Kolumne «Miniatur des Alltags»Die Sache mit dem Heizen
Jahr für Jahr diskutieren wir im Herbst, was die «richtige» Raumtemperatur sei. Dass es dieses Jahr anders ist, hat nichts mit plötzlicher Einigkeit zu tun.

Es ist unübersehbar Herbst geworden. Die Tage sind merklich kürzer, es ist kühler, die Wälder werden bunt, Nebelschwaden ziehen übers Land. So weit, so normal. Etwas aber ist diesmal anders. Nämlich die Diskussion ums Heizen.
Zwar findet sie bei uns zu Hause jedes Jahr statt. Kein Wunder, wenn drei mit ganz unterschiedlichen Wärmebedürfnissen im gleichen Haushalt wohnen. Einer möchte am liebsten so stark heizen, dass er auch im Winter stundenlang im T-Shirt vor dem Computer sitzen kann, also auf mindestens 22 Grad. Der andere dagegen muss eine innere Heizung eingebaut haben. Er findet es auch im Schwimmbad nicht kühl, wenn andere schon mit blauen Lippen aus dem Wasser rausgeholt werden müssen. Für ihn sind 19 Grad eigentlich schon zu viel.
Der einzige wirkliche Gfröörli bin ich. Vielleicht liegt hier die Erklärung dafür, dass ich beim Heizen schon immer eher für Zurückhaltung plädiert habe. Ich bin es gewohnt, mich warm anziehen zu müssen, und sehe nicht ein, warum wir in unseren Breitengraden sommers wie winters in unseren Wohnräumen im T-Shirt und barfuss rumlaufen können sollten.
Diesmal hat die Diskussion um die «richtige» Raumtemperatur jedoch einen anderen Hintergrund. Wir alle wissen, dass es nicht nur um unser Wohlbefinden, sondern darum geht, die drohende Energiemangellage zu entschärfen. Es ist kein Wunder, dass die Sparappelle des Bundesrats im ersten Monat noch keine Wirkung gezeigt haben, wenn wir im Kleinen uns schon schwertun.

Uns hilft, dass wir demnächst eine neue Heizung bekommen und von der allgemeinen Zentralheizung bereits abgehängt sind. Gar nicht heizen hilft, die Raumtemperatur zu senken und zu sparen. Kerzen und ab und zu ein Cheminéefeuer leisten uns gute Dienste beim Überbrücken. Da sind wir uns einig.
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