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Schweizer WM-Gegner Spanien
Königin Putellas kehrt zurück – und beendet den grossen Streit

Ist zurück im spanischen Nationalteam: Alexia Putellas.
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Zuerst wurden sie als «Enttäuschungen» bezeichnet, später gar als «Verräterinnen». Ein paar Wochen vor der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland war das, als die ersten Namen des spanischen WM-Kaders durchsickerten. Es ging um Spielerinnen, die vor ein paar Monaten noch ein Aufgebot wegen des schwer belasteten Verhältnisses zu Nationaltrainer Jorge Vilda abgelehnt hatten. Um 15 Spielerinnen!

«Las quince», also «die Fünfzehn», so wurden die Abtrünnigen genannt. In einer E-Mail an den Verband schrieben sie unter anderem, dass sie bereit seien, auf ein Erlebnis wie die Weltmeisterschaft zu verzichten, sollten sich die Bedingungen im Nationalteam nicht drastisch verbessern. Hinzu kommen drei weitere Spielerinnen, die sich separat beim Verband oder in den sozialen Netzwerken beschwerten.

Die Mängelliste der Fussballerinnen war lang: schlechte Vorbereitung auf die EM 2022 in England, fehlende Ambitionen des Verbands, taktisches Unwissen des Trainers, Machismo, ungenügende Bedingungen im Nationalteam. «Eine Anhäufung von Entscheiden, Verhaltensweisen und Fehlern», so erklärte es Jenni Hermoso auf Social Media. Die Stürmerin war eine der drei, die auf eigene Faust handelten – und sich doch mit «las quince» solidarisierten: «Was müssen wir noch tun, damit wir endlich erhört werden?»

Aus «Verräterin!» und «Enttäuschung!» wird Jubel

Die 33-Jährige war dann auch die Erste, die zurückkehrte. In den sozialen Medien wurde für Hermoso schnell eine Bezeichnung gefunden: «Verräterin!» Dann kam Irene Paredes zurück. Eine Verteidigerin, oder auch: «Eine Enttäuschung!» Das ging so weiter, bis zu diesem einen Namen: Alexia Putellas. Ab da kippte die Stimmung. Plötzlich wurde gejubelt.

Während des ganzen Theaters war die zweifache Weltfussballerin immer etwas aussen vor, sie hatte mit der Reha ihres Kreuzbandrisses gerade ganz andere Sorgen. Und dennoch unterstützte auch sie «las quince» regelmässig. Mal öffentlich, dem Vernehmen nach noch viel öfter intern. So oder so wurde auch ohne klare Worte deutlich, dass sie ebenso wenig von Vilda hält.

Wird in Spanien stark kritisiert: Nationaltrainer Jorge Vilda.

Nun aber ist sie zurück. Auf dem Platz. Im Nationalteam. Als Erklärung lieferte sie eigentlich nichts anderes als Paredes und Hermoso vor ihr: «Es haben signifikante Verbesserungen stattgefunden.» Näher ging sie nicht darauf ein. Was bei ihren Vorgängerinnen als billige Ausrede abgetan worden war, galt nun als Grund zur Freude. Wenn Putellas das sage, müsse es ja stimmen, so die überwiegende Meinung der Öffentlichkeit. Eine Influencerin im wahrsten Sinne des Wortes.

Das allein zeigt schon, wie gross die Person Putellas in Spanien über die letzten Jahre geworden ist. Es gibt da noch ein weiteres Beispiel. Rund um das Rückspiel des Champions-League-Halbfinals Ende April. 

12’000 weitere Tickets über Nacht verkauft

In der Medienkonferenz am Abend vor der Partie lächelte Chelsea-Trainerin Emma Hayes. Es war schwer abzuschätzen, wie viel Ironie in ihrer Antwort mitschwang, als sie gefragt wurde, was für sie und ihr Team die Rückkehr von Alexia Putellas bei Barcelona nach überstandenem Kreuzbandriss bedeute: «Ähm … hoffentlich zusätzliche 10’000 Fans im Stadion.» Offenbar wusste Hayes ganz genau, dass das Ganze vor allem eines war: ein Marketing-Coup. Aber ein verdammt guter.

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Etwas über neun Monate war da Putellas’ schwere Knieverletzung her, die sie sich wenige Tage vor dem Beginn der Europameisterschaft zugezogen hatte. Erstmals überhaupt stand sie wieder in einem Aufgebot. Dann in einem Spiel dieser Grösse. Irgendwie war klar, dass sie nicht zum Einsatz kommen würde. Hayes musste das klar gewesen sein. Und doch ging ihr Wunsch in Erfüllung: Nach Bekanntgabe von Putellas’ Rückkehr verkaufte der FC Barcelona über 12’000 weitere Tickets, am Schluss waren fast 73’000 Menschen im Camp Nou. Sie feierten Putellas, als sie sich an der Seitenlinie warm machte, eingewechselt wurde die Mittelfeldspielerin natürlich nicht – im Gegensatz zur Schweizer Nationalspielerin Ana-Maria Crnogorcevic. 

Schlechter Stil? Drohungen?

Und dennoch titelten spanische Medien am Tag danach: «Die Königin ist zurück.» Seit dem Gewinn ihres ersten Ballon d’Or 2021 trägt Putellas den Übernamen «La Reina», die Königin. Längst ist der spanische Fussball der Frauen eine Monarchie, zementiert dadurch, dass sie im Jahr danach die Wahl zur Weltfussballerin und den Ballon d’Or je zum zweiten Mal gewann. 

Die Mittelfeldspielerin Alexia Putellas wurde im Februar 2023 zum zweiten Mal Weltfussballerin.

Nun ist die Königin also auch zurück im Nationalteam, auch wenn sie behutsam ans Team geführt wird. Beim 3:0 zum Start gegen Costa Rica wurde sie für die Schlussviertelstunde eingewechselt, gegen Sambia und Japan stand sie schon in der Startaufstellung. Sie ist zufrieden mit den Verhandlungen, die in den vergangenen Monaten weniger öffentlichkeitswirksam geführt wurden als die Schlammschlacht nach der ominösen E-Mail vom 22. September 2022. Damals veröffentlichte der Verband ein Communiqué, darin war die Rede von «schlechtem Stil» und «Drohungen». Die Botschaft war klar: Nur wer Reue zeigt und sich entschuldigt, darf an die WM mitreisen. Besonders angespannt soll das Verhältnis zwischen Barcelona- und Real-Madrid-Spielerinnen gewesen sein – weil keine von den Königlichen sich je mit «las quince» solidarisierte.

Mittlerweile sind 3 von den 15 wieder dabei, beispielsweise Aitana Bonmatí, die MVP der vergangenen Champions-League-Saison. Hinzu kommen Paredes, Hermoso und Putellas. Fünf weitere wären offen gewesen für eine Rückkehr, wurden aber nicht aufgeboten. Weiterhin verzichtet haben Topspielerinnen wie Maria Pilar León oder Patri Guijarro, beides tragende Säulen beim Champions-League-Sieg Barcelonas. «Ich habe eine Lebensweise, und ich habe Werte … Ich sage nicht, dass es keine Änderungen gegeben hat, aber ich sehe leider keine», sagte León dem «Catalunya Radio». Aus «las quince» wurden «las siete», die sieben. Ganz vorbei ist der Streit also noch nicht, er ist aber zurzeit kaum mehr ein Thema. Die Aufmerksamkeit gilt der Weltmeisterschaft – zumindest solange Spanien noch im Turnier ist.

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