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Deutsche Komiklegende 
Ein Fernsehsender bringt Ottos Witze nur mit Warnhinweis

«Komik hat ja immer etwas Anstössiges, weil sie alltägliche Regeln verletzt», sagt Komiker und Musiker Otto Waalkes zu den Warnungen vor seinen Shows im TV.
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Er hat geschafft, was nicht so vielen Komikerinnen und Komikern gelungen ist. Einerseits, beim Publikum in Deutschland, der Schweiz und Österreich sehr beliebt zu werden; seine Shows waren ausverkauft, seine Platten grosse Erfolge und die meisten seiner Filme auch.

Zugleich wurde Otto Waalkes von der Kritik geschätzt, weil seine Komik nicht bloss derb war, sondern sprachlich virtuos, humorvoll und musikalisch von ihm exzellent vertont. Ohne Übertreibung kann man sagen: Otto Waalkes, der Ostfriese mit dem fliehenden blonden Haar, gehört mit Loriot, Gerhard Polt, Helge Schneider oder Robert Gernhardt zu den grossen Komikern Deutschlands. Letzterer hat übrigens, zusammen mit anderen brillanten Satirikern der Zeitschrift «Titanic», auch für Otto Texte geschrieben.  

Auf dem Pausenplatz auswendig

Am 22. Juli wurde Waalkes, der seit 50 Jahren als Komiker unterwegs ist, 75 Jahre alt. Weshalb der WDR ein Festjahr zu seinen Ehren ausgerufen hat. Dazu gehört der Entscheid, auch seine frühen Programme wieder zu zeigen. Diese machten den agilen Ostfriesen berühmt, auch in der Schweiz. Jedenfalls konnten wir seine Sketche und Imitationen, Parodien und Songs auf dem Pausenplatz rezitieren und krümmten uns dabei vor Lachen. Und wenn man bei Witzen mehrmals lachen muss, sind sie besonders gelungen.

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Nur einen Eingriff will der WDR der Ausstrahlung dieser frühen Aufnahmen voranstellen: einen Warnhinweis. Laut der Zeitung «Die Welt» sollen die Zuschauerinnen und Zuschauer mit Sätzen vorbereitet werden wie: «Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden.» 

Die «Bild»-Zeitung bat den Komiker um eine Reaktion. Der kommentierte den Entscheid erst seriös und dann ironisch. Ernst klingt er so: «Die Moralvorstellungen haben sich seit 1970 gewandelt, jede Zeit hat ihre eigenen Tabus. Komik hat ja immer etwas Anstössiges, weil sie alltägliche Regeln verletzt.» Dann gab er noch einen drauf. Vor Komik könne gar nicht genug gewarnt werden, sagte er. Und fragte sich, ob es keine anderen Probleme gäbe als alte Scherze von ihm.

«Wer das dann immer gleich als rassistisch bezeichnet, verharmlost den echten Rassismus.»

Otto Waalkes im Jahr 2018

Schon vor fünf Jahren hatte Waalkes im Gespräch mit dem «Spiegel» festgehalten, was auch Sigmund Freud gedeutet hatte: Es gibt nur wenige Witze ohne Opfer. «Wer das dann immer gleich als rassistisch bezeichnet, verharmlost den echten Rassismus», sagte Otto noch. «Das halte ich für gefährlich.»

Dass der Komiker nicht nur schlagfertig, sondern auch differenziert auftreten kann, belegt seine vorzügliche, grossartig geschriebene Autobiografie von 2018 mit dem Titel: «Kleinhirn an alle: Die grosse Ottobiografie – Nach einer wahren Geschichte». So etwas muss man einfach lesen.

Wenigstens unzensiert

Es wird den Komiker trösten, dass auf dem Twitter-Kanal «X» alle, die sich zur Kontroverse meldeten, die Ankündigung des WDR bissig kommentierten. Als wäre das Ganze auch dem Fernsehsender selber ein wenig peinlich, hat er es unterlassen, zu sagen, welche Nummern von damals dem heutigen Publikum nur mit moralischer Abmahnung zugemutet werden können.

Gehören solche Witze auch dazu? «Eigentlich war eine Demonstration der Jungfrauen von Hamburg vorgesehen. Aber die eine war krank, und die andere wollte allein nicht los.» Wer so was nicht lustig findet, muss ja nicht schauen. Allen anderen zeigt der WDR Ottos Programme ungekürzt und ohne weiteren Kommentar. Wir freuen uns darauf.