Neue StudieDie Hälfte der Omikron-Infizierten weiss nichts davon
Eine Studie in Kalifornien hat ergeben, dass viele eine Corona-Ansteckung gar nicht mehr merken oder für eine Erkältung halten. Das birgt für den Herbst auch Gefahren.
Eine neue Studie bringt gute und schlechte Nachrichten für unser Weiterleben mit dem Coronavirus. Gemäss der Untersuchung merken etwas mehr als die Hälfte der Omikron-Infizierten kaum etwas davon. Was unterstreicht, dass die Variante für viele Menschen einen milden Verlauf nimmt. Das bedeutet aber auch, dass entsprechend viele Angesteckte das Virus wohl unbewusst weiterverbreiten – was im Hinblick auf die kältere Jahreszeit wieder mehr potenzielle Infektionen in Innenräumen wie Büros oder ÖV bewirken könnte.
Die Studie wurde im Cedars-Sinai-Spital in Los Angeles durchgeführt und muss mit lediglich 210 Teilnehmenden als kleine Untersuchung bezeichnet werden. Aus einem Pool von 2500 Freiwilligen wurden nur jene ausgewählt, die alle Bedingungen erfüllten. Mitgemacht haben Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten, fast alle davon mit einem mRNA-Vakzin geimpft.
Die Forschenden entnahmen den Probanden mehrere Blutproben, vor und nach Beginn der Omikron-Welle, und untersuchten diese auf Antikörper. Dabei wurden sowohl Antikörper durch die Impfung sowie solche durch eine Covid-Infektion gemessen. Teilnehmen konnte nur, wer nicht gerade angesteckt und mit einem entsprechend tiefen Antikörper-Level ausgestattet war. Während des Untersuchungszeitraums füllten die Teilnehmenden Fragebogen zu ihrer Gesundheit aus und machten PCR-Tests. Am Ende wurden die Antikörper im Blut erneut untersucht.
Mehr Asymptomatische mit Omikron
Während der Studie steckten sich einige der Teilnehmenden mit Omikron an, über die Hälfte realisierte das aber gar nicht. Genau gesagt: 56 Prozent hatten gar keine Symptome oder glaubten, nur eine leichte Erkältung zu haben. Wobei die Gruppe derjenigen mit Erkältungssymptomen mit 10 Prozent deutlich kleiner war. Die Ergebnisse bestätigen gemäss den Autorinnen und Autoren der Untersuchung, dass viele Corona-Infektionen asymptomatisch verlaufen. Verschiedene Studien kamen demnach seit Beginn der Pandemie auf Werte zwischen 25 und 48 Prozent. Mit Omikron scheint es nun eher mehr zu sein, das bestätige auch eine Studie aus Südafrika, wo es 60 Prozent waren, heisst es.
Studienleiterin Susan Cheng sagt, dass es für den weiteren Verlauf der Pandemie helfen könnte, wenn die Menschen sich bewusst wären, wann sie ansteckend sind und wann nicht. Dabei können auch Selbsttests weiterhin helfen, erklärt Cheng. Zu Beginn des Jahres wussten bis zu 75 Prozent der Covid-Infizierten in der Studie nicht, dass sie das Virus in sich trugen. Mit den Selbsttests sank diese Zahl dann bis im Mai auf 56 Prozent.
Diese Unwissenheit habe wohl dazu beigetragen, dass sich Omikron rasch verbreitete. Wer gar keine Symptome habe, halte auch Vorsichtsmassnahmen viel weniger ein. Zu beachten sei dabei auch, dass in der vorliegenden Studie im Cedar-Sinai-Spital viele Gesundheitsmitarbeitende beteiligt waren, die sich generell ihrer Symptome bewusster oder vorsichtiger als andere in der Bevölkerung seien.
Cheng empfiehlt, mehr zu testen, wenn man häufig unter Leuten oder in geschlossenen Räumen unterwegs ist. Zumal sich Leute mehrmals mit Omikron infizieren können und die Folgen teilweise gravierend sind. Selbst Personen mit asymptomatischer Ansteckung können Long Covid entwickeln, wie mehrere Studien zeigten. Es gibt auch Hinweise, dass die Verläufe nach mehrmaligen Infektionen eher schlimmer werden, so dass selbst wer mit einer milden Erkrankung davonkam, ein Interesse daran haben sollte, nicht weitere Ansteckungen zu riskieren oder seinem Umfeld weitere Infektionen zuzumuten.
Die Untersuchung des Cedars-Sinai-Spital in Los Angeles ist online einsehbar: Link zur Studie (Englisch)
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