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Die Schweizer in der Einzelkritik
Wenigstens gibt es ein Glanzlicht in der Tristesse

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Yann Sommer – Note 3

15.10.2023; St.Gallen; Fussball Nationalmannschaft Euro 2024 Qualifikation - Schweiz - Weissrussland;
Torhueter Yann Sommer (SUI) beim Tor zum 1:1
(Toto Marti/Blick/freshfocus) 
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Ein Ball fliegt einmal hoch übers Tor. Einer fliegt daneben, da hechtet Yann Sommer sogar. Ansonsten hat der Schweizer Goalie eine Stunde lang nichts zu tun, gut, zweimal bekommt er einen Rückpass von Xhaka zugespielt. Das ist es, bis das Spiel sich auf einmal so anders entwickelt und Sommer einen höchst ungemütlichen Vorabend in St. Gallen erlebt. Beim Ausgleich nach einer Stunde könnte er vielleicht noch etwas retten, wenn er bloss entschlossen aus dem Tor gehen würde. Beim 1:2 ist er aber von keiner Schuld freizusprechen: Den Kopfball von Polyakov muss ein Goalie seiner Klasse einfach halten. «Yann ist die Nummer 1», sagt Trainer Murat Yakin danach, «daran werden wir nichts ändern.» Gregor Kobel wird es nicht gerne hören.

Jordan Lotomba – Note 2,5

15.10.2023; St.Gallen; Fussball Nationalmannschaft Euro 2024 Qualifikation - Schweiz - Belarus, Jordan Lotomba (SUI) gegen Vladislav Malkevich (BLR) 
(Claudio Thoma/freshfocus)

Es ist ein Tag der vielen Erkenntnisse, eine heisst: Silvan Widmer kann nicht früh genug zurückkehren, um die rechte Abwehrseite wieder zu übernehmen. Seit März fehlt er wegen einer Verletzung am Sprunggelenk. Die Alternativen, die Yakin seither ausprobiert hat, sind keine Konkurrenz für ihn – schon gar nicht Jordan Lotomba. Seit dem Juni 2022 und einem 0:4 in Portugal stand er nicht mehr im Einsatz, gegen Weissrussland wird er erstmals wieder ins Team befördert. Und was er abliefert, rechtfertigt zu keinem Moment das Vertrauen des Coaches. Dabei wäre er so wichtig als Unterstützung für Xherdan Shaqiri, um ihm auf der rechten Seite in der Offensive zu assistieren. Ein paar Mal wird er so freigespielt, dass die Schweiz endlich hinter die Abwehr des Gegners kommt. Aber was macht Lotomba? Er schlägt so schlechte Flanken, dass daraus gar nichts Gefährliches entstehen kann. Dass Yakin ihn bis am Ende auf dem Platz belässt, kann verstehen, wer will.

Manuel Akanji– Note 3,5

Er hat den Status des Abwehrchefs, und er hat ihn zu Recht. Wer seit über einer Saison bei Manchester City so überzeugend auftritt, muss für die Schweiz einfach spielen. Am Sonntag bestreitet er sein 54. Länderspiel. Es ist nicht sein glanzvollstes. Auch er schafft es nicht, die Abwehr so zu stabilisieren, dass sie nach der Pause auf die weissrussischen Konter reagieren kann. Nein, er ist mitschuldig, dass sie so überfordert und hilflos wirkt. Der einzige Grund, warum er eine halbe Note höher bewertet wird als Schär, liegt an seinem Tor zum 2:3 in der 89. Minute. Und an seiner Intervention, mit der er in der 98. Minute einem weiteren schnellen Gegenangriff seine Gefährlichkeit nimmt.

Fabian Schär – Note 3

Belarus' forward Dmitri Antilevski, left, scores to 1-3 against Switzerland's defender Fabian Schaer, right, during the UEFA Euro 2024 qualifying group I soccer match between Switzerland and Belarus, on Sunday, October 15, 2023, at the Kybunpark stadium in St. Gallen. (KEYSTONE/Peter Schneider)

Unter der Woche mosert Fabian Schär noch. Er kann nicht nachvollziehen, dass er im Nationalteam nicht zu mehr Einsatzminuten kommt. Ganz so schlimm ist es auch wieder nicht, immerhin hat er schon 77 Länderspiele bestritten, bevor er gegen Weissrussland die Innenverteidigung neben Manuel Akanji übernimmt. In der ersten Halbzeit schlägt er ein paar starke lange Bälle. In der zweiten Halbzeit hat er dagegen seinen Anteil, dass die Schweizer Defensive so richtig zerbröselt. Am Ende gilt in seinem Fall die Erkenntnis: Wieder einmal fehlt ihm in der Nationalmannschaft die Souveränität und Ausstrahlung, die ihn bei Newcastle United seit zwei Jahren so wertvoll und unverzichtbar macht.

Ricardo Rodriguez – Note 3

Nach 73 Minuten endet der Arbeitstag für Ricardo Rodriguez. Dass er ausgewechselt wird, gehört nicht zum Standard für den 31-Jährigen, der die linke Abwehrseite mangels Konkurrenz für sich gepachtet hat. In seinem 111. Länderspiel bewegt er nichts nach vorne, dafür ist er zweimal nicht zur Stelle, als es ihn in der Verteidigung brauchen würde. Er ist unaufmerksam beim Ausgleich, er ist es noch mehr beim 1:2. Es sind Nachlässigkeiten, die bei ihm sonst nicht zum Repertoire gehören. Ulisses Garcia ersetzt ihn und kann wenigstens für sich in Anspruch nehmen, kein weiteres Gegentor verschuldet zu haben.

Granit Xhaka – Note 3,5

15.10.2023; St.Gallen; Fussball Nationalmannschaft Euro 2024 Qualifikation - Schweiz - Belarus, Granit Xhaka (SUI) 
(Claudio Thoma/freshfocus)

Vor dem Spiel dreht sich alles um Granit Xhaka. Und um die Tatsache, dass er zum 118. Mal für die Schweiz aufläuft und damit den 32 Jahre alten Rekord von Heinz Hermann, dem Aushängeschild des Schweizer Fussballs der 1980er-Jahre, egalisiert. Stolz ist er darauf, und das mit gutem Grund. Eigentlich wollte der Schweizer Verband, dass Hermann ihn vor dem Anpfiff ehrt und ein Bild überreicht. Hermann, längst öffentlichkeitsscheu geworden, mag aber nicht aus der Deckung kommen. Also übernimmt Werner Mogg die Ehrung. Ihn kennt ausserhalb von Basel zwar niemand, aber Xhaka strahlt, weil Mogg seine Verbindung zu den Nachwuchszeiten beim FCB ist. Xhaka versucht dann, das Spiel zu ordnen, wie er das immer tut. Er ist engagiert unterwegs, zweimal schiesst er auch. Seine beste Aktion bleibt sein Pass, der zum 3:3 durch Zeki Amdouni führt. Für einen Spieler seines Kalibers ist das zu wenig.

Remo Freuler – Note 3,5

Es ist wieder eines dieser Spiele, in denen sich die Frage stellt: Was macht Remo Freuler eigentlich? Als seriös gilt er, als zuverlässiger Zuarbeiter des Chefs, von Granit Xhaka, alles richtig. Aber diesmal kann er nur eines für sich in Anspruch nehmen: dass er wenigstens an keinem Tor die Schuld trägt. 

Djibril Sow – Note 3

Im Sommer wechselte Djibril Sow für 10 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt zum FC Sevilla. In Spanien arbeitet er erfolgreich daran, sich einen Platz in der Startaufstellung zu sichern. In der Nationalmannschaft tut er sich schwerer. Seit der WM in Katar, wo er viermal von Anfang an eingesetzt wurde, ist er von Yakin zum Kurzarbeiter degradiert worden. Gegen Weissrussland darf er wieder einmal von Anfang an auflaufen. Eine Stunde steht er im Einsatz. Und als er durch Amdouni ausgewechselt wird, stellt sich die Frage: Ist er eigentlich auf dem Platz gewesen?

Xherdan Shaqiri – Note 5

15.10.2023; St.Gallen; Fussball Nationalmannschaft Euro 2024 Qualifikation - Schweiz - Weissrussland;
Xherdan Shaqiri (SUI)
(Toto Marti/Blick/freshfocus) 
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Als die Schweiz im November 2021 gegen Bulgarien 4:0 gewann und sich für die WM qualifizierte, war keiner mehr im Blickpunkt als Xherdan Shaqiri. Nicht nur, dass er überragend spielte, sondern er erreichte vor Xhaka die Marke von 100 Länderspielen. Xhaka stand damals bei 98. Seither hat Shaqiri drei Spiele verpasst, eines davon nur, weil Yakin an der WM auf die Idee kam, ihn gegen Brasilien durch Fabian Rieder zu ersetzen. Gegen Weissrussland erlebt er mit, wie sich alles um Xhaka dreht, dabei hat er nur ein Länderspiel weniger ausgetragen. Als der Match dann läuft, zieht er die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Welche Flanken er schlägt, mit welcher Genauigkeit und welchem Zug, ist ein Genuss. Wenigstens ist mit ihm einer da, der spielerischen Glanz in den Schweizer Einheitsbrei bringt. Sein Treffer zum 1:0 ist einer der Marke Shaqiri: ein Schlenzer in die entfernte Ecke aus der Distanz. Mit einem Freistoss leitet er das Goal von Akanji ein. Er überragt alle anderen. Aber das reicht nicht, um die Schwächen der Teamkollegen zu kompensieren. 

Cédric Itten – Note 2,5

15.10.2023; St.Gallen; Fussball Nationalmannschaft Euro 2024 Qualifikation - Schweiz - Belarus, Sergei Politevich (BLR) gegen Cedric Itten (SUI) 
(Claudio Thoma/freshfocus)

Ein Länderspiel in St. Gallen weckt bei Cédric Itten wohlige Gefühle. Hier war es, dass er am 15. November 2019 sein Debüt gegen Georgien gab und sechs Minuten nach seiner Einwechslung das Tor zum 1:0-Sieg erzielte. Drei Tage später traf er beim 6:0 in Gibraltar zweimal und trug so seinen Teil zur Qualifikation für die EM 2021 bei. Danach ist er selten noch gebraucht worden, nicht an der EM, nicht an der letzten WM. Gegen Weissrussland steht er erst zum 12. Mal auf dem Platz, wenigstens von Anfang an. Es wird allerdings nicht sein Spiel. Mit Wohlwollen ist sein Kopfball nach 51 Minuten als gute Aktion zu bezeichnen. Der Rest? Trostlos und rechtfertigt die Auswechslung wenig später.

Renato Steffen – Note 2,5

Murat Yakin hält viel von Renato Steffen, von seiner Vielseitigkeit und seiner Bereitschaft, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Teamplayer seien immer die besten Spieler, sagt Yakin. Also stellt er Steffen in Abwesenheit des verletzten Ruben Vargas an den linken Flügel – das auch in Erinnerung an den ersten Match in dieser EM-Qualifikation: Der fand im März in Novi Sad statt, Weissrussland war der damals noch überforderte Gegner, und Steffen war es, der zwischen der 4. und 29. Minute gleich drei Tore auf dem Weg zum 5:0 erzielte. Es war der erste Schweizer Nationalspieler seit 1960 und Seppe Hügi, der in einer Halbzeit drei Tore nacheinander erzielte. Diesmal ist Steffen eine Fehlbesetzung wie Lotomba und Itten. Mehr kann einem zu ihm nicht einfallen.

Zeki Amdouni – Note 4,5

15.10.2023; St.Gallen; Fussball Nationalmannschaft Euro 2024 Qualifikation - Schweiz - Weissrussland;
Zeki Amdouni (SUI) schiesst das Tor zum 3:3
(Toto Marti/Blick/freshfocus) 
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Eine geschlagene Stunde muss sich Zeki Amdouni gedulden, bis der Trainer endlich zur Einsicht kommt, eine Blutauffrischung könnte dieser Mannschaft nicht schaden. Amdouni wird zusammen mit Andi Zeqiri eingewechselt, ein paar Minuten später folgt auch Dan Ndoye. Die paar Minuten reichen den drei, um mehr zu bewirken als Sow, Itten und Steffen zuvor. Amdouni steht stellvertretend für sie, weil er es schliesslich ist, der in der 90. Minute die grösste Blamage einer Schweizer Nationalmannschaft seit dem 1:2 gegen Luxemburg am 10. September 2008 verhindert. Im Nachsetzen gelingt ihm der Ausgleich, es ist sein 6. Tor im 8. Spiel.