Publikum an Grossanlässen Die Stadien werden sich füllen, aber wie?
Bund und Kantone sind sich einig, dass Fussball- und Eishockeymatchs ab Oktober wieder vor grossem Publikum stattfinden. Uneins sind sie in der Frage, wie viele Leute in die Stadien sollen und wie man sie platziert.
![Jeder zweite Sitz im Stadion soll in Zukunft freibleiben: So stellt man sich im Innendepartement von Bundesrat Alain Berset ab Oktober die Verteilung des Publikums im Stadion vor.](https://cdn.unitycms.io/images/APirfa3DKq4BC68-xQYWCb.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=CFGXh1oJzx0)
Stadien und Konzertsäle werden sich ab Oktober wieder füllen. In der Frage, wie viele Leute maximal zu Grossanlässen dürfen und wie sie verteilt sein sollen, nähern sich der Bundesrat Alain Berset und die Kantone langsam an. Die Diskussionen sind in der Endphase.
Bersets Innendepartement (EDI) schlug den Kantonen vor, dass bei Aussenveranstaltungen wie Fussballmatchs zwei Drittel aller Sitzplätze besetzt sein dürfen und es keine Stehplätze geben darf. Bei Innenveranstaltungen wie Eishockeymatchs sollten Clubs aber nur die Hälfte der Sitzplatztickets verkaufen. Zudem sollte jeder zweite Sitz frei bleiben – zur Einhaltung des Sicherheitsabstands.
Auch für die Kantone ist eine Einschränkung der Zuschauerkapazitäten unerlässlich. Sie verlangen vom Bund aber eine Korrektur nach unten. Gemäss Recherchen dieser Zeitung schlug die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK) den Kantonen zunächst eine Sitzplatzbeschränkung von 60 Prozent für Aussenveranstaltungen und 40 Prozent für Innenveranstaltungen vor. Doch die GDK fand sich nun vor allem darin, dass zwischen jedem besetzten Platz ein Platz frei bleiben soll. Dieses Prinzip liefe darauf hinaus, dass sowohl Fussball- wie auch Eishockeyclubs lediglich die Hälfte ihrer Sitzplatzkapazitäten nutzen können. Bersets Departement ist nun wieder an der Reihe. Dieses muss eine Verordnung zur Durchführung von Grossanlässen ausarbeiten. Nächste Woche wird der Bundesrat die Verordnung verabschieden.
«Bei der Zuschauerkapazität gibt es keinen Grund, zwischen Innen- und Aussenanlässen zu unterscheiden.»
Am Donnerstagvormittag trafen sich Vertreter der Bundesverwaltung mit Repräsentanten von Sportverbänden, der Eventbranche und der Kultur zu einem Austausch. «Der Inhalt und die Diskussionen der Anhörung sind vertraulich», sagt Denis Vaucher, der Direktor der zwei höchsten Eishockeyligen. Vaucher betont aber: «Bei der Zuschauerkapazität gibt es keinen Grund zwischen Innen- und Aussenanlässen zu unterscheiden. In modernen Stadien ist die Durchlüftung ausgezeichnet. Und ältere Hallen wie in Bern und Ambri sind ja ohnehin gut naturbelüftet, weil sie offen sind.» Es gebe keine verlässlichen Studien, die besagen würden, dass das Ansteckungsrisiko in einer Halle deutlich grösser sei als in einem Fussballstadion. «Wir fordern gleich lange Spiesse und dass es keine Diskriminierung im Gastrobereich gibt und man Grossveranstaltungen gleich behandelt wie den Rest der Gastronomie», so Vaucher.
«Spiele mit Zuschauern sind für die Clubs lebensnotwendig.»
Zufriedener mit den skizzierten Lösungen sind Vertreter von Fussballclubs. YB-Sportchef Christoph Spycher sagt: «Wir sind froh, scheinen Spiele mit Zuschauern wieder absehbar. Dies ist für die Clubs lebensnotwendig, und wir setzen alles Menschenmögliche daran, dass die Gesundheit der Fans nicht gefährdet wird. Mit 50 Prozent Sitzplatzauslastung wären für uns Heimspiele wirtschaftlich natürlich nicht wirklich interessant, aber es wäre ein Anfang zur Linderung.»
Wie für jeden Fussballclub ist auch für den FC Basel seit Wiederaufnahme des Spielbetriebs jedes Heimspiel ein Verlustgeschäft. Trotz fast leerem Stadion blieben die Jahreskartenbesitzer mit dem Club solidarisch. FCB-Präsident Bernhard Burgener sagt: «Ab November beginnt der nächste Jahreskartenverkauf. Die Frage der Stadionauslastung wird entscheidend sein. Nicht auszudenken wäre, wenn uns zumindest die diskutierten Kapazitäten nicht bewilligt würden.»
Hilfspakete werden justiert
Ein Entgegenkommen an die Fussball- und Eishockeyclubs zeichnet sich bei Bedingungen für die Hilfspakete von maximal 350 Millionen Franken ab. Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) hat sich für eine Überarbeitung der Konditionen ausgesprochen. Sie dürfte das Geschäft in der Herbstsession nochmals beraten. Wegfallen sollen die umstrittene Solidarhaftung sowie die kurze Rückzahlungsfrist. Angedacht sind Darlehen mit Rangrücktritt.
Mit der Öffnung des Sport- und Kulturlebens schlägt die Schweiz einen Sonderweg ein. Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel will bis mindestens Ende Dezember 2020 alle Grossveranstaltungen verbieten, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregelungen nicht möglich ist. Eine Arbeitsgruppe wird aber Vorschläge zum Schutz von Zuschauern bei landesweiten Sportveranstaltungen machen. Frankreich wiederum scheint einem erneuten Lockdown näher zu sein als einer Öffnung des öffentlichen Lebens.
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