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Seit 80 Jahren ausgestorben
Der Tasmanische Tiger soll wieder zum Leben erweckt werden

Das letzte Exemplar starb 1936 in Tasmanien: Ein Beutelwolf im Zoo von Hobart.
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Was, wenn der Beutelwolf nicht mehr aus Tasmanien, sondern aus dem Labor stammt? Eine radikale Idee, welche geschädigte Ökosysteme wieder ins Gleichgewicht bringt – so sehen es zumindest die Befürworter der sogenannten «De-Extinction» (Wiederbelebung ausgestorbener Tierarten). Vorreiter in Sachen «De-Extinction» ist das texanische Biotechnologieunternehmen Colossal Biosciences. Zuletzte machte das Unternehmen Schlagzeilen mit dem Projekt, die Mammuts zurückzubringen. Nun will Colossal zusammen mit 50 Forschern aus Melbourne und Texas den seit 1936 ausgestorbenen Tasmanischen Tiger wieder zum Leben erwecken. 

Colossal bezeichnet sich selbst als die «De-Extinction Company» und arbeitet «im Namen der Menschheit, der Tierwelt und des Universums insgesamt», wie sie auf ihrer Website verlauten lässt. Seit ihrer Gründung erhielt die Unternehmung von verschiedenen bekannten Investoren finanzielle Mittel.

Paris Hilton als Geldgeberin

Gegründet wurde das US-amerikanische Unternehmen vom Harvard-Molekularbiologen George Church und dem Technologieunternehmer Ben Lamm im September 2021. Begonnen haben die Gründer mit einer Startfinanzierung von 15 Millionen US-Dollar. Trotz Zweifeln an der Machbarkeit konnte das Unternehmen weitere 60 Millionen Dollar für das Wiederbeleben ausgestorbener Arten sammeln, wie Bloomberg berichtet.

Er ist ein wichtiger Teil der Genom-Forschung und entwickelte Techniken zur DNA-Sequenzierung: Der 67-jährige George Church ist Harvard-Molekularbiologe und Mitbegründer von Colossal Biosciences.

Zu den Investoren gehört der bekannte Bestsellerautor und Motivationscoach Tony Robbins, das «It-Girl» Paris Hilton und die Familie des australischen Schauspielers Chris Hemsworth. «Das Aussterben des Tasmanischen Tigers hatte verheerende Auswirkungen auf unser Ökosystem, und wir freuen uns, die revolutionären Bemühungen des gesamten Colossal-Teams zur Erhaltung des Tigers unterstützen zu können», erklärte Chris Hemsworth in einem Statement.

Neu ist der Versuch, den Tasmanischen Tiger zurückzubringen, nicht. Das Forschungsteam von Andrew Pask, Leiter des «Beutelwolf-Restaurierungslabors» an der Universität von Melbourne, arbeitet bereits seit zehn Jahren am Projekt. «Doch die Partnerschaft mit Colossal bringt uns einen unglaublichen Wissensschatz und eine unglaubliche Menge an Technologie, die sie in unsere Arbeit einbringen können», sagte Pask dem Fachmagazin «National Geographic».

So soll die Wiederbelebung klappen

Jedes Projekt, ein Tier wieder zum Leben zu erwecken, starte mit dem nächsten lebenden Verwandten des fraglichen Tieres, wie der Professor erklärte. Beim Beutelwolf handle es sich dabei um den Numbat – ein australisches Beuteltier aus der Ordnung der Raubbeutelartigen. Dessen Erbgut konnte Anfang des Jahres entschlüsselt werden. Die beiden Tiere hatten vor etwa 35 bis 40 Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren und teilen sich bis zu 95 Prozent ihrer DNA. Das Erbgut des Numbat könnte daher als Vorlage dienen. Mit der Hilfe von Genom-Editierung könnte das Erbgut des Numbat so verändert werden, dass es dem ausgestorbenen Tasmanischen Tiger ähnelt, erläuterte Pask. 

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«Wir sind sehr gut darin, grosse DNA-Fragmente zu synthetisieren, sodass wir diese lebende Numbat-Zelle jetzt gentechnisch verändern können, um sie in ein Beutelwolf-Genom zu verwandeln», erklärte Pask. «Dann muss man diese Zelle nur noch in ein lebendes Tier zurückverwandeln.»

Das verfügbare Genom des Beutelwolfs sei jedoch lückenhaft, und es bleibe eine Herausforderung, diese Lücken zu schliessen. Das Vorhaben, den Tasmanischen Tiger wieder zu beleben, könnte komplizierter sein, als einen Mammut-Ersatz zu erzeugen. Dieser sei enger mit seinem lebenden Vorbild – dem Asiatischen Elefanten – verwandt, schreibt «National Geographic». 

«Wir werden etwas zurückbringen, 100 Prozent.»

Andrew Pask, Leiter des Projekts für die Wiederbelebung des Beutelwolfs

Doch der Vorteil gegenüber dem vor rund 4000 Jahren verstorbenen Mammut sei, dass der letzte lebende Beutelwolf vor nur rund 80 Jahren gelebt hatte, was die Wiederbelebung einfacher mache, sagte Pask. Die Wissenschaftler verfügen ausserdem über eine umfassende Biobank mit Informationen über die Art sowie Laborproben, darunter Schädel, Skelette, Kot und konservierte embryonale Jungtiere, welche einst in den Beuteln ihrer Mutter gefunden wurden.

Es fehlt an wichtiger Technologie

Selbst wenn die gentechnischen Herausforderungen gemeistert werden können, muss das Tierbaby aus einer lebensfähigen Zelle gezüchtet werden. Eine Technologie, die es für den Beutelwolf noch nicht gibt. Doch seit über einem Jahr arbeitet Colossal an zwei Vorrichtungen, um das Tier auszutragen. Einerseits an einer künstlichen Gebärmutter, um den Embryo zu einem Fötus zu machen, und andererseits an einem künstlichen Beutel, um das Jungtier zu einem unabhängigen Jungen werden zu lassen. «Keines von beiden ist fertig, aber wir machen im Moment stetige Fortschritte», sagte Ben Lamm, Mitbegründer und CEO von Colossal, dem «National Geographic».

«Wenn alles nach Plan funktioniert, soll es nur noch ein Jahr dauern, bis der stellvertretende Beutelwolf aus dem Labor kommt», erklärte Lamm. Auch Professor Pask ist zuversichtlich. «Wir werden etwas zurückbringen, 100 Prozent», sagte er dem «Sydney Morning Herald» und ergänzte: «In der Wissenschaft gibt es nichts, was unüberwindbar wäre.»

Mit dem Biotech-Unternehmen gründete er sein sechstes Start-up: Der Mitbegründer von Colossal Biosciences, Ben Lamm.

Frühere Versuche, den Beutelwolf wieder anzusiedeln, verdeutlichen jedoch die grossen Hindernisse des Vorhabens. «Die Ausrottung des Beutelwolfs ist in Australien schon seit mindestens 20 Jahren ein Thema, und es hat nichts gebracht», erklärte Chris Johnson, ein Ökologe an der Universität von Tasmanien, dem «National Geographic».

1999 begann das australische Museum mit einem Projekt zum Klonen des Tieres, und seither wurde mehrfach versucht, lebensfähige DNA aus Proben zu extrahieren oder wieder herzustellen, schreibt die BBC. Das Projekt scheiterte jedoch und wurde 2005 eingestellt.

«Das Wiederbeleben von Tieren ist eine Märchenwissenschaft» 

Doch nicht alle Experten sind so begeistert von der Idee wie Lamm oder Pask. «Das Wiederbeleben von Tieren ist eine Märchenwissenschaft», sagte Professor Jeremy Austin vom australischen Zentrum für antike DNA dem «Sydney Morning Herald». «Für Leute wie mich ist es ziemlich klar, dass es bei der Wiederbelebung des Beutelwolfs oder Mammuts mehr um die Aufmerksamkeit der Medien für die Wissenschaftler geht und weniger um seriöse Wissenschaft.»

Auch der tasmanische Ökologe Johnson sieht realistischere Wege, um die Erholung des Ökosystems im ganzen Land zu fördern, und hält das Projekt für «sehr, sehr, sehr schwierig». 

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