Neues «Tatort»-TeamDer Tod ist hinterlustig
Sprachwitz und eine Chemie, die stimmt – das neue Team aus Bremen hatte in «Neugeboren» einen fulminanten Start.
Kürzlich sagte eine Freundin, nachdem sie den Kinofilm «Drunk» gesehen hatte, der dänische Hauptdarsteller Mads Mikkelsen müsste nur an ihrer Tür klingen, sie würde ihn sofort heiraten. Und jetzt kommt der neue «Tatort» aus Bremen und präsentiert ein weiteres Prachtexemplar von einem Dänen: Dar Salim.
«Neugeboren» heisst der Neustart mit ihm. Das ist natürlich symbolisch gemeint, aber auch wörtlich: Bereits in den ersten Sekunden bringt eine Frau allein in einer Wohnung ein Kind zur Welt. Gleichzeitig wird ein Mann zusammengeschlagen. Dazu kommt ein bleischwerer Kommentar über den Sinn des Lebens.
Tänzchen für die Köchin
Volle Pulle also – und in diesen ersten Sekunden befürchtet man das Schlimmste. Doch dann tritt die Polizei auf, und die Sache wird sofort sympathisch. Eine Neue kommt ins Kommissariat, sie hat einen Vorsprechtermin. Im Lift begegnet sie einem, der offenbar seinen letzten Arbeitstag absolviert und zum Abschied der Kantinenköchin, deren Kartoffelsalat er vermissen werde, noch ein Tänzchen versprochen hat. Dann will er zum Bahnhof.
Die Eisenbahn würde nach Kopenhagen führen, wohin Kommissar Mads – ha, Mads! – Andersen zurückreisen will. Dazu wird es natürlich nicht kommen, er verpasst Zug um Zug. Und auch der Vorsprechtermin findet vorerst nicht statt, denn sofort sind die beiden in einen Fall um einen als Selbsttötung getarnten Mord involviert.
Der Mads wird von Dar Salim gespielt, der war in der ersten Staffel von «Game of Thrones» ein wilder Dothraki-Krieger, und so sieht er auch aus. Aber im vermeintlichen Macho steckt ein weicher Kern, dem mit seinem dänischen Akzent manchmal Sätze rausrutschen wie: «Der Tod ist hinterlustig.»
«In Ihrem Profil stand doch hartnäckig, nicht nervig!»
Die Kollegin Liv Moormann, die das sogleich auf «hinterlistig» korrigiert, ist auf den ersten Blick eine Streberin. Vom Chef bekommt sie bald zu hören: «In Ihrem Profil stand doch hartnäckig, nicht nervig!» Aber Jasna Fritzi Bauer spielt das mit so liebenswürdiger Hartnäckigkeit, dass auch sie sofort ins Herz geschlossen werden kann.
Und dann ist da noch Luise Wolfram als Linda Selb, die aus dem alten Bremer Team übrig geblieben ist. Sie ist ein schräger Vogel. Auch auf sie trifft zu, was für alle aus dem Trio gilt: Es gäbe noch viel mehr zu erzählen, ohne dass dies bereits in dieser ersten Folge – die an einem einzigen Tag spielt – breitgewalzt wird.
Regie und Kamera aus der Schweiz
Ein fast exemplarisch gelungener Fall der Einführung eines neuen Teams, also. Für diejenigen, die nun sagen, «typisch, den Bremern gelingt das, während es ja bei den Zürchern gehörig in die Hosen ging», darf erwähnt werden: Schlüsselpositionen waren auch in diesem Fall von Schweizerinnen und Schweizern besetzt: Regie führte die «Bestatter»-erprobte Barbara Kulcsar, hinter der Kamera stand der routinierte Filip Zumbrunn.
Und sogar die streberhafte Jasna Fritzi Bauer hat, was kaum jemand weiss, einen roten Pass mit weissem Kreuz.
Fehler gefunden?Jetzt melden.