Kolumne «Dorfgeflüster»Die Glattalbahn fährt jetzt bis nach Männedorf
An der Goldküste verkehren plötzlich fremde Busse. Das hat Auswirkungen auf ein Stadtfest im Zürcher Unterland.
Bin ich im Zug eingeschlafen und an meinem Zielbahnhof vorbeigefahren? Verwundert reibe ich mir die Augen, als ich beim Aussteigen plötzlich einen Bus der Verkehrsbetriebe Glattal (VBG) vor dem Perron erblicke. Doch alles hat seine Richtigkeit, wie das Bahnhofsschild zeigt: Ich befinde mich tatsächlich wie geplant in Männedorf. Was aber macht der weisse Linienbus aus dem Zürcher Unterland an der Goldküste, an der sonst dunkelblaue Busse herumfahren? Hat die Zürichseeregion nun etwa direkten Anschluss ins Glattal? Denn die VBG betreiben dort die Glattalbahn und diverse Buslinien.
Dass ihre Busse auf fremdes Territorium vordringen, hat jedoch einen guten Grund. Die SBB erneuern noch bis Ende dieser Woche die Gleise zwischen Uetikon und Meilen. Die S7 braucht deshalb länger bis nach Zürich als sonst üblich, und sie fährt in den Gemeinden am oberen Seeufer früher ab. Somit mussten auch die Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland (VZO) ihren Fahrplan anpassen, um die Anschlüsse an die Bahnhöfe sicherzustellen. Da sie überdies häufiger verkehren, braucht es zusätzliche Busse.
Was also liegt näher, als dass ein befreundetes Unternehmen den VZO aushilft? So ist nun besagter Linienbus der VBG zwischen Männedorf und Oetwil unterwegs, mitsamt der aufgeklebten lokalen Werbung. Diese wird hier allerdings wohl wirkungslos verpuffen. Oder vielleicht doch nicht? So lese ich auf der Rückseite des Busses, dass im Juni 2023 in Opfikon ein grosses Stadtfest stattfindet. Sollten dort dann plötzlich auffallend viele Männedörflerinnen und Oetwiler durch die Strassen zotteln, kennen wir den Grund.
Fehler gefunden?Jetzt melden.