AboVenedig nach dem LockdownDie verkaufte Stadt gehört wieder den Bewohnern
Die schönste Zeit, um nach Venedig zu fahren? Jetzt, weil die anderen Touristen noch nicht da sind. Von Venezianern, die ihre leere Stadt gerade lieben und doch sehnlichst erwarten, dass der Irrsinn wieder anfängt.
Die Barbaren sind zurück. Die ersten sind zwei deutsche Männer mittleren Alters. Sie ziehen sich aus bis auf die Boxershorts, werfen sich ins Wasser des Canal Grande, schwimmen unter dem Ponte di Rialto durch, atemlos, steigen bei der Riva del Vin wieder aus dem Wasser, die Treppen hoch, die Brust raus im Triumph. Gefilmt werden sie von einem Venezianer, der sie von seinem Boot aus beobachtet. Und anfeuert: «Bravissimo, bravo, bravo. Well done.» Dann sagt er: «Goldòn!» Immer wieder: «Goldòn.» Das ist ein Schimpfwort im venezianischen Dialekt, es steht eigentlich für Präservativ, abgeleitet von «Gold one», so hiess eine Kondommarke aus Amerika. Lange her.