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Stromproduktion
Axpo plant massiven Windkraft-Ausbau

Luftaufnahme zeigt die Montage der Rotorblätter an der ersten von sechs Windkraftanlagen des Windparks Sainte-Croix, gebaut von Romande Energie, über Sainte-Croix am 31. Juli 2023.
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In Kürze:
  • Die Axpo prüft aktuell dreissig mögliche Standorte für neue Windkraftanlagen schweizweit.
  • Pro Windpark plant der Energiekonzern zwischen drei und zehn Windturbinen.
  • Zwei Drittel der Windstrom-Produktion fallen während der kritischen Wintermonate an.
  • Mit 0,2 Terawattstunden Windstrom ist die Schweiz in Europa das Schlusslicht.

Die Windkraft soll in der Schweiz wichtiger werden. Der Energiekonzern Axpo will in den kommenden Jahren im ganzen Land bis zu 30 Windparks bauen. Das gab das Unternehmen an einem Hintergrundgespräch bekannt. «Wir prüfen aktuell bis zu 30 Standorte für Windkraftwerke in allen Kantonen», sagt Cédric Aubert, der beim grössten Schweizer Energiekonzern die Windoffensive leitet.

Pro Projekt sollen zwischen drei und zehn Windenergieanlagen entstehen. Die Axpo hofft, am Ende «mindestens die Hälfte davon» tatsächlich bauen zu können.

Zu den Projekten zählen mögliche Windparks im Waadtland und im Kanton Freiburg, aber auch im Gebiet Dreibündenstein, im Kanton Graubünden, am Flumserberg und am Tannenberg im Kanton St. Gallen. Letzterer könnte laut Axpo künftig rund 30 Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren – das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von rund 7000 Haushalten.

Den produzierten Strom möchte die Axpo wenn möglich lokal verkaufen. «Auf diese Weise schaffen wir für KMU finanzielle Planungssicherheit und leisten gleichzeitig einen Beitrag zu einer stabilen Stromversorgung, insbesondere im Winter», so Aubert.

Dabei spielt Aubert auf das von Gegnern wie Befürwortern der erneuerbaren Energien anerkannte Problem der Winterstromlücke an. Zwar deckten Solaranlagen 2024 über das ganze Jahr betrachtet bereits 11 Prozent des Schweizer Stromverbrauchs ab. Im Winter ist dieser Anteil jedoch jeweils deutlich geringer.

Für die dunkleren Wintermonate dränge sich deshalb Windenergie als ideale Ergänzung auf, sagt Aubert: «Zwei Drittel der Stromproduktion einer Windenergieanlage fallen in den Winter – genau dann, wenn wir sie am dringendsten brauchen.»

Die nun angekündigte Windoffensive der Axpo soll nur der Anfang sein. In einem White Paper rechnet der Energiekonzern vor, dass die Schweiz, würde sie nur ein Drittel ihres Potenzials ausschöpfen, bis zu 10 Terawattstunden Windstrom pro Jahr produzieren könnte. Das entspräche fast der gesamten Stromproduktion von Leibstadt, des grössten Schweizer Kernkraftwerks. Dazu möchte Axpo-Chef Christoph Brand 1200 Windräder in der Schweiz sehen, wie er im Interview mit dieser Zeitung ausführte.

Schweiz ist bei der Windkraft in Europa Schlusslicht

Auf den ersten Blick wirkt die Windoffensive der Axpo erstaunlich: In der Schweiz hat die Windkraft seit je einen schweren Stand. Wie schwer, zeigt kein Beispiel besser als das der waadtländischen Gemeinde Sainte-Croix: Der dort angesiedelte Windpark konnte erst 2023 ans Netz gehen – 25 Jahre nach der ersten Machbarkeitsstudie.

Luftaufnahme der Windkraftanlagen des Windparks Sainte-Croix von Romande Energie kurz vor der offiziellen Einweihung am Dienstag, 10. Oktober 2023, über Sainte-Croix. Im Hintergrund erstreckt sich die Landschaft mit Bergen und Wäldern.

Energiebranche hofft auf Parlament

Dass der Widerstand gegen die Windkraft hierzulande so gross ist, liegt einerseits an den lauten und gut vernetzten Gegnern, die stark mobilisieren können. Hauptsächlich aber auch an dem komplexen, mehrstufigen Bewilligungsverfahren.

Demnach muss zuerst der Kanton Gebiete für die Produktion von Windenergie festlegen – wogegen Einsprache erhoben werden kann. Danach setzt der Kanton die Gebiete im Richtplan fest – dagegen kann ebenfalls Rekurs eingelegt werden. Gegen die anschliessende Nutzungsplanung kann ebenfalls Einsprache erhoben werden – genau wie gegen die anschliessende Baubewilligung. Und sämtliche Urteile können jeweils an die unterschiedlichen gerichtlichen Instanzen gezogen werden.

Wenig überraschend schneidet die Schweiz im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern schlecht ab: So produzieren die insgesamt 47 Windturbinen in der Schweiz pro Jahr lediglich 0,2 Terawattstunden Strom, was etwa 0,3 Prozent der landesweiten Stromnachfrage entspricht. Zum Vergleich: Österreich, das von Topografie und Windlage her mit der Schweiz vergleichbar ist, ist beim Ausbau der Windkraft mit 1400 Windturbinen und einer Jahresproduktion von über 7 Terawattstunden Strom deutlich weiter.

Doch nun wittern die Stromkonzerne Morgenluft – auch dank dem Beschleunigungserlass, der aktuell im Parlament diskutiert wird: Dieser will durch die Straffung der Planungs-, Bewilligungs- und Beschwerdeverfahren den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen. Die Chancen stehen gut: Letzte Differenzen wollen National- und Ständerat noch in diesem Sommer bereinigen.