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Neue Waffen für die Ukraine
Der Westen erhöht mit der Lieferung von Panzern den Einsatz

Hatte bei seinem Blitzbesuch kurz vor Weihnachten dringlich um neue Waffen gebeten: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski mit US-Präsident Joe Biden in Washington.
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Nach monatelangen Debatten hat die deutsche Regierung den Weg frei gemacht für die Lieferung weiterer deutscher Panzer an die Ukraine. Nach Angaben aus Berlin soll das Land bis Ende März etwa 40 Schützenpanzer vom Typ Marder erhalten. Zudem soll ein Patriot-Flugabwehrsystem an die Ukraine geliefert werden. Kanzler Olaf Scholz hatte eine Lieferung der Panzer bisher abgelehnt und argumentiert, dass Deutschland bei den Panzerlieferungen international keine Alleingänge unternehme.

Doch nachdem zuerst Frankreich und dann die USA der Ukraine Schützenpanzer versprochen hatten, telefonierte Scholz mit US-Präsident Joe Biden. Danach erklärte Berlin, man beabsichtige, Marder-Panzer zu liefern, das deutsche Gegenstück zu den von Biden angesprochenen Panzern vom Typ Bradley. Der Schützenpanzer Marder stammt aus den 1960er-Jahren, wird jedoch bis heute von der Bundeswehr genutzt. Scholz liess zunächst offen, ob die Panzer für die Ukraine aus den Beständen der Bundeswehr oder aus denen der deutschen Industrie geliefert werden sollen. Bisher hat Deutschland der Ukraine Gepard-Flakpanzer und weiteres militärisches Gerät geliefert, aber keine Schützen- oder Kampfpanzer.

Eine neue «deutsch-amerikanische Initiative»

Regierungssprecher Steffen Hebestreit trat am Freitag dem Eindruck entgegen, Scholz habe vor allem auf Druck durch Paris und Washington reagiert. Man habe sich vielmehr intensiv miteinander abgestimmt, deshalb gebe es nun «diese deutsch-amerikanische Initiative». Das Patriot-Flugabwehrsystem werde der Ukraine auf Bitten der Amerikaner bereitgestellt. Die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den Marder-Panzern und am Patriot-System soll acht Wochen dauern. Es sei zu befürchten, dass mit steigenden Temperaturen im Frühjahr auch die Kampfhandlungen wieder zunähmen, sagte er. In Berlin eröffnete der Grünen-Politiker Anton Hofreiter die Debatte, dass nun auch Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 geliefert werden müssten.

In der Ukraine ist man mehr als erleichtert, dass nach Frankreich und den USA nun auch Deutschland angekündigt hat, Marder-Schützenpanzer zu liefern. Präsident Wolodimir Selenski dankte Bundeskanzler Scholz per Twitter für die «Entscheidung, der Ukraine eine Patriot-Flugabwehrraketenbatterie zu liefern. Zusammen mit dem Iris-T-System und den Gepard-Panzern» leiste Deutschland einen wichtigen Beitrag dazu, dass «alle russischen Raketen abgefangen» würden. Der ukrainische Aussenminister Dmitro Kuleba zog nach und sprach von einer «Kaskade guter Nachrichten». Jede solche Nachricht führt zu «mehr Zähneknirschen im Kreml».

Die Ukraine pocht nach den Schützenpanzern auch auf Kampfpanzer: Ein Panzer vom Typ Marder auf einem deutschen Übungsplatz.

Der ukrainische Präsident hatte zuletzt bei seinem Blitzbesuch in Washington kurz vor Weihnachten dringlich um entsprechende Zusagen gebeten. Es gebe absolut keinen rationalen Grund, so Selenski, warum der Westen seinem Land keine Panzer liefere. «Wir müssen die russische Aggression stoppen und dürfen keine Möglichkeit auslassen, die den Sieg über diesen terroristischen Staat beschleunigt.» Moderne Panzer westlicher Bauart seien nur ein Mittel zur effektiven Verteidigung gegen den Aggressor.

Der ehemalige Botschafter in Deutschland und neue Vizeaussenminister der Ukraine, Andri Melnik twitterte nach Bekanntwerden der deutschen Ankündigung: «Marder. Finita la commedia. Amen» – womit er zum Ausdruck brachte, dass in seinen Augen ein langes Gezerre nun endlich ein Ende finde.

Schwere Panzer, um Frontstellung zu überwinden

Im Präsidialpalast in Kiew ist man fest davon überzeugt, dass nur weitere Geländegewinne und die Rückeroberung besetzter Gebiete überhaupt eine Basis für Friedensverhandlungen mit Moskau bieten können. Wenn die ukrainische Armee ihre bisher recht erfolgreiche Gegenoffensive aber fortsetzen will, dann braucht sie Waffen und Fahrzeuge, die Truppen Schutz bieten und trotzdem schnelle Vorstösse ermöglichen.

Nach Angaben Kiews würden vor allem schwere Panzer gebraucht, um die Frontstellung zu überwinden. Laut Armeeführung könnten westliche Waffensysteme den entscheidenden Unterschied machen, gefordert werden daher nicht nur Schützenpanzer vom Typ Marder, sondern insbesondere auch Kampfpanzer vom Typ Leopard.