AboOsteuropa-Historiker im Interview«Derzeit gewinnt Russland den Krieg, nicht die Ukraine»
Jeronim Perović bezweifelt, dass Kiew die russisch besetzten Gebiete zurückerobern kann. Der Westen sei zu optimistisch, denn Putin habe noch längst nicht alle Ressourcen mobilisiert. Ein Ende des Kriegs sei deshalb nicht absehbar.
Herr Perović, vor genau einem Jahr bei Kriegsbeginn sagten Sie hier, dass Sie «mit heftigem Widerstand der Ukrainer» rechnen. Aber haben Sie ihn derart heftig und vor allem so erfolgreich erwartet?
Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir nach einem Jahr einen Stellungskrieg sehen wie im Ersten Weltkrieg. Ich dachte, dass die russische Armee die ukrainischen Streitkräfte zerschlagen würde und die Ukrainer dann einen Partisanenkrieg im Untergrund führen würden. Was passiert ist, hat wohl auch die Ukrainer überrascht, denn sie waren ungenügend vorbereitet, Präsident Wolodimir Selenski hatte im Vorfeld keine Mobilmachung durchgeführt.