Heute vor 70 JahrenDie Jugendlichen vom Land sind die besseren Schützen
Einen grossen Leistungsunterschied beim Knabenschiessen stellten die Zürichsee-Zeitungen im Jahr 1951 fest. Es herrschte ein regelrechter Stadt-Land-Graben.
Die Corona-Pandemie macht dem Zürcher Knabenschiessen einen Strich durch die Rechnung – schon wieder. Der Traditionsanlass kann schon zum zweiten Mal hintereinander nicht im gewohnten Rahmen durchgeführt werden. Immerhin dürfen am kommenden Wochenende die Sieger und Siegerinnen der letzten Jahre den Ausstich unter sich ausmachen – ein «Knabenschiessen der Könige».
Vor 70 Jahren war noch alles anders. 4000 gabenberechtigte Schützen – Mädchen waren damals noch nicht zugelassen – stellten sich dem Wettkampf. Aus Oberrieden beteiligten sich sechs «Jünglinge», wie der «Anzeiger des Bezirks Horgen» im September 1951 schrieb. Viel Kredit hatten die Burschen beim Schreibenden aber offensichtlich nicht: «Wenn wir auch nicht glauben, dass sich gerade der Schützenkönig unter ihnen befinden wird, so wünschen wir ihnen doch einen recht guten Erfolg und werden für alle sechs den Daumen drücken.»
Mehr Optimismus herrschte in der rechtsufrigen «Zürichsee-Zeitung». Zwar krönte sich ein Jugendlicher aus dem Bezirk Pfäffikon zum Schützenkönig – dies immerhin «im Beisein von General Guisan, der Oberstkorpskommandanten Wille und Iselin und Oberstdivisionär E. Schumacher», wie es im Artikel heisst. Der Schreibende hält aber fest: «Bemerkenswert war der grosse Leistungsunterschied zwischen den Knaben der Stadt und denen der Landschaft. Die Schützen vom Lande waren fast durchwegs an der Spitze.» Ob die Jugendlichen vom Zürichsee auch heute noch treffsicherer sind als jene der Stadt? Es scheint so, wenn man den «Walk of Fame» auf der Website des Knabenschiessens betrachtet: Unter den letzten zehn Siegerinnen und Siegern sind nicht weniger als deren vier aus den Bezirken Horgen oder Meilen, aber nur einer aus der Stadt Zürich.
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