Kolumne «Miniatur des Alltags»Die doppelten Doppelgänger
Auf Spaziergängen mit meinem Hund treffe ich regelmässig auf Unbekannte – die mich und meinen Vierbeiner für ein anderes Duo halten.
Seit ich einen Hund habe, hat sich mein Bekanntenkreis schlagartig vervielfacht. Könnte man denken. Denn wenn ich mit meinem weissen Schweizer Schäferhund unterwegs bin, winken mir plötzlich doppelt so viele Velofahrer zu, hupen Lastwagenfahrer und bremsen Personenwagen. Das Problem dabei: Die meisten von ihnen habe ich noch nie im Leben gesehen.
Des Rätsels Lösung ist simpel. In meinem Wohnort gibt es eine zweite Frau mit einem Hund der gleichen Rasse. Zwar ist mein Rüde kräftig gebaut und hat lange Fellhaare, während die andere Hündin sehr zart ist und ein kurzes Fell trägt. Doch weisser Hund gleich weisser Hund, scheinen die Leute zu denken. Dass auch die dazugehörige Frau nicht dieselbe ist, fällt ihnen offenbar ebenfalls nicht auf.
Zu Beginn habe ich mir noch nach jedem Hupkonzert den Kopf zerbrochen, woher ich die Aufmerksamkeit heischende Person kennen sollte. Heute mache ich es mir einfach: Einmal Hupen / Rufen / Winken, und ich winke / lächle / grüsse zurück. Schliesslich will ich nicht schuld sein daran, dass meine Doppelgängerin ihren Freundeskreis verliert, weil sie nicht auf Kontaktaufnahmen reagiert.
Wenn ich es mir recht überlege, bringt diese Verwechslungsgeschichte durchaus auch Vorteile mit sich: Sollte sich nämlich mein Hund künftig nicht anständig benehmen, könnte ich einfach den Namen der anderen Hündin ins Spiel bringen. «Susy, lass sofort den Pöstler los! Spuck die Katze aus, Susy! Pfui Susy, was frisst du da wieder!»
Ich kann nur hoffen, dass meine Doppelgängerin nicht dasselbe macht.
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