Wohnungsnot im Kreis 5Rund tausend Personen protestieren gegen Leerkündigungen in den Sugus-Häusern
An einer Protestaktion äussern sich am Sonntagnachmittag Anwohnende und Politikerinnen kritisch zu den Kündigungen. Am selben Tag schaltet sich auch Stadtpräsidentin Corine Mauch ein.

- Tausend Menschen protestierten in Zürich gegen Leerkündigungen in den Sugus-Häusern.
- Rednerinnen und Redner kritisieren das Vorgehen der Besitzerin der Häuser.
- Corine Mauch sucht mit der Erbin das Gespräch.
Die Leerkündigungen in den Sugus-Häusern schlagen auch Tage nach Bekanntwerden noch Wellen: Rund 1000 Personen protestierten am Sonntagnachmittag an einer bewilligten Kundgebung unmittelbar vor den betroffenen drei Mehrfamilienhäusern an der Ecke Neugasse/Röntgenstrasse. Die Balkone der Häuser im Kreis 5 waren mit bunten Transparenten behängt, in der Menge verteilten Bewohnerinnen und Bewohner die bekannten bunten Zältli. «Sugus bleibt Heimat!» lautete der Slogan.
Die Protestierenden forderten eine Rücknahme der Kündigungen bis Weihnachten. Zahlreiche Rednerinnen und Redner, darunter Betroffene aus den Sugus-Häusern wie auch Vertreterinnen und Vertreter von GLP, AL, SP und Grünen, äusserten am Mikrofon ihren Unmut über die Leerkündigungen.

«Ich werde bis zum letzten Quadratmeter mit euch zusammen kämpfen», sagte SP-Nationalrätin Jacqueline Badran. Sie rechnete vor, dass die Inhaberin der Häuser, Regina Bachmann, mit einer Neuvermietung eineinhalb Millionen pro Jahr zusätzlich verdienen werde, dies, «ohne dass sie irgendetwas dafür macht».
Regina Bachmann, Tochter von Leopold Bachmann, der die Siedlung 1999 unter sozialen Aspekten erbaute, stand mehrheitlich im Fokus der Reden. Sie hat vor einigen Jahren drei von neun Sugus-Häusern von ihrem Vater geerbt. Als Begründung für die 105 Kündigungen nannte sie Baufälligkeit, was von der Bewohnerschaft vehement bestritten wird.
Kritisiert wurden an ihrem Vorgehen zudem die kurze Frist von nur knapp vier Monaten und die «Gier», die als einziges Motiv hinter den Kündigungen stehe. Ein Bewohner machte ihr am Mikrofon auch ein Gesprächsangebot in Form eines Adventskalenders: Jeden Abend steht eine andere Wohnung für sie offen.
Corine Mauch sucht Gespräch mit Inhaberin
Ein Gesprächsangebot machte am Wochenende auch die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP): «Zusammen mit Hochbauvorsteher André Odermatt (SP) werde ich die Eigentümerin der drei Liegenschaften um ein Gespräch bitten», sagte Mauch dem «SonntagsBlick». Dabei wolle sie die Gründe für das Vorgehen verstehen und ausloten, wie die Stadt die Situation für die Mietparteien verbessern könne.

Gemeinderat David Garcia Nuñez nahm in seiner Rede am Sonntag die Stadtregierung in die Pflicht. Die Leerkündigung in den Sugus-Häusern sei kein Einzelfall, sagt er. «Der Stadtrat muss früher reagieren und Lösungen aushandeln, bevor es zur Katastrophe kommt.» Auch werde es Zeit, dass die Betroffenen sich stadtweit vernetzen würden, um gegen die Gentrifizierung in allen Quartieren anzukämpfen.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt am Mikrofon eine langjährige Bewohnerin der Sugus-Häuser. Ihr Vater habe 1999 die Gerüste um die Sugus-Häuser gebaut, weshalb sie Leopold Bachmann persönlich gekannt habe. Er habe ihr eine Wohnung mit der Bemerkung angeboten, genau für Leute wie sie habe er die Siedlung erbaut. «Als Ureinwohnerin des Kreises 5 kann ich nicht glauben, dass ich jetzt ausziehen sollte», sagte die Rednerin.
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