Eidgenössisches Schwingfest liveDer neue Schwingerkönig heisst Joel Wicki!
In Pratteln wird an diesem Wochenende der Schwingerkönig 2022 gesucht. Im Liveticker erfahren Sie alles Wissenswerte zum Eidgenössischen.
Und noch ein Berner Neukranzer
Auch Matthieu Burger wird in den Kreis der Eidgenossen aufgenommen. Der Forstwart aus Les Près-d'Orvin bezwingt Dario Gwerder zum Abschluss.
Derweil macht Chrigu Stucki mit dem Berner Anhang nochmals die Welle. Was den Schwingerkönig von 2019 weniger freuen dürfen: «Seine» Young Boys liegen gegen Winterthur 0:1 zurück.
Auch Wenger siegt
Kilian Wenger bodigt den Nordwestschweizer Tobias Widmer – beide holen den Kranz. Und Wenger scheint emotional recht aufgewühlt zu sein.
Stucki - Kramer
Titelverteidiger Christian Stucki hat fertig. Zum Abschluss reicht es gegen den Südwestschweizer Lario Kramer, einst Champion auf dem Stoos, nur zu einem Unentschieden. Stucki wirkt total ausgepumpt , die Note 8.75 dürfte gerade noch zum Kranz reichen. Gleiches gilt für Kramer.
Berner Kranzwelle
19 Kränze haben sich die Berner bekanntlich zum Ziel gesetzt – was äusserst ambitioniert ist. Nun aber ist tatsächlich gewissermassen eine Berner Welle angerollt: Adrian Walther, Konrad Steffen und Patrick Gobeli jubeln innerhalb einer Minute, sie alle dürften Pratteln bekranzt verlassen.
Die einen können darob ihr Glück kaum fassen, Konrad Steffen etwa hat schon Sekunden nach seinem letzten Gang ein wohlverdientes Bier in der Hand.
Jubeln tut auch Severin Schwander nach seinem Sieg über Samir Leuppi. Aber, ob das mit seinen 75 Punkten für den Kranz reicht? Leer ausgehen wird dafür Remo Käser, er unterliegt zum Abschluss dem Urner Matthias Herger.
Ein Kranz als schwacher Trost für Reichmuth
Den letzten Gang in Pratteln gewinnt auch Pirmin Reichmuth. Und natürlich wird auch er sich den Kranz sichern. Die Innerschweizer Tribüne feiert ihn dafür mit einer Welle.
Nur dürfte das für Reichmuth ein schwacher Trost sein. Schliesslich gehörte der Zuger bis zum Sonntagmittag zum engsten Kandidatenkreis auf den Königstitel. Dann unterlag er erst Fabian Staudenmann und dann – nach einem strittigen Entscheid – Bernhard Kämpf.
Wigets emotionale Geschichte
Der Berner Michael Wiget gilt als einer der talentiertesten Schwinger überhaupt. In ihm sahen schon viele einen künftigen Königsanwärter, wäre da nicht sein zerbrechlicher Körper. Immer wieder fällt er aus, zuletzt war er ein Jahr lang verletzt. Fast ohne Vorbereitung holt er in Pratteln (höchstwahrscheinlich) dennoch den Kranz. Nach dem Sieg im achten Gang kann er sein Glück kaum fassen und bleibt einige Minuten lang auf dem Rasen in der Arena liegen.
50'900 stehen für einen Mann
Welch krönender Abschluss: Michael Bless bezwingt Sven Lang und sichert sich damit zum vierten Mal den Eidgenössischen Kranz. Und weil der Appenzeller seine Karriere beenden wird, wird er von der Speakerin mit salbungsvollen Worten verabschiedet. Bless war einer, der auffiel mit seinen tätowierten Armen – das kommt bei den Schwingern eher selten vor.
Als die Speakerin ihre Laudatio beendet hat, erheben sich die 50'900 Zuschauerinnen und Zuschauer von ihren Rängen und klatschen. Hühnerhaut-Moment pur.
Weitere Kranzgewinner
Auch der Berner Curdin Orlik sowie der Aargauer Nick Alpiger gewinnen zum Abschluss und sichern sich souverän den Kranz.
Die Folgen des Königstitels
Bald geht es ums Eingemachte – um den Königstitel. Was änderte sich für Silvio Rüfenacht nach seinem Triumph? «Nun, ich musste vor allem diplomatischer werden. Ich konnte nicht mehr einfach so ungeniert zu allem meinen Senf dazu geben. Vor allem aber wurde ich auf einmal viel häufiger erkannt. Sprach mich jemand an, sagte ich dann oft: Nein, der bin ich nicht, ich bin der kleine Bruder.»
Auch Schlegel wird Eidgenosse
Und noch einer, der künftig drei Sterne hinter seinem Namen trägt. Werner Schlegel bezwingt zum Abschluss den Aargauer Joel Strebel. Damit krönt der Toggenburger eine bereits sehr erfolgreiche Saison – er gewann zwei Kranzfeste – mit dem Eidgenössischen Kranz.
Gasser und Gäumann holen den Kranz
Wir bleiben bei den Kränzen: Die Berner Tribüne jubelt gleich zweimal nacheinander ausgelassen. Erst bezwingt Dominik Gasser aus Süderen Lukas Bissig, dann gewinnt Stefan Gäumann aus Häutligen gegen Tim Roth. Beide werden sich künftig Eidgenosse nennen dürfen.
Verletzungen im Schwingsport - Part III
Und wieder muss die Speakerin einem Schwinger gute Besserung wünschen. Diesmal hat es Florian Gnägi erwischt. Der Seeländer unterliegt Jonas Burch und bleibt danach liegen. Wir erinnern uns: Gnägi hat das Eidgenössische mit einem angerissenen Seitenband in Angriff genommen.
Etwas seltsam mutet das Verhalten von Sieger Burch an. Dieser jubelt ausgelassen, derweil Gnägi im Sägemehl gepflegt werden muss – nachdem er sich allerdings zuvor bei seinem Gegner nach dessen Zustand erkundigte.
Burch holt durch den Sieg den Eidgenössischen Kranz, Gnägi – er ist bereits Eidgenosse – verpasst ihn. Aber das ist im Moment natürlich eher Nebensache.
Wir schicken ebenfalls Genesungswünsche nach Aarberg!
Wert des Kranzes
Jeder will ihn – den eidgenössischen Kranz. Wer Eichenlaub auf dem Kopf hat, kriegt daheim in der Regel einen würdigen Empfang. «In vielen Gemeinden kommt dann das ganze Dorf auf die Gasse und huldigt den Bösen», sagt Experte Rüfenacht. Nach dem Königstitel 1992 waren in seinem Wohnort Hettiswil (1000 Einwohner) im Oberaargau rund 3500 Leute auf der Strasse, den Schulkindern wurde tags darauf ein freier Morgen gewährt. «Da wurde mit grosser Kelle angerichtet», sagt Rüfenacht.
Spitzenpaarungen des 8. Gang
Armon Orlik – Sven Schurtenberger
Werner Schlegel – Joel Strebel
Damian Ott – Pirmin Reichmuth
Nick Alpiger – Marcel Räbsamen
Curdin Orlik – Ivan Rohrer
Adrian Odermatt – Reto Thöni
Der Muni macht die Runde
Nochmals werden die Lebendpreise durch die Arena geführt. Zuvorderst läuft – natürlich – Magnus vom Schönenberg. Matthias Aeschbacher oder Joel Wicki dürfen den rund eine Tonne schweren Muni der Rasse «Red Holstein» im Erfolgsfall mit nach Hause nehmen.
Die Krux: Das Tier braucht natürlich Platz. An und für sich könnte Wicki, der in Bälde einen Bauernhof übernehmen wird, diesen bieten. Aeschbacher ist zwar auf einem Hof aufgewachsen, arbeitet aber als Maurer-Vorarbeiter.
Die Alternative: Der Sieger gibt dem Züchter das Tier zurück und erhält dafür den Gegenwert, rund 30'000 Franken.
Der letzte Schwingerkönig, der sich für den Muni entschied, war übrigens Matthias Sempach.
Schuler verteidigt seinen Titel im Steinstossen
Die Steine – pardon – die Würfel sind auch im Steinstossen gefallen. Remo Schuler gewinnt das Eidgenössische mit einer Länge von 3,72 m. Das ist sehr solide – oder haben sie schon mal einen 83,5 kg schweren Stein so weit geworfen? Eben.
Schuler triumphiert damit zum dritten Mal in Serie an einem Eidgenössischen. Wir gratulieren!
Nochmals VAR
Experte Rüfenacht ist gegen den Videobeweis im Schwingen. «Sonst können wir ja über nichts mehr diskutieren. Und stellt euch vor. Wenn es nichts mehr zu diskutieren gibt, braucht es keine Experten mehr wie mich. Das geht gar nicht.»
Zwischenrangliste nach 7 Gängen
1 67.50 Wicki Joel ***
2 67.25 Aeschbacher Matthias ***
3a 67.00 Giger Samuel ***
3b 67.00 Kämpf Bernhard ***
3c 67.00 Schneider Domenic ***
4a 66.75 Sempach Thomas ***
4b 66.75 Staudenmann Fabian ***
4c 66.75 Widmer Tobias **
4d 66.75 Alpiger Nick ***
4e 66.75 Döbeli Lukas **
5a 66.50 Räbsamen Marcel **
5b 66.50 Strebel Joel ***
5c 66.50 Orlik Armon ***
6a 66.25 Schlegel Werner **
6b 66.25 Kramer Lario ***
6c 66.25 Ott Damian **
6d 66.25 Reichmuth Pirmin ***
6e 66.25 Stucki Christian ***
6f 66.25 Odermatt Adrian **
Hitzige Diskussionen - braucht es denm VAR?
Nochmals zum Duell Reichmuth – Kämpf: Die Stimmen häufen sich, die finden, Kämpf habe den Gang bereits vor seinem siegbringenden Wurf verloren gehabt. Auch SRF-Experte Matthias Sempach, ein Berner, kommt zu diesem Schluss.
Kurios: Kämpf stand schon vor einem Jahr am Kilchberger Schwinget im Zentrum eines höchst strittigen Duells. Damals schien er den Kampf gegen Samir Leuppi verloren zu haben, die Unparteiischen gaben das Resultat aber unverständlicherweise nicht. Leuppi hätte sonst den Schlussgang erreicht. Ein Schelm, wer nun wie im Fussball die Einführung des Videobeweises fordert…
Wenn die Mama spricht
Vor dem Kühlschrank auf der Pressetribüne kommt es zum Gespräch mit Pascale Alpiger, der Mutter von «Eidgenosse» Nick. Sie wird mit der Frage konfrontiert, weshalb ihr Filius im 7. Gang gegen Curdin Orlik derart passiv zu Werke ging, obwohl er mit einem Sieg im Schlussgang gestanden wäre. «Das war sicher anders geplant», hält sie fest, «aber es ist doch alles gut, es gibt Schlimmeres im Leben». Mama Alpiger unterstützt am ESAF nicht nur ihren Sohn, sie arbeitet in der Medienabteilung des Nordwestschweizer Schwingerverbandes.
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