Routinemässiger LandeanflugDHL-Frachtflugzeug stürzt auf Wohnhaus in Litauen
Ein Flugzeug, das für den Postdienstleister DHL unterwegs war, ist am Montagmorgen auf ein Gebäude in Vilnius gestürzt. Eine Person kam ums Leben, drei weitere wurden verletzt.
Ein im Auftrag des Postdienstleisters DHL in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug der spanischen Swift Air ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius auf ein Wohnhaus gestürzt. Dabei ist eine Person ums Leben gekommen. Beim Getöteten handelt es sich um einen spanischen Staatsbürger, sagte ein Vertreter der Polizeibehörde am Vormittag. Die übrigen Insassen des Flugzeugs – ein Deutscher, ein weiterer Spanier und ein Litauer – seien verletzt worden.
Zum gesundheitlichen Zustand der Verletzten machten die Behörden zunächst keine weiteren Angaben. Zahlreiche Einsatzkräfte seien vor Ort im Einsatz. Der Verkehr am Unfallort sei eingeschränkt. Nach vorläufigen Daten des Rettungsdienstes seien die Einsatzkräfte um 5:28 Uhr Ortszeit informiert worden, dass ein Frachtflugzeug auf ein Gebäude gestürzt sei. Dabei soll es sich um zweistöckiges Wohnhaus handeln.
Litauens Präsident: «Verfallen nicht in Panik»
Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda hat die Unglücksstelle besucht. Gemeinsam mit dem deutschen Botschafter Cornelius Zimmermann und dessen spanischer Kollegin María Nieves Blanco Díaz machte sich das Staatsoberhaupt des baltischen Landes ein Bild am Absturzort in der Nähe des Flughafens Vilnius und sprach auch mit Anwohnern.
«Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen und wird von Fachleuten auf ihrem Gebiet durchgeführt. Ich habe keinen Zweifel daran, dass alles im Detail geklärt und geklärt wird», hatte Nauseda vor seinem Besuch an der Unglücksstelle erklärt. Der litauische Staatschef betonte, dass man auf alle möglichen Situationen vorbereitet sein müsse: «Wir wissen nicht, wie die Schlussfolgerungen der Untersuchung aussehen werden, aber es ist klar, dass wir niemals in Panik verfallen und Entscheidungen treffen werden, die nicht auf Fakten basieren».
Polizeichef: «Antworten brauchen Zeit»
Die Suche nach der Ursache für den Absturz der Frachtmaschine wird nach Angaben des litauischen Polizeichefs einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Besichtigung des Tatorts, die Beweisaufnahme und die Sammlung von Informationen und Objekten könne eine ganze Woche dauern. «Diese Antworten werden nicht so schnell kommen», sagte Arunas Paulauskas am Morgen auf einer Pressekonferenz.
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Das Flugzeug habe versucht zu landen und die Landebahn nicht erreicht, schilderte Paulauskas. Der Absturz sei «höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen». Zugleich sagte er auf die Nachfrage, ob es sich auch um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte, dass ein solches Szenario nicht auszuschliessen sei. «Dies ist eine der Versionen des Absturzes, die untersucht und überprüft werden müssen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns.»
Bewohner des Hauses blieben unverletzt
Der Leiter des litauischen Rettungsdienstes, Renatas Pozela, sagte, dass das Frachtflugzeug wenige Kilometer vor dem Flughafen abgestürzt sei, mehrere hundert Meter weit schlitterte und seine Trümmer ein Wohnhaus erfassten. Das Haus habe zwei Etagen und vier Wohnungen. Drei Familien hätten darin gelebt. Alle zwölf Bewohner befänden sich in Sicherheit.
Die Flammen hätten das Flugzeug völlig zerstört, sagte eine Sprecherin des litauischen Rettungsdienstes der litauischen Nachrichtenagentur Elta. Am Absturzort seien sechs Feuerwehrfahrzeuge und ein Wassertransportfahrzeug im Einsatz.
Kommunikation mit Tower routinemässig verlaufen
Die Auswertung der Kommunikation zwischen dem Piloten und dem Tower deutet einem Bericht des litauischen Rundfunks zufolge nicht auf einen Notfall oder andere Unregelmässigkeiten beim Landeanflug hin. In dem veröffentlichten Mitschnitt ist ein völlig ruhig und routinemässig verlaufendes Gespräch zu vernehmen, wie ein vom Rundfunk befragter litauischer Luftfahrtexperte sagte.
«Ohne auf Details einzugehen, kann man sagen, dass die Piloten keine Gefahr und keine Probleme gemeldet haben. Es war eine routinemässige Kommunikation, ein einfacher Sinkflug», sagte Vidas Kaupelis von der Universität Vilnius nach dem Anhören der Aufzeichnung, die nach seinen Angaben im Internet verfügbar und nicht vertraulich sei. Auch mehrere Videos, die von Überwachungskameras oder Augenzeugen gemacht und von litauischen Medien veröffentlicht wurden, deuten auf den ersten Blick nicht auf Turbulenzen beim Landeanflug hin.
Die Behörden leiteten Ermittlungen zur Ursache des Unglücks ein. Es gebe bislang keine Hinweise darauf, dass es sich um Sabotage oder einen Terroranschlag gehandelt habe.
Deutsche Sicherheitsbehörden warnten
Ende August war bekannt geworden, dass deutsche Sicherheitsbehörden vor «unkonventionellen Brandsätzen» warnen, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten seinerzeit einen entsprechenden Warnhinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche.
Die Warnmeldung wurde in Sicherheitskreisen unter anderem mit einem Vorfall im DHL-Logistikzentrum Leipzig in Verbindung gebracht, das als weltweites Drehkreuz des Unternehmens fungiert. Dort soll im Juli ein aus dem Baltikum verschicktes Paket Feuer gefangen haben, das einen Brandsatz enthielt.
In der Warnmeldung von BfV und BKA kam das Wort Russland nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen.
DPA/lop
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