delegierte Helena Jeppesen-Spuhler im September ein. Denn aus ihrer Sicht ist die Gefahr sehr real, dass die katholische Kirche in der Schweiz noch mehr Mitglieder verlieren wird, wenn man in der Frauenfrage keine Lösung findet, so äusserte sie sich im «Pfarrblatt Bern». Und trotzdem kämpfte sie in Rom für Gleichberechtigung. Während der Synode wurde sie zur inoffiziellen Anführerin der Frauenlobby. Jeppesen-Spuhler schmiedete Allianzen, organisierte eine Audienz der Frauen beim Papst und fand immer wieder klare Worte gegen das päpstliche Nein zum Frauendiakonat. Dafür gebührt ihr Respekt. Denn Druck und Gegenwind, denen sie in den letzten Wochen ausgesetzt war, dürften gross gewesen sein.

Auch wenn die Synode selbst keine Reformen liefern konnte, so sind ihre Beschlüsse ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dorthin. Der Papst hat den Abschlussbericht bereits approbiert. Das macht ihn nicht zum Kirchenrecht, aber es gibt ihm mehr Gewicht. Nun liegt es auch an den nationalen Bischofskonferenzen, was sie daraus machen.

Jetzt müssen die Bischöfe handeln

Mit der sogenannten Synodalitätskommission verfügt die Schweiz seit September sogar über eine entsprechende Struktur, welche die Forderungen nach mehr Partizipation umsetzen könnte. Wie viele konkrete Reformen aus der Synode hervorgehen, liegt damit nicht mehr allein an Rom, sondern auch an der Schweizer Bischofskonferenz.

Eine gute Nachricht für alle, die auf Reformen hoffen: Helena Jeppesen-Spuhler ist Mitglied der Synodalitätskommission. Dass sie weibeln kann, hat sie in den letzten Wochen eindrücklich bewiesen.

Annalena Müller ist promovierte Historikerin, Schwerpunkt Kirchengeschichte, heute Chefredaktorin des «Pfarrblatts Bern», zuvor bei kath.ch