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Das Olympische Feuer brennt
Die Spiele sind eröffnet – und Putin langweilt sich

Die Spiele sind eröffnet, doch der olympische Geist ist fern.
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Die Feier ist zu Ende. Das Feuer brennt. Und die Flamme ist klein. So klein wie vielleicht noch nie in der olympischen Geschichte, sie soll als Symbol stehen für die chinesischen Bemühungen im Umweltschutz. Naja. 

Bei eisigen Temperaturen und mit einer mehr als zweistündigen Show sind die Olympischen Spiele in Peking losgegangen. Und es gab bei dieser Feier im Olympiastadion weitere Symbole, die nicht so richtig passen wollen zum Austragungsland. Es war eine Show voller Farbe, Licht und Feuerwerk. «One World, one Family», hiess das Motto. «Eine Welt, eine Familie» also als Hauptbotschaft des Landes, das sich so schwertut mit Menschenrechten und Demokratie. 

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Leuchtende Eishockeyspieler waren auch Teil der Performance.
Die Schweizer Delegation, angeführt von Wendy Holdener und Andres Ambühl.
Die Eröffnungsfeier startet mit der Botschaft: «Happy Chinese New Year.»

Die Rede von Thomas Bach setzte da schon einen Gegenpunkt. Der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) war zuletzt arg in die Kritik geraten ob seiner vielen netten Ansprachen gegenüber China. Dieses Mal hat er sich in seiner Rede zu einer etwas klareren Botschaft durchgerungen.

Unter dem Dach des olympischen Dorfes werde es keine Diskriminierung geben, sagte Bach. «In einer Welt, in der Spaltung, Konflikte und Misstrauen ständig zunehmen, zeigen wir, dass Menschen erbittert miteinander ringen, aber gleichzeitig friedfertig und in gegenseitiger Achtung zusammenleben können.» Das sei die Mission der Olympischen Spiele, «wir bilden immer neue Brücken anstatt trennende Mauern zu errichten».

Bach appellierte danach an «alle politischen Stellen in der Welt», sich an die von der UNO-Vollversammlung verabschiedete olympische Waffenruhe zu halten. «Gebt dem Frieden eine Chance!» Wladimir Putin hat es im besten Fall gehört, er sass wie Chinas Staatspräsident Xi Jinping im Stadion. Bilder zeigen aber, dass Putin zwischendurch eingenickt ist. 

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Xi Jinping eröffnete die Spiele offiziell mit einem Kürzestauftritt. Er war deshalb fast nur Statist an einem Tag mit vielen anderen Darstellern. 

Eine Uigurin entzündet die Flamme

Alles nur Propaganda? Die uigurische Langläuferin Dinigeer Yilamujiang entzündet gemeinsam mit Zhao Jiawen (Nordische Kombination) das olympische Feuer.

Der Umgang der Chinesen mit den muslimischen Uiguren ist ein Grund, weshalb das Land bei vielen derart in der Kritik steht. Mindestens eine Million Uiguren und Vertreter anderer Minderheiten sind laut Schätzungen in den vergangenen Jahren in Umerziehungslager gesteckt worden, die chinesische Verantwortliche als «Fortbildungseinrichtungen» bezeichnet haben. Es gibt Berichte über Folter, Misshandlungen und ideologische Indoktrinierung.

Und deshalb sorgt für Aufsehen, dass das olympische Feuer von der uigurischen Langläuferin im chinesischen Team, Dinigeer Yilamujiang, entzündet wird – gemeinsam mit dem Nordischen Kombinierer Zhao Jiawen. 

Mehr Wirbel um Dinigeer Yilamujiang wird es in diesen Tagen kaum geben. In der laufenden Saison ist sie im Weltcup nicht in Erscheinung getreten. Im vergangenen Jahr belegte sie bei den Weltmeisterschaften in Oberstdorf über 10 Kilometer Freistil den 41. Platz. An diesen Spielen ist die 20-Jährige ist für den Start im olympischen Skiathlon gemeldet.

Die grosse Schweizer Delegation

Gleich nach Österreich und unmittelbar vor Schweden marschierten die Schweizer ein, angeführt von Eishockeyspieler Andres Ambühl und Skifahrerin Wendy Holdener. Die Schweizer Delegation war eine der grössten dieser Eröffnungsfeier. Wie sie auftrat, sehen Sie im Video oben.

Die ausbleibende Rede

Stehen in der Kritik IOK-Präsident Thomas Bach und Xi Jinping, Chinas Staatspräsident.

Zum ersten Mal wichen die Organisatoren vom Skript ab, da hatte die eigentliche Zeremonie noch nicht einmal begonnen. António Guterres, der UNO-Generalsekretär, sollte eine Rede halten, in der es auch um Menschenrechte geht, was ja bekanntlich ein grosser Kritikpunkt dieser Spiele ist und auch bleiben wird. Doch die Videobotschaft des Portugiesen wurde zumindest im TV nicht eingespielt. Ob das nur ein Zufall war? Später tauchte das Video der Rede auf Twitter auf.

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Comeback von Cool Runnings

Immer für ein Tänzchen gut: die jamaikanische Delegation beim Einlauf ins Vogelnest.

Manchmal schaffen es wahre Sportgeschichten bis ins Kino. Im Normalfall braucht es dafür: Grosse Helden. Fiese Plots. Böse Abstürze. Oder vier Typen aus der Karibik, die sich im Wintersport versuchen. 1988 starteten die Jamaikaner im Viererbob in Calgary, die Geschichte schaffte es als «Cool Runnings» in die Kinos.

In Peking haben die Jamaikaner wieder eine kleine Delegation Wintersportler am Start, und darunter wieder Männer im Viererbob. Shanwayne Stephens ist der Pilot, allerdings lebt der 31-Jährige seit zwei Jahrzehnten in Grossbritannien. Stephens ist bei der Royal Air Force angestellt. Während der Pandemie hat er sich mit alternativen Trainingsmethoden auf die Winterspiele vorbereitet und den Mini Cooper seiner Freundin durch die Gegend gestossen.

Schiebt Autos durch die Gegend: Shanwayne Stephens.

Der schöne Federschmuck

Besticht mit Kopfschmuck: Yohan Goncalves Goutt

Über Jahre hinweg war Pita Taufatofua ein Highlight der Eröffnungsfeiern, der eingeölte Tongaer, der im Sommer als Taekwondo-Kämpfer und im Winter als Langläufer antrat. 2022 ist Taufatofua nicht dabei, überhaupt fehlt ein Athlet aus dem südpazifischen Staat. 

Da müssen zwischen all den Menschen in dicken Skijacken halt andere auffallen. Dieses Jahr ist es zum Beispiel Yohan Goncalves Goutt, ein Skirennfahrer aus Osttimor, der mit seinem Federschmuck und traditionellem Gewand entzückt (oben). Geschlagen wird er nur von Nathan Crumpton (Skeleton) aus Amerikanisch-Samoa, der mit wenigen Kleidern und in Flip-Flops durch das Stadion spaziert. Draussen werden in Peking übrigens Minustemperaturen gemessen. 

Der neue Eingeölte: Nathan Crumpton aus Amerikanisch-Samoa.

Der schweizerische Ghanaer

Eine kleine Delegation: Carlos Mäder schwenkt die Flagge Ghanas.

Einen einzigen Vertreter schickt das westafrikanische Land Ghana an die Spiele. Er heisst Carlos Mäder und stammt – aus dem Kanton Obwalden.

Mäder wurde 1978 als Kojo Benya Brown in Ghana geboren und im Alter von acht Monaten von einem Schweizer Paar adoptiert. Er wollte früher einmal Fussballer werden, scheiterte aber. Erst später kam er zum Skifahren und entschied sich, für Ghana zu starten. Seine leibliche Mutter hat er einst ausfindig gemacht, sie lebt heute in Nigeria.

Medaillenambitionen hat Mäder, der an den Spielen zu den Exoten gehört, selbstredend keine. Zuletzt wurde er an den Jugendmeisterschaften Liechtensteins Fünfter im Riesenslalom. Mit seinem Engagement sammelt er vor allem Geld für bedürftige Kinder in seiner Heimat. 

Lesen Sie hier die Geschichte über Carlos Mäder von der Ski-WM 2019.

Ein Athlet, sechs Begleiter

Sieben Personen, ein Athlet: die saudische Delegation in Peking. 

Premiere an diesen Winterspielen feiert Saudiarabien. Fayik Abdi ist der erste und auch einzige Teilnehmer. Ganz alleine musste der 24-Jährige allerdings nicht einlaufen. Er hatte sechs Begleiter hinter sich. Was die wohl alle machen in den nächsten 16 Tagen? Starten wird Abdi jedenfalls nur im Riesenslalom. Zum ersten Mal Ski gefahren ist er als Bub bei einer Reise in den Libanon, später trainierte er auch mehrmals in der Schweiz, 2016 zog er in die USA.

Noch ein Premierenland

Eine bunte Delegation: Richardson Viano führt Haiti ins Pekinger Vogelnest.

Der 19-jährige Richardson Viano ist der erste Haitianer, der an Olympischen Winterspielen teilnimmt. Viano verbrachte die erste Monate seines Lebens in einem Waisenhaus in Haiti, im Alter von drei Jahren wurde er von einem französisch-italienischen Ehepaar aus Briançon adoptiert und bald einmal auf die Ski gestellt. Viano träumte davon, es bis in die französische Ski-Nationalmannschaft zu schaffen. Weil sein Können dafür nicht reichte, startet er jetzt eben für sein Ursprungsland. Und zwar ebenfalls im Riesenslalom.