Rubrik «Darüber spricht das Netz»«Der Titel liess Schlimmeres vermuten»
Die Onlineartikel der ZSZ geben in den Kommentarspalten zu reden. Diese Woche diskutierten Leserinnen und Leser eifrig über Anstand und Rücksicht.
Der Meilemer Landwirt Adrian Haggenmacher entdeckte kürzlich in seiner Wiese einen platt gewalzten Kreis. Offenbar wurde die ökologische Ausgleichsfläche zur Kulisse für Hochzeitsfotos. Zwar beziffert Haggenmacher den eigentlichen Schaden auf weniger als 100 Franken, schwerer wiegt für ihn aber das respektlose Verhalten. «Am See käme es auch niemandem in den Sinn, einfach so den Garten einer Villa zu betreten», erklärte er gegenüber dieser Zeitung.
Auch bei den Onlineleserinnen und -lesern der ZSZ sorgt die Aktion der Frischvermählten für Kopfschütteln. «Für Brautkleid, Frisur, Details der Trauung, das Menü, Rosen et cetera wurde insgesamt bestimmt ein Vielfaches ausgegeben an Geld und auch an Sorgfalt», mutmasst Marion Ettinger. «Hunde und allerlei Abfall kommen unter der Woche, Hochzeitsgesellschaften an Wochenenden», folgert der Leser oder die Leserin mit dem Pseudonym «Bäumli».
«Seit wann nimmt der Homo modernicus Rücksicht auf die Natur?», will derweil Bernhard Wenczels wissen. In eine ähnliche Richtung zielt auch Christian Hofstetters Kommentar: «Es ist typisch für diese Gesellschaft: Selbstbedienung ohne Rücksicht auf Verluste.» Das sieht auch Peter Sieber so: «Heute lernt man Anstand nicht mehr, es geht nur noch um das grenzenlose freie Entfalten der – Generation.»
Die Verantwortlichen der Hochzeit haben sich inzwischen beim Meilemer Landwirt gemeldet und kommen für Schaden und Umtriebe auf. Demnach hätten sie gedacht, das Land gehöre niemandem. Für Thomas Luchsinger ist das nichts als eine «Ausrede». Er findet: «Statt Gendern, Rassismus, Sexismus et cetera von Kita bis zur Matura könnte man ein bisschen Rechtskunde in den Lehrplänen vorsehen.»
Einen Fürsprecher findet die fehlbare Hochzeitsgesellschaft derweil in Ueli Vollenweider: Die Reaktion des Hochzeitspaares zeige, «dass es wohl wirklich Gedankenlosigkeit war und nicht Ignoranz», findet er und resümiert: «Wie gut geht es uns doch, dass so eine Geschichte nicht durch was Schlimmeres verdrängt wird. Sehen wir also doch das Positive an dieser.» Ähnlich sieht es Ralph M.: «Der Titel des Artikels liess Schlimmeres vermuten.»
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