Reit-Talent Bryan BalsigerDer Unfall seines besten Pferdes traf ihn schwer
Mit erst 24 Jahren hat sich Bryan Balsiger zu einem Fixpunkt im Nationalteam entwickelt. Er könnte die Szene lange prägen. Vom Schicksalsschlag hat er sich erholt.
In der unmittelbaren Vorbereitung wird er wohl noch einige Male drei Jahre zurückblenden. 2019 war es und Bryan Balsiger im Stechen auf dem Weg zum Sensationssieg im GP im Gründenmoos. Führender nach dem ersten Durchgang, blieb er mit Clouzot de Lassus an der zweitletzten Stange hängen, und so hiess der Sieger Steve Guerdat. «Ich war mehr als einen Tag lang sauer auf mich», blickt Balsiger an der Medienkonferenz vor dem CSIO St. Gallen (3. bis 6. Juni) zurück. Sauer werde er auch heute noch nach Fehlern. «Aber nicht mehr so lange», sagt er und schmunzelt.
Michel Sorg kennt Balsiger schon lange. Das erste Mal bewusst aufgefallen war er dem heutigen Equipenchef einst bei den Waadtländer Meisterschaften als Nachwuchsreiter. Balsiger war 12 und belegte den sechsten Platz. Zwei Eigenschaften seien ihm besonders in Erinnerung geblieben, erzählt Sorg: «An der Art und Weise, wie er ritt, sah ich, dass er etwas Besonderes hat. Dazu war er mit seinem Resultat nicht zufrieden. Das waren schon einmal zwei gute Voraussetzungen.»
Rasch wurde aus dem regionalen Hoffnungsträger ein nationaler. Balsiger verbesserte sich kontinuierlich und sammelte auch auf internationaler Stufe viele Erfahrungen. Im letzten Jahr kam der zweifache Schweizer Meister ausserdem zu seinen ersten beiden Championatseinsätzen, und dies gleich bei den Olympischen Spielen in Tokio sowie der EM im deutschen Riesenbeck.
Innert weniger Wochen durchlebte er die Bandbreite einer Sportkarriere – von Platz 5 für die als sicherer Medaillenkandidat gehandelte Equipe bis zur gelungenen Revanche mit EM-Gold. Dazu kam das emotionale Highlight seiner Olympia-Premiere: «Es war ein unglaublicher Moment, mein Kindheitstraum schlechthin wurde wahr. Mit Platz 5 waren wir nicht glücklich, aber die Erfahrung war dennoch unglaublich.»
Der Schock mit dem Olympiapferd
Im März dann der grosse Schock. Beim Fünfstern-GP stürzte Balsiger mit Twentytwo des Biches schwer, die Stute zog sich einen Bruch des Fesselbeins am linken Vorderbein zu und musste operiert werden – es war das Ende ihrer Laufbahn. «Für mich war das eine ganz schwierige Phase», so Balsiger, der wie viele Kollegen ein inniges Verhältnis zu seinen Vierbeinern pflegt: «Zuerst kommen die Pferde, erst dann der Sport. Ich werde noch jetzt emotional, wenn ich an sie denke. Sie hat mir so viel gegeben.» Aktuell erholt sich sein Olympiapferd noch in Paris in der Klinik, und Balsiger sagt: «Ich hoffe, dass sie einen schönen Lebensabend verbringen kann.»
Im Schweizer Springreitteam war es der dritte grosse Verlust in neun Monaten. Zuerst war Steve Guerdats Bianca verstorben, kurz nach Tokio verunfallte Martin Fuchs’ Wunderschimmel Clooney schwer. Die Equipe habe in allen Fällen ihre Kollegen vorbildlich unterstützt, sagt Sorg und erwähnt das Beispiel von Paris: «Steve und Martin haben Bryan vor Ort unterstützt und auch am Tag danach wieder angerufen. Wir haben nicht nur tolle Reiter, sondern auch tolle Menschen. Der Teamgeist ist enorm.»
Der Anführer der jungen Schweizer Garde
Balsiger musste aus der Not eine Tugend machen. Erstmals ist in diesem Jahr Dubai seine Nummer 1, beim Nationenpreis in La Baule zeigten die beiden mit je einem Abwurf zwei gute Runden. «Dubai ist ein sehr kämpferisches und emotionales Pferd und muss im Parcours ruhiger werden, hat aber viel Vertrauen in mich.»
«Bryans Potenzial ist riesig, vor allem auch, weil er die Füsse auf dem Boden hat. Ich traue ihm zu, 25 Jahre in unserer Equipe zu sein.»
Mit 24 Jahren ist Balsiger der Anführer der starken jungen Schweizer Garde, der unter anderem auch Edouard Schmitz (22) und Elin Ott (23) angehören. Trotz seiner Jugend hat der Neuenburger schon grosse Erfahrung, und gerade vom Rucksack von Guerdat und Fuchs kann er enorm profitieren. Michel Sorg lobt die beiden Ausnahmesportler: «Sie sind natürliche Leader auf dem Pferd und auch zu Fuss. Das ist eine riesige Chance.»
In ihrem Sog hat sich Balsiger als Nummer 3 etabliert. Diesen Status will er bestätigen und sich auch für die WM in Herning (DEN) qualifizieren. Michel Sorg traut ihm viel zu – auch sehr langfristig: «Bryans Potenzial ist riesig, vor allem auch, weil er die Füsse auf dem Boden hat. Ich traue ihm zu, 25 Jahre in unserer Equipe zu sein.»
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