Impfstoff NovavaxDie Schweiz muss länger auf die Vakzin-Alternative warten
Novavax ist der erste Covid-Impfstoff, der auf altbekannter Technologie basiert. Er könnte Skeptiker überzeugen. Doch hierzulande hat die Firma noch keinen Zulassungsantrag gestellt.
Die Europäische Union hat den Impfstoff von Novavax diese Woche für Menschen ab 18 Jahren bedingt zugelassen. Vor allem in Deutschland hoffen die Behörden, dass sich Millionen von Impfskeptikern nun doch noch gegen Covid immunisieren lassen. Denn Novavax ist der erste Impfstoff gegen das neue Coronavirus, der auf altbekannter Technologie basiert. Auch die Schweiz hat Novavax bestellt, hier hat die US-Pharmafirma jedoch noch gar keinen Zulassungsantrag gestellt.
«Swissmedic hat bisher kein Zulassungsgesuch erhalten», teilt die Behörde auf Anfrage mit. Wann dies eintreffen wird, bleibt unklar: Bei Novavax reagierte niemand auf die Anfrage dieser Zeitung. Und das Bundesamt für Gesundheit verwies lediglich auf Swissmedic.
Dabei hat die Schweiz bereits im Februar bei Novavax 6 Millionen Dosen bestellt. Da es bei diesem Impfstoff wie bei den meisten anderen auch zwei Injektionen für die Grundimmunisierung braucht, reicht diese Menge für 3 Millionen Menschen. Zwischen der ersten und der zweiten Spritze liegt beim Novavax-Impfstoff nur eine Frist von drei Wochen.
Wirksamkeit 90 Prozent
Novavax bringt den ersten sogenannten Totimpfstoff gegen Covid auf den Markt. Er soll zu 90 Prozent gegen symptomatische Infektionen mit der Alpha-Variante schützen. Über seine Wirkung bei der sich zurzeit verbreitenden Omikron-Variante ist noch nichts bekannt, sie wird derzeit gerade getestet.
Anders als die in der Schweiz zugelassenen mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna enthält Novavax kein genetisches Material. Bei ihm wird direkt ein Teil des Virus gespritzt, und zwar das Spike-Protein von Sars-CoV-2. Diese Art von Impfstoffen gibt es bereits seit langem gegen andere Krankheiten. Zum Beispiel funktioniert so auch eine Impfung gegen Hepatitis-B.
Alternative für Impfskeptiker
Laut einer Umfrage aus Deutschland diesen Herbst wären 40 Prozent der Ungeimpften eher bereit, sich immunisieren zu lassen, wenn sie dabei auf einen traditionellen Proteinimpfstoff zurückgreifen könnten. Auch in der Schweiz ist das Interesse am Novavax-Impfstoff hoch, das zeigte der Livechat mit Expertinnen und Experten zum Thema Impfen, den diese Zeitung durchführte. Die Impfskepsis dürfte bei vielen vor allem mit der Angst vor den neueren mRNA-Impfstoffen und ihrer rasanten Entwicklungsgeschwindigkeit zu tun haben.
Der Nachteil von Proteinimpfstoffen ist jedoch, dass sie Impfverstärker benötigen, sogenannte Adjuvantien. Diese werden zum Teil kritisch gesehen. Die mRNA-Impfstoffe kommen dagegen ohne diese Hilfsstoffe aus.
Beim Novavax-Impfstoff sind Wirkverstärker Nanopartikel, die unter anderem aus dem Rindenextrakt des chilenischen Seifenrindenbaumes hergestellt werden. Bei diesen handelt es sich um Saponin.
Die europäische Zulassungsbehörde EMA hat den Novavax-Impfstoff wegen der Pandemie im Schnellverfahren geprüft und deshalb bedingt zugelassen. Die Datenlage ist dabei geringer als üblich. Laut der EMA sind die in den vorliegenden Studien beobachteten Nebenwirkungen «gewöhnlich mild oder moderat» und gehen nach einigen Tagen vorüber. Am häufigsten treten demnach Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Muskelschmerz, Kopfschmerz, allgemeines Unwohlsein, Gelenkschmerzen oder Übelkeit auf.
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