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Rechtsextreme Beschimpfungen
Die «Kartoffelkultur» fühlt sich von dieser Frau bedroht

Maybrit Illner leitet seit 20 Jahren eine der erfolgreichsten politischen Talksendungen im Deutschen Fernsehen.
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Mit Tod und Vergewaltigung bedroht, übel beschimpft – als politische TV-Moderatorin ist Maybrit Illner einiges an Hasstiraden und Schmutzergüssen gewöhnt. Aber der Drohbrief, den sie jetzt erhielt, ist doch bemerkenswert. Denn er ist unterzeichnet mit «Heil Hitler!», «NSU 2.0» und «Der Führer». Solche Briefe haben mehrere bekannte linke Frauen und einige Politiker in den letzten Jahren erhalten – und die Verfasser werden in der deutschen Polizei vermutet.

Als Erste erhielt 2018 ein solches Schreiben die Anwältin Seda Basay-Yildiz, die in dem Verfahren um den NSU, den rechtsterroristischen «Nationalsozialistischen Untergrund», eines der Opfer vertritt. NSU nannten sich zwei Männer und eine Frau aus dem Osten Deutschlands, die zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen aus fremdenfeindlichen Motiven ermordeten und Dutzende andere Straftaten begingen, darunter Banküberfälle und Sprengstoffanschläge. 2011 flog die Gruppe auf; die beiden Männer töteten sich selbst, bevor sie festgenommen werden konnten. Die Frau, Beate Zschäpe, wurde 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Hinter dem NSU stand ein rechtsextremes Netzwerk, das nie völlig aufgedeckt wurde. Unklar ist, ob «NSU 2.0» zu diesem Netzwerk gehört oder sich lediglich darauf beruft. Klar ist jedoch, dass die Briefe Informationen enthielten, die öffentlich nicht zugänglich waren. Sie stammten aus Polizeicomputern im deutschen Bundesland Hessen; dort hatten Unbekannte die Daten abgefragt. Die hessische Polizei ermittelt seit mehr als einem Jahr – erfolglos.

Ausbildung in der DDR

So weit bekannt, ist Maybrit Illner die erste Journalistin, die von dieser Gruppe angegriffen wird. Illner moderiert im ZDF die Talkshow, die ihren Namen trägt – eine nicht selten heftige Diskussionsrunde um politische Themen, die sie seit 1999 leitet. Illner, geboren in Ostberlin, begann ihre Karriere als Journalistin noch in den letzten Jahren der alten DDR und war dort auch zeitweilig Mitglied der kommunistischen Einheitspartei SED. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands machte die heute 55-Jährige im ZDF Karriere, moderierte und leitete das Morgenfernsehen, präsentierte das «Heute Journal», die wichtigste Nachrichtensendung des ZDF, und leitete bei Wahlen TV-Streitgespräche zwischen den Spitzenkandidaten.

Rechtsextreme Straftaten haben in Deutschland in den letzten Jahren stark zugenommen. Und sie sind blutiger geworden – etwa mit dem Attentat auf den CDU-Politiker Walter Lübcke und mit einem Anschlag auf eine Synagoge im vergangenen Jahr. Im Februar erschoss ein rechtsextremer Täter im hessischen Hanau 10 Menschen.

Über Rassismus, Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, aber auch über das «Feindbild Polizei» wurde bei Maybrit Illner scharf gestritten. Der Drohbrief wirft ihr nun vor, sich für die «Abschaffung der Scheissdeutschen, die Vernichtung der Kartoffelkultur und für den Bevölkerungsaustausch» eingesetzt zu haben. Gemeint ist wohl die unter Rechtsradikalen weit verbreitete Ansicht, dass durch die Einwanderung jene Deutschen, die als «echt» betrachtet werden, verdrängt werden sollen.

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Selbstbewusste, kritisch auftretende Frauen sind den Verfassern der Briefe offenbar besonders verhasst. «Der Antifeminismus, der oft einhergeht mit Frauenhass, ist Teil des rechtsextremen Weltbilds», sagte die Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth dem Hessischen Rundfunk. Die hessische Polizei hat vor kurzem einen Sonderermittler eingesetzt, um die Polizisten ausfindig zu machen, die hinter den Schreiben stehen könnten. Der öffentliche Druck hat zum Rücktritt des hessischen Polizeichefs geführt.

Die Sendung von Maybrit Illner macht indessen Sommerpause – und die Moderatorin ebenfalls.