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Meinung

Fehlentscheide in der Super League
Der VAR vergibt seine Chance kläglich

Von Basel-Spielern bedrängt, vom VAR alleingelassen: Schiedsrichter Alessandro Dudic nach der Schwalbe von FCZ-Angreifer Bledian Krasniqi und seinem Penaltypfiff.
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Als der VAR, der Video Assistant Referee, eingeführt wurde, hiess es ganz viel. Der Fussball werde klinisch, er verliere an Emotionen, er sei nicht mehr so, wie man ihn kenne. Es konnte einem vorkommen, als würde fast das Ende des Abendlandes ausgerufen.

Der Videoschiedsrichter ist seit Sommer 2019 da, um den Fussball in der Schweiz gerechter zu machen. Statistiken von verhinderten Fehlentscheiden werden von den Verantwortlichen angeführt, um den entsprechenden Beweis zu liefern. Der Fussball sei weder besser noch gerechter geworden, hält Urs Meier dagegen, der frühere Spitzenschiedsrichter ist VAR-Skeptiker.

Am Sonntag treffen der FC Basel und der FC Zürich aufeinander. Am Ende des Tages steht neben vier Roten Karten und einem wichtigen Sieg für den FCZ vor allem eine Erkenntnis im Vordergrund: Wo war bloss der VAR? Hatte er schon zusammengepackt, weil das Spiel nur noch ein paar Minuten dauerte?

Fehler auf dem Platz, Fehler im VAR-Zentrum

Gleich alles läuft schief in dieser einen Szene, als Bledian Krasniqi auf Michael Lang zurennt und dann formvollendet zur Schwalbe ansetzt. Alessandro Dudic fliegt auf die Schauspielerei des FCZ-Spielers herein und gibt Elfmeter. Das ist der erste Fehler. Der zweite wird im VAR-Zentrum in Volketswil gemacht, wo Stephan Klossner alle Chancen hat, anhand der Videobilder Dudic zu helfen. Klossner jedoch vergibt sie wie ein Stürmer, der neben das leere Tor schiesst. Er segnet den Entscheid im Stadion ab, statt ihn zu korrigieren. Der FCZ nutzt das Geschenk in der Nachspielzeit zum Führungstor.

Klossner war selbst lange Jahre Schiedsrichter in der Super League, bis er im Herbst 2019 zurücktrat. Er fühlte sich vom Verband im Stich gelassen, weil man ihm nicht abnahm, dass er von einem Neuenburger Spieler angespuckt worden war. «Ich brauche das nicht mehr und verbringe die Wochenenden lieber anders», sagte er damals. Vielleicht beschleicht ihn dieses Gefühl jetzt auch. Dudic jedenfalls steht am nächsten Tag dazu, einen Fehler gemacht zu haben, der auf diesem Niveau nicht passieren darf.

Wenn Basels Goalie Marwin Hitz von einem «Witz-Elfmeter» spricht, dann trifft er den Punkt genau. «Wir brauchen Hilfe im Schweizer Fussball», sagt er auch und erklärt das mit seiner Feststellung, dass den Spielen der Super League oft die klare Führung fehle. Dazu passt ein VAR, der diese Saison Aufs und Abs hinter sich hat. Einmal agiert er zu pedantisch, dann wieder zu nachlässig. Die Linie fehlt. Und wenn er so vorgeht wie in Basel, ist er sinnlos. Vielmehr macht er sich gleich selbst entbehrlich.

Constantin will Schiedsrichter unter Vormundschaft stellen

Im Wallis schwadroniert derweil Sions Präsident Christian Constantin in einem offenen Brief gleich von einer «Manipulation der Meisterschaft», fordert eine Neuansetzung des verlorenen Spiels gegen Winterthur und verlangt von der Fifa, die Schweizer Schiedsrichter unter Vormundschaft zu stellen. Und das alles, weil Sascha Kever am Samstag als VAR intervenierte, nachdem Luca Cibelli einen Handelfmeter für Sion gepfiffen hatte. Constantin stellt sich auf den Standpunkt, der VAR hätte sich gar nicht melden dürfen, weil Cibellis Entscheid nicht klar und offensichtlich falsch war.

Meier steht ihm in dieser Argumentation bei. Der Schiedsrichter wiederum stützt sich auf das Reglement ab. Dieser Fall zeigt die Tücken des VAR.

Constantin ist von der Angst erfasst, auch nach 36 Runden auf dem Barrageplatz zu liegen. Bloss, was sollen solche verbalen Rundumschläge, ohne jedes Augenmass und jede Vernunft formuliert? Sie helfen Sion nicht weiter, noch tragen sie zu einer sachlichen Diskussion über den VAR bei. Und die muss geführt werden angesichts der Folgen, die Entscheide wie an diesem Wochenende auf die Tabelle haben.