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Kjetil Jansruds letztes Rennen 
Der Super-Norweger tritt ab – seine Frau wird es ihm danken

Einer der vielen grossen Momente in der Karriere von Kjetil Jansrud: In Kitzbühel gewinnt er 2020 den Super-G. 
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Es ist Anfang Dezember, ein sonniger Freitag in Beaver Creek. Die Nummer 13 steht am Start des Super-G. Es ist Kjetil Jansrud – die 13 wird zu seiner Pechzahl. Kurz später flimmern daheim in Norwegen Bilder über den Fernseher, vor denen sich seine Frau so gefürchtet hat. Schnelle Rechts-links-Kombination, Jansrud rutscht weg, prallt heftig in die Netze, fasst sich ans Knie, das Kreuzband ist verletzt, wenigstens nicht mehr.

Dem Norweger droht ein unschönes, abruptes Ende einer schönen Karriere, die garniert ist mit fünf Olympiamedaillen, mit Super-G-Gold in Sotschi 2014, WM-Gold 2019 in der Abfahrt von Åre, mit 23 Weltcupsiegen. Doch so kann sie nicht enden, Jansrud will das nicht, Olympia in Peking wird zu seinem Ziel, es scheint utopisch. Jansrud verschiebt die Operation, schafft es tatsächlich nach China, startet zum Super-G, nachdem er die Abfahrt ausgelassen hat. Rang 23 wird es, unter normalen Umständen kein Resultat, mit dem er irgendetwas anfangen könnte. Unter diesen Gegebenheiten aber irgendwie ein versöhnliches.

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Vielleicht hat es diese Geschichte gebraucht, diesen Sturz schon im dritten Rennen, diese überraschende Rückkehr an den Winterspielen, damit im Kopf des 36-Jährigen die Gedanken klarer wurden und sich festsetzte: Das Ende ist gekommen. In Kvitfjell, seiner Heimat, fährt er am Samstag sein letztes Rennen, nach über 19 Jahren im Weltcup.

Er liebäugelte damit, weiterzumachen

Eigentlich war sich Jansrud ja schon im vergangenen Sommer sicher gewesen, dass dieser Winter sein letzter werden würde, doch je näher dieser kam, desto unsicherer wurde er. Er fühlte sich wohler als in der Vorsaison, als vieles schiefgelaufen war, hatte die Abstimmung beim Material wiedergefunden, liebäugelte mit Spitzenresultaten. Und wenn diese kommen? Was dann? «Läuft es gut, dann habe ich die Lust und den Willen, noch ein Jahr anzuhängen, schliesslich ist Skifahren meine Lieblingsarbeit.»

Jansrud sitzt im November in einem dicken Hotelsessel im kanadischen Lake Louise, als er das sagt, als er die innere Zerrissenheit schildert, dieses Hin und Her. Zwischen dem, was er auf der ganzen Welt so gern tut, und dem, was zu Hause auf ihn wartet, seine junge Familie mit Frau Benedicte und Tochter Frøya. «Klar», sagt er, «es ist besser, wenn ich das tue, was ich liebe, als daheim zu sitzen und mich schlecht zu fühlen. Aber es ist eine neue Welt für Benedicte und mich, ist die Kleine krank oder ist sonst etwas, ist sie allein. Es müssen schon viele Sachen zusammenpassen, damit es noch eine nächste Saison gibt.»

«Habe ich die Chance, mit viel Risiko Rennen zu gewinnen, oder mit etwas mehr Marge sicher ins Ziel zu kommen, ist klar, welchen Weg ich jetzt wähle.»

Kjetil Jansrud im November

Hinzu kommt, dass er sich Gedanken über das Risiko macht, seit er vor eineinhalb Jahren Vater wurde, «ich weiss, dass es in unserem Sport böse enden kann. Habe ich die Chance, mit viel Risiko Rennen zu gewinnen, oder mit etwas mehr Marge sicher ins Ziel zu kommen, ist klar, welchen Weg ich jetzt wähle.» Die Gedankengänge sind erste Anzeichen dafür, dass der Abschied naht, dass er auch vernünftig ist.

Und nun also kommt er mit der Abfahrt in Kvitfjell, geht ein ganz Grosser des Skisports, der nicht immer als solcher wahrgenommen wurde, weil mit Landsmann Aksel Svindal oft ein Gigant des Sports die Schlagzeilen schrieb. Jansrud machte das nie etwas aus, er lebt den norwegischen Gedanken wie Svindal: Keiner ist wichtiger als der andere, wir siegen nur als Mannschaft. Nichts zeigt das besser als die WM in Åre, als Jansrud Gold gewinnt und Svindal Silber. Es ist der letzte Auftritt von Svindal als Skirennfahrer – und es wird sein emotionalster Moment, wie er später sagt. Nicht, weil er sich mit einer Medaille verabschiedet, sondern weil er den Moment mit seinem Freund teilen kann.

Der Abschied wird für Aksel Svindal zum emotionalsten Moment, weil er ihn zusammen mit seinem Freund teilen kann: Kjetil Jansrud (rechts) wird 2019 Abfahrtsweltmeister vor seinem Landsmann.

Es ist diese Mentalität, die sie von Lasse Kjus und Kjetil André Aamodt übernahmen und über Jahre weiterlebten, die sie dann auch auf einen Aleksander Kilde oder Adrian Smiseth Sejersted übertrugen.

Der Ärger über Kristoffersen

Wie tief verankert sie bei Jansrud ist, beweist er, als er über das Thema Kopfsponsor redet, es ist ein durchaus delikates in Norwegen. Denn im Gegensatz zu anderen Athleten prangt bei den Norwegern das Logo des Verbandssponsors an Helm und Mütze, Signete privater Geldgeber sind nicht erlaubt. Techniker Henrik Kristoffersen ging bis vor Gericht, weil er dort am liebsten die beiden Stiere von Red Bull gesehen hätte.

Vom Prinzip her verstehe er Kristoffersen, sagt Jansrud, nur: Wie sich der einstige Gegenspieler von Marcel Hirscher äusserte und welche Absicht er verfolgte, das passte ihm nicht. Er habe das Geld nur für sich gewollt. Svindal dagegen, der die grosse Ausnahme war im Team mit dem entsprechenden Logo auf dem Kopf, habe einen beträchtlichen Teil der Einnahmen dem Verband abgegeben und auf Privilegien wie einen eigenen Physiotherapeuten, Helikopterflüge von Weltcuport zu Weltcuport oder spezielle Hotelunterkünfte an Grossanlässen verzichtet. All diese Annehmlichkeiten geniessen Athleten von Red Bull. Ins norwegische Gefüge passt das nicht, nicht zum Duo Svindal/Jansrud, das trotz aller Erfolge bescheiden und nahbar blieb. «Ich war immer zufrieden», sagt Jansrud, «was bleibt, ist nicht der Gedanke ans Geld, sondern die guten Resultate und der Spass mit der Mannschaft.»

Immerhin hilft das verdiente Geld, damit er sich in Ruhe umschauen kann, was ihm im neuen Leben passen könnte. Denn einen Plan hat Jansrud für einmal nicht.

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