Lichterspektakel am Züri-FäschtUnd, welches Feuerwerk war besser? – «Die Drohnen!»
Das alternative Feuerwerk aus 300 Drohnen machte nicht nur der technikaffinen Jugend grosse Freude. Und ein Tick Pädagogik war auch dabei.
Auf die Frage, welches der beiden Feuerwerke ihm denn nun besser gefallen habe, kam die Antwort wie aus der, hm, Rakete geschossen: «Die Drohnen!» Klar wars auch beeindruckend für den Zwölfjährigen, wie die prachtvollen roten, blauen, grünen und weiss-gelben Riesenbälle und Wasserfälle der klassischen Darbietung uns am Seeufer geradezu entgegenexplodierten. Aber das war nun mal – klassisch.
Ausserdem ist der Bub alt genug, um die ganzen teils hitzigen Debatten rund um das Event mitgekriegt zu haben: Er kennt die Aufregung darüber, dass der Lärm des Feuerwerks Wildtiere und Haustiere in Angst und Schrecken versetzt. Er weiss um die Sorge, dass der beim Feuerwerk freigesetzte Feinstaub sich auch in die Körper der bewundernden Spektakelbesucher schleicht und das Seewasser durch die herabfallenden Reste der Feuerwerkskörper verschmutzt wird. Vertraut ist ihm auch das Argument, dass insbesondere Kriegsflüchtlinge, auch Kinder aus Kriegsgebieten, getriggert oder traumatisiert werden könnten und dass das Hantieren mit Sprengstoffen zum Spass ausgerechnet in Zeiten, in denen Sprengkörper anderswo in Europa täglich Zerstörung bringen, ohnehin nicht angebracht sei.
Aber die Freude übers bunte Spiel am Nachthimmel, die kennt er eben auch. Und am verspieltesten – und das ganz ohne Lärm, Feinstaub, Müll – fand er die 3-D-Bilder, die sich da ab Mitternacht für 13 Minuten über den Himmel spannten, sich dem Publikum zuwandten, sich wieder wegdrehten, sich neu erfanden. Da ergab sich eins aus dem anderen wie von Zauberhand gemalt und gelenkt. Fun für die Digital Natives.
Den Auftakt machte ein rot-weisses Ding, aus dem sich ein Löwenkopf mit bunter Mähne entwickelte, das Logo des Züri-Fäscht, und dann noch ein Löwinnenkopf dazu – die Gleichberechtigung hat augenzwinkernd Einzug gehalten. Währenddessen hallten die ersten Takte von «Circle of Life/Nants' Ingonyama» aus «The Lion King» über den See. Schon wuchsen die beiden Grossmünstertürme aus dem Leuchtdrohnentanz; und rot ging die Sonne hinter der Silhouette von Zürich auf, derweil das unzerstörbare «Here Comes The Sun» der Beatles erklang, was sonst.
Danach formierte sich unsere blaue Murmel am Himmel: Wir sahen sie wie Astronauten, die vom Mond aus auf unseren gefährdeten Planeten schauen. Doch, doch, ein klitzekleines bisschen pädagogisch waren sie schon unterwegs, die Herrscherinnen und Herrscher über die 300 «mit Naturstrom» betriebenen Drohnen, bei ihrer unaufgeregten Feier des Kreislaufs des Lebens.
Allerdings schwenkte die Chose bald ins lockere «Don't Worry Be Happy» von Bobby McFerrin, man choreografierte wogende Spiralen, eine flimmernde Löwin, die ihr Maul aufreisst, und, natürlich in Grün, den Schriftzug «Energie für heute und morgen». Den Möglichkeiten sind da ja kaum Grenzen gesetzt. Gegen Ende pulsierte ein rotes Herz über dem See, kreiselte und verwandelte sich passend in die «sauberen» Energiesymbole Windrad, Sonne und Wassertropfen: Abschiedsbouquet des Sponsors EWZ, dessen Logo zum Finale die Nacht erhellte. Ein nicht gerade bescheidener Abspann, aber einer, der voll in Ordnung geht angesichts der gelungenen Show.
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