Billigeres HomeofficeDie CS will ein Fünftel der Büroflächen einsparen
Firmenchef Thomas Gottstein schliesst 20 Filialen. Jobs will er aber kaum abbauen: Die Credit Suisse Schweiz hat
so viele Mitarbeiter wie vor der Ära Thiam.
Trotz einem Halbjahresgewinn von 1,2 Milliarden Franken will die Credit Suisse (CS) sparen. In den nächsten zwei Jahren sollen die Ausgaben der zweitgrössten Schweizer Bank von aktuell 17 Milliarden Franken um 400 Millionen Franken sinken: Das entspricht in etwa 1500 Arbeitsplätzen. Zu einem umfassenden Stellenabbau soll es aber nicht kommen. CS-Chef Thomas Gottstein sagt gegenüber dieser Zeitung: «Ich gehe nicht davon aus, dass wir in Zukunft weniger Mitarbeiter zählen werden.» Sie sollen aber andere Aufgaben erfüllen. Es brauche laut Gottstein mehr Frontleute und weniger Personal in den rückwärtigen Bereichen. Denise Chervet vom Bankpersonalverband sagt zu den Plänen der CS: «Es darf keine Sparmassnahme sein, die mehrheitlich auf dem Rücken des Personals erfolgt.» Der Verband werde den Sparplan sehr genau verfolgen.
In den letzten Monaten hat die Bank Hunderte Jobs geschaffen, auch in der Schweiz. Die tiefen Einschnitte der Ära von seinem Vorgänger Tidjane Thiam sind damit, zumindest bei der Schweizer Einheit der CS, schon fast ausgewetzt.
Eingespart werden aber 20 der 120 Geschäftsstellen in der Schweiz. Sie werden von den Kunden kaum noch besucht. «Wir werden künftig weniger Filialen haben, aber nicht weniger Kundenberater», so Gottstein. Die Berater sollen künftig an einem anderen Standort arbeiten. Zudem sollen im Bereich Nachhaltigkeit, in Wachstumsmärkten wie China oder durch die Digitalisierung des Geschäfts neue Arbeitsplätze entstehen.
UBS mit mehr Homeoffice
Rund 80 Prozent des CS-Personals sind derzeit im Homeoffice. «Wir gehen davon aus, dass künftig 10 bis 20 Prozent der Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten werden», so Gottstein. Die UBS geht von einem etwas höheren Anteil aus. Die grösste Konkurrentin erwartet, dass sie mittelfristig rund 20 Prozent bis zu einem Drittel der Mitarbeiter im Homeoffice hat. Sicher werden die Banken bald auch weniger Büroräume brauchen. «Wir können rund ein Fünftel der Büroflächen einsparen», so CS-Chef Gottstein. Allein in der Stadt Zürich sind CS-Mitarbeiter über Dutzende Gebäude verteilt, künftig dürften es deutlich weniger sein.
Gottstein baut zudem die Konzernstruktur um. Hatte sein Vorgänger Thiam aus der Investmentbank zwei Einheiten gemacht, um sie besser schrumpfen zu können, macht Gottstein diesen Schritt wieder rückgängig. Der Geschäftsbereich ist heute deutlich kleiner. Musste die CS 2015 rund 60 Prozent ihres Kapitals für die Investmentbank aufwenden, ist es heute noch ein Drittel.
Mit der Zusammenlegung werden nun doppelte Strukturen weggespart. Das Gleiche gilt für die Risiko- und Compliance-Stelle, die ebenfalls zusammengefasst wird. Gottstein schafft aber auch eine neue Einheit: Lyide Hudson wird die neue CS-Nachhaltigkeitschefin. Sie soll künftig dafür sorgen, dass die Bank bei den grünen Anlageformen zulegt und aus dem Kreditgeschäft mit Umweltsündern, etwa aus der Kohleindustrie, aussteigt. Für diese Deals erntete die Bank in der Vergangenheit immer wieder Kritik.
Für die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sieht sich die Bank gut gerüstet.
Einige Spätfolgen aus der Ägide Thiams wirken weiter nach. So läuft noch immer eine Untersuchung der Finanzmarktaufsicht Finma zur Überwachungsaffäre. Die CS spionierte ihrem Ex-Manager Iqbal Khan nach und liess den ehemaligen Personalchef Peter Goerke überwachen. Die Bank hofft, dass das Verfahren bald abgeschlossen wird. Zudem findet sich Thiams einstiger Traumkunde Charles Zhengyao Lu im Halbjahresbericht wieder. Die Bank hat sich bei dessen chinesischer Kaffeekette Luckin engagiert, doch entpuppten sich deren Geschäftszahlen als falsch. Es folgte ein rasanter Absturz von deren Aktie. Die Bank hat nun ihre Rückstellungen für Kreditausfälle im Bereich Luftfahrt, Transport und Gastronomie in Asien um 83 Millionen Franken erhöht.
Für die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sieht sich die Bank gut gerüstet. Sie hat in den letzten sechs Monaten 900 Millionen Franken Rückstellungen für Kreditverluste aufgebaut. Das entspricht dem Zwölffachen des sonst üblichen Betrags und ist deutlich mehr als bei der UBS. Diese hat im 1. Halbjahr etwas mehr als 500 Millionen Franken zurückgestellt. Das liegt aber nicht an den grösseren Risiken bei der CS, sondern an anderen Buchhaltungsregeln.
Fehler gefunden?Jetzt melden.