ZoomDie Schweisstücher des Gletschers
Wenn Eisriesen zergehen: Der Schweizer Douglas Mandry macht in der Serie «Monuments» den Klimawandel schmerzlich greifbar.
Wie hält man etwas fest, das einem buchstäblich durch die Finger rinnt? Diese Frage hat sich der gebürtige Genfer Douglas Mandry im Zusammenhang mit den schmelzenden Gletschern in den Schweizer Alpen gestellt.
Dabei begnügt sich der 31-jährige Fotograf nicht mit Vorher-Nachher-Aufnahmen. In seiner Serie «Monuments» lässt Mandry das Medium Fotografie in einen vielsagenden Dialog mit seinem Sujet treten. Er hat dafür historische Gletscherfotografien auf Textilien gedruckt, genauer: auf Stücke jener weissen Hightech-Vliese, mit denen man im Sommer Gletscher zudeckt, um ihr Zergehen aufzuhalten.
Auf diesen benutzten, sozusagen vom Gletscher verschwitzten Tüchern sind Spuren des Schmelzens sichtbar: Flecken, Abdrücke, Falten. Im Zusammenspiel mit den aufgedruckten Fotografien, welche die mächtigen Eismassen der Vergangenheit zeigen, kreuzen sich Gegenwart und Vergangenheit auf faszinierende Weise. Und man bekommt zudem eine Ahnung davon, was alpinen Landschaften künftig blüht.
Douglas Mandry, der in Zürich und Paris lebt, hat an der Lausanner Hochschule für Kunst und Design studiert und wurde 2020 vom Fotografiemuseum Amsterdam zum Foam Talent gekürt – eine der renommiertesten Auszeichnungen für Nachwuchskünstler. Mandry, der auch für Magazine und Werbekampagnen fotografiert, sagt, er wolle mit «Monuments» die Auswirkungen des Anthropozäns greifbar machen: der menschlichen Eingriffe in die Natur.
Das gelingt ihm auch mit den Fotogrammen aus derselben Serie: Mandry hat schmelzendes Gletschereis direkt auf lichtempfindliches Fotopapier gebannt. Nicht nur die flirrenden Signalfarben verdeutlichen die Dringlichkeit seines Anliegens: Die Auflösungserscheinungen des Eises wirken auf diesen Bildern so plastisch, als wäre es das Ausbluten eines Lebewesens.
Informationen zu Douglas Mandrys Serie «Monuments»: www.bildhalle.ch
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