Britischer EnthüllungsberichtDeutsche Technologie in russischen Drohnen gefunden
Ein neuer Bericht zeigt: Putins Armee setzt im Krieg iranische Drohnen mit westlicher Motorentechnologien ein. Was steckt dahinter? Und wie kam der Iran an die Pläne? Die Antworten.

Russland greift die Ukraine gemäss einem neuen Bericht mit kopierter deutscher Technologie an. Das hat die britische Organisation Conflict Armament Research (CAR) festgestellt, nachdem 20 abgestürzte Drohnen genauer untersucht wurden. Die Hälfte davon waren iranische Shahed-136-Modelle, deren Motoren gemäss dem CAR-Bericht vom Unternehmen Oje Parvaz Mado Nafar – kurz Mado – hergestellt wurden.
Die Firma ist seit Dezember 2022 von der EU, Grossbritannien und den USA mit Sanktionen belegt. Im Gegensatz zu anderen Sanktionen gegen den Iran hat auch die Schweiz die EU-Sanktionen betreffend der Lieferung von iranischen Drohnen nach Russland übernommen.
Erstmals gelang der Nachweis von Mado-Motoren
CAR hat mithilfe von spezifischen Seriennummern und Kleinteilen erstmals nachweisen können, dass die Motoren von Mado fabriziert wurden. Der Verdacht bestand bereits, die Mitwirkung der Firma bei den Shahed-136-Drohnen wurde jedoch zu vertuschen versucht, wie es im CAR-Bericht heisst. Viele Seriennummern auf den Bauteilen wurden entfernt und Bezeichnungen weggekratzt.

Bei der umfassenden Suche in Kiew fand das Team von CAR in den Shahed-Drohnen aber einige Hinweise sowie Seriennummern und konnte die Herkunft so zurückverfolgen. Finanziert wurde die Aktion von der EU und dem deutschen Aussendepartement, wie CAR schreibt, diese hätten aber keinen Einfluss auf den abschliessenden Bericht gehabt.

Die Technologie der MD-550-Motoren, wie sie bei Mado heissen, basiert auf dem Modell L550E der deutschen Firma Limbach Flugmotoren. Gemäss CAR-Bericht wurde das Design 2006 aus Deutschland entwendet, ein iranischer Ingenieur kopierte es und baute die Motoren für seine Firma nach – es handelt sich um die heutige Mado.

Auch österreichische Motoren in iranischen Drohnen
Conflict Armament Research hat sich seit 2011 einen Namen für die Suche nach der Herkunft von Waffen in Kriegsgebieten gemacht. So berichten sie auch über tschechische Motorenteile, welche in zwei iranischen Raketen verwendet wurden – den Quids-1 und Heidar-2. Dabei nutzte der Iran wiederum Verschleierungstaktiken, indem verschiedene Firmenkonstrukte zwischengeschaltet wurden. Der tschechische Hersteller exportierte die Teile demnach 2010 nach Hongkong, von wo sie über andere Länder bis 2019 im Iran landeten.
In anderen iranischen Drohnen, den Shahed-129, werden offenbar österreichische Motoren der Firma Rotax verwendet. Die Ukraine konnte solche zweifelsfrei in einem nahe Odessa abgeschossenen Flugkörper identifizieren. Wie die Motoren vom oberösterreichischen Gunskirchen in den Iran kamen, ist allerdings nicht klar. Rotax hat einen direkten Verkauf dementiert, zumindest seit 2020 verkaufe man kein Material mehr an Russland oder den Iran. Möglich wäre auch hier eine Umgehung über andere Länder.
Nun könnte mehr westliche Technologie kopiert werden
Der Iran nutze die mangelhafte Transparenz in den Lieferketten systematisch aus, um westliche Technologie für seine Waffen zu erhalten, erklärt CAR-Analyst Taimur Khan zu CNN, welche als Erste über den neuen Bericht informierten. Im Fall der deutschen Motorentechnologie kommt auch Schmuggel infrage. So standen 2014 zwei Iraner vor Gericht, weil sie 61 Drohnenmotoren aus Deutschland ausführen wollten und diese als Jet-Ski-Motoren zu vertuschen versuchten.

Die engere Zusammenarbeit von Russland mit dem Iran ist gemäss CAR auch langfristig ein Grund zur Sorge. So erhalte der Iran dank des Verkaufs der Shahed-Drohnen die Mittel, um seine Waffenindustrie zu stärken. Man sehe bereits, dass die iranischen Drohnen immer zielsicherer und schwieriger abzuwehren seien, sagt Taimur Khan.
Zudem falle Russland in der Ukraine mehr westliche Technologie in die Hände, beispielsweise Javelin-Panzerabwehrraketen. Diese könnten sie an die Ingenieure im Iran weitergeben, um Kopien davon zu entwickeln. Gleichzeitig habe Russland ein Interesse daran, seine eigene Industrie zu stärken und beispielsweise selber Drohnen zu bauen, somit werde sich die Kooperation der beiden Länder wohl noch verstärken, sagt Khan.
Fehler gefunden?Jetzt melden.