Aufruhr um Marc MárquezDer Töff-Rowdy schlägt wieder zu
Der Motorrad-Superstar räumt in einem Rennen gleich zwei Konkurrenten ab und verletzt sich dabei selbst. Nun reagiert der Weltverband.
Immerhin blieb er anständig. Nahm alle Schuld auf sich. Zeigte Reue. Aber da war das Unheil ja schon angerichtet.
Die Szene bereits in der dritten Runde des Grossen Preises von Portugal hat es in sich. Marc Márquez, nichts weniger als achtfacher Motorrad-Weltmeister und ein Superstar der Szene, verliert die Kontrolle über seine Maschine. Einem Geisterfahrer gleich fährt er dem ersten Konkurrenten, Jorge Martín, in die Seite, hängt an dessen Fussraster an und räumt daraufhin frontal den anderen ab, Miguel Oliveira. Márquez und Oliveira landen hart auf der Strecke, das Rennen ist für sie zu Ende und der Materialschaden beträchtlich. Später muss auch Martín aufgeben.
Noch schlimmer: Der völlig unschuldige Portugiese Miguel Oliveira bleibt beim Zusammenstoss benommen liegen, muss auf der Strecke behandelt werden und verliert durch den Crash die Chance, beim Heim-GP zu glänzen. Márquez entschuldigt sich kurz beim Rivalen, wird aber von den Stewards von der Piste geschickt, die sich um Oliveira kümmern: Schliesslich ist das Rennen noch im Gang. Am späten Montag wird bekannt: Oliveira verpasst zumindest den nächsten GP in Argentinien verletzt.
Der Aufruhr nach dem Rennen ist gross – und die Schuldfrage unbestritten. Einmal mehr war es Márquez mit seiner unbeherrschten Fahrweise, der für Schrecken im Fahrerfeld sorgte. Schon in den ersten Kurven des Portugal-GP leistete er sich den einen oder anderen Rempler und liess Ungutes erahnen. «Wenn man Fahrer vor sich hat, sollte man doch wissen, dass es einen Bremspunkt gibt, den man einhalten sollte», sagte der Spanier Martín hinterher und forderte eine Strafe für seinen Landsmann. «Nicht zum ersten Mal hat er mein Rennen zerstört.»
In der Tat hat Márquez eine Vergangenheit als Rüpelpilot. Mit Talent gesegnet wie kaum ein Motorradfahrer vor ihm, hat der 30-jährige Katalane aber auch die Gabe, es regelmässig zu übertreiben und seine Konkurrenten in Gefahr zu bringen. Schon sein einstiger Erzrivale, Superstar Valentino Rossi, sagte einmal über ihn: «Er ist gefährlich. Ich habe Angst davor, mit ihm auf der Piste zu sein, weil er macht, was er will. Er fährt wie ein Verrückter.» Bei 300 km/h müsse man seinen Gegner respektieren.
«Ich habe einen grossen Fehler begangen und bin mit meiner Strafe völlig einverstanden.»
Doch Einsicht scheint bei Márquez zu fehlen, obwohl er bereits oft selbst gebüsst hat für seine Fahrweise, die zwischen Genie und Wahnsinn alles bietet. Seit einem Rennunfall zu Beginn der Saison 2020 ist er regelmässig verletzt, er hat sogar mit Sehproblemen zu kämpfen. Tiefpunkt war ein Horrorsturz im April vor einem Jahr, als es ihn beim GP von Indonesien heftig über die Lenkung warf. Mehrmals musste er sich daraufhin operieren lassen, und seither fand er nie mehr zu alter Form zurück. Erst jetzt, beim Start zur diesjährigen Saison, scheint es wieder besser zu funktionieren: Zum GP von Portugal startete er aus der Poleposition.
Doch nach dem Rammstoss gegen Miguel Oliveira fällt er mit einem Bruch der rechten Hand wieder aus. Sie wurde bereits operiert. Die Rennärzte haben ihm ein Startverbot für den GP von Argentinien vom kommenden Wochenende erteilt.
«Ich habe einen grossen Fehler begangen und möchte dafür bei Miguel und allen portugiesischen Fans um Entschuldigung bitten», liess Honda-Werkspilot Márquez hinterher verlauten. Zum britischen TV-Sender BT Sport sagt er: «Ich bin mit meiner Strafe völlig einverstanden.»
Wieso die seltsame Begründung?
Pikant ist allerdings: Durch das Startverbot in Argentinien kommt er womöglich um eine Strafe herum für seine rücksichtslose Fahrweise und den üblen Crash. Die Stewards bestraften Márquez zwar mit einer «double long lap penalty», einer Strafe also, mit der er zwar zum Rennen starten darf, eine Kurve aber gleich zweimal ganz aussen fahren muss. Es ist faktisch eine Zeitstrafe: Ein Fahrer wird dadurch weit zurückgeworfen. Nicht nur der verunfallte Rivale Martín hatte eine Rennsperre gefordert.
Wie das Fachportal «The Race» nun aber schreibt, hat die Rennleitung die Strafe im Fall Márquez konkret auf den GP von Argentinien beschränkt. Dies im Unterschied zu ähnlichen früheren Vorfällen, wo sie jeweils vom «nächsten Rennen» schreibt. Erklären konnte oder wollte sie dies gegenüber «The Race» nicht.
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