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EM-Qualifikation gegen Rumänien
Die Schweiz, eine Fussball-Grossmacht

Kommt dem Begriff Star schon recht nah: Granit Xhaka verteilt im Trainingslager in Tenero Autogramme.
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Die wunderbare Langeweile

Drei Runden sind gespielt, die Schweiz hat bereits fünf Punkte Vorsprung auf den Dritten. Und weil sich gleich zwei Teams für die Europameisterschaft qualifizieren, könnte nach einem Sieg am Montag gegen Rumänien eigentlich schon die Hotelsuche für die Endrunde in Deutschland gestartet werden.

Spannend ist irgendwie anders. Aber anstatt über die Qualität der Gegner zu ätzen, könnte man diese EM-Qualifikation auch anders betrachten. Dass die Schweizer eine Qualifikation plötzlich als haushohe Favoriten bestreiten, haben sie sich selbst erarbeitet.

Nie kommt die Schweiz wohl dem Gefühl näher, eine echte Fussball-Grossmacht zu sein. An grossen Turnieren wird sie ab der K.-o.-Phase immer die Rolle des Underdogs innehaben. Aber eine Qualifikationsgruppe anschauen und finden, dass man da eigentlich mit zehn Siegen in zehn Spielen durchmarschieren müsste, wie es Granit Xhaka nach der Auslosung getan hat? Das ist ein Gefühl, das sonst den ganz grossen Fussball-Nationen vorbehalten ist. Könnte man ja auch einfach mal geniessen.

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Der Absturz des Gegners

Goldene Generation: Gheorghe Hagi feiert sein Tor an der WM 1994 gegen die Schweiz.

Rumänien ist der ideale Gegner, um die Entwicklung des Fussballs in der Schweiz besser einordnen zu können. 1994 war das 4:1 der Schweizer im WM-Spiel gegen die Rumänen ein bejubelter Exploit. Der Auftritt gilt noch heute als Schweizer Sternstunde. Rumänien hatte damals eine goldene Generation mit dem exaltierten Künstler Gheorghe Hagi als absolutem Star.

Heute trägt Hagis Sohn Ianis das Nationaltrikot. Auch er ist Spielmacher. Aber statt bei Barcelona oder Real Madrid steht er bei den Glasgow Rangers unter Vertrag. In dieser Saison war er meist verletzt – und trotzdem ist er Hoffnungsträger gegen die Schweiz. Ein Zeichen dafür, wie tief Rumäniens Fussball inzwischen gesunken ist.

Die Ursachen sind vielfältig. Die investigative Website «Balkaninsights» zählt sie in einem langen Artikel auf: Clubbosse, die Transfereinnahmen nicht zurück in die Clubs fliessen lassen. Trainer, die keine jungen Spieler einsetzen. Fussballer, die sich damit zufriedengeben, dass ihnen in der Heimat deutlich mehr Geld versprochen wird als der rumänische Durchschnittslohn. Hasardierende Vereine, die die versprochenen Löhne dann oft nicht bezahlen können und während der laufenden Meisterschaft in Konkurs gehen.

Wo die übergeordneten Strukturen fehlen, ruht die Hoffnung auf Einzelnen. Und es ist wieder Gheorghe Hagi, der den Unterschied machen will. Wie damals, als er Rumänien 1994 mit einem Assist und einem Tor zu einem 3:2-Sieg im WM-Achtelfinal gegen Argentinien führte. Als Besitzer und Trainer des Clubs Farul Constanta setzt er ganz auf die Ausbildung junger Talente.

Aber wie 1994 bräuchte er noch ein paar gewillte Mitstreiter neben sich. Und diese sind derzeit im rumänischen Fussball nicht in Sicht. Zu Hagis aktiver Zeit war Rumänien mal die Weltnummer 3. Heute steht das Team auf Rang 46.

Das Langzeitrennen um die Nummer 1

Yann Sommer (l.) und Gregor Kobel: Die Nummern 1 und 2 im Schweizer Tor – sind es bald die Nummern 2 und 1?

Als Murat Yakin sein aktuelles Amt antritt, sagt er: «Das ist eine spannende und interessante Ausgangslage.» Er meint damit nicht die Arbeit als Schweizer Nationaltrainer im Allgemeinen. Sondern im Speziellen die Frage, wer in der Auswahl im Tor stehen soll. Yakin sagt ausserdem: «Mit Gregor Kobel haben wir einen Spieler, der Druck macht.»

Das ist im September 2021. Jetzt, bald zwei Jahre später, ist Kobel weiterhin ein Spieler, der Druck macht. Der 25-Jährige ist soeben von der deutschen Zeitschrift «Kicker» zum Torwart der vergangenen Bundesligasaison gekürt worden. Aber die Nummer 1 im Schweizer Tor heisst immer noch Yann Sommer, inzwischen 34.

Das bedeutet: Kobel muss sich weiterhin mit Spielen gegen Teams von der Klasse von Andorra zufriedengeben. Wo er sich am Freitag erst langweilt, weil der Gegner kaum vor sein Tor kommt. Und sich dann auch noch ärgern darf, weil er die Partie trotzdem nicht ohne Gegentor beenden kann. Sommer darf am Montag vor heimischem Publikum gegen Rumänien spielen und weiterhin damit rechnen, dass er 2024 seine fünfte Endrunde an einem grossen Turnier als Stammgoalie bestreitet.

Aber die Hierarchie ist wackliger denn je. Sommer muss damit rechnen, dass ihm bei Bayern München hinter Manuel Neuer nur jener Platz bleibt, den Kobel derzeit im Nationalteam hat: eine Nummer 2, die kaum spielt. Sommer sagt zwar, er sei in München «total happy». Aber auch er weiss: Yakin ist kein Trainer, der Plätzchen frei hält für Spieler, die in ihrem Club nicht zum Einsatz kommen.