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Jolanda Neff im Dauerstress
Der Olympiasieg hat sie aus der Balance gebracht

Zweiseitiges Stück Edelmetall: Die Goldmedaille hat Jolanda Neff viel Schönes, aber auch viele Verpflichtungen beschert. 
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Sie dachte, nach einer Woche würde sich der Trubel legen. Inzwischen ist ein Monat vergangen seit ihrem Olympiasieg, und Jolanda Neff sagt: «Ich bekomme jeden Tag 30 bis 40 Mails mit Anfragen für Events.» Mit ihrer Annahme lag sie gründlich daneben.

In einer normalen Saison wäre die Anspannung in diesen Tagen beträchtlich, die Mountainbike-WM im italienischen Val di Sole ist angelaufen, am Samstag steht mit dem Cross-Country-Rennen der Höhepunkt auf dem Programm (13 Uhr, SRF 2). Doch normal ist bei Neff momentan wenig. Natürlich bringt die Goldmedaille Verpflichtungen mit sich, Fernsehauftritte, Sponsorentermine, Feierlichkeiten in der Heimat. Doch das Ausmass hat die 28-jährige St. Gallerin überrascht. «Ich bin an einem Punkt, an dem ich mir überlegen muss, wie ich das in Zukunft machen soll.»

Im Frühling 2020, als die Corona-Pandemie die Welt zu verändern begann, entschied sich Neff, ohne Management weiterzufahren. Nach acht Jahren hatte sie das Gefühl, sie könne sich selbst vermarkten, sie dachte: «Erstens ist so der Kontakt mit den Sponsoren persönlicher, zweitens kann ich auch ein Mail schreiben und ‹nein danke› sagen.» In den ersten zwölf Monaten habe sie diese Arbeit extrem genossen, «in den letzten vier Wochen etwas weniger».

Absagen? Keine Chance

Das mit dem Neinsagen ist so eine Sache. Nach Tokio gab es viele Anlässe, an denen sie schlicht nicht fehlen konnte. «Ich habe es zwar probiert, aber dann hiess es, ich könne nicht einfach meine Eltern schicken, wenn ich schon etwas bekomme», erzählt sie und lacht. Ihre Schilderungen sollen nicht darüber hinwegtäuschen: Neff hat «viel Schönes» erlebt, viele Leute getroffen, die sich «wahnsinnig» für sie gefreut haben. Der Empfang in ihrer Heimatgemeinde Thal mit mehreren Hundert Menschen auf dem Sportplatz steht für sie über allem.

Grosser Empfang in der Heimat: Familie, Freunde, Bekannte und Fans von Jolanda Neff bevölkern den Sportplatz Bützel in Thal SG.

Neff weiss, dass die turbulente Zeit wohl einmalig ist, «darum ist es auch okay so». Die Terminflut hat ihr aber vor Augen geführt, wie schwierig es sein kann, die richtige Balance zu finden. Auf die Sommerspiele konnte sie sich sechs Wochen ungestört vorbereiten, danach blieb kaum mehr Zeit fürs Training. Doch obwohl Neff im wichtigsten Rennen der letzten fünf Jahre triumphiert hat und die WM unter diesen Umständen entspannt angeht, sagt sie: «Es ist immer noch ein Weltmeistertrikot, das es zu gewinnen gibt. Vielleicht ist ja noch etwas übrig von den guten Beinen von Tokio.»

Der Auftakt im Val di Sole hat zweierlei gezeigt. Erstens, dass sie den heftigen Trainingssturz vom Mittwoch gut weggesteckt hat. Und zweitens, dass noch etwas da ist von diesen Beinen. Neff fuhr am Donnerstag im Short Track auf Platz 5, während sich die Olympiazweite Sina Frei zur ersten Weltmeisterin in dieser Disziplin krönte und die Olympiadritte Linda Indergand Rang 4 belegte – auf das famose Tokio-Trio werden am Samstag erneut viele Augen gerichtet sein.

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Die Saison dauert noch ein paar Wochen, zum Abschluss wird Neff im Oktober drei Radquer-Weltcuprennen in den USA bestreiten, was auch insofern Sinn ergibt, als Trek seine prominente Fahrerin in Übersee mehr vermarkten will. Dann folgt die Zeit für Ferien, die Zeit, sich Gedanken zur Zukunft zu machen.

Neff hat sich vorgenommen, nach der Saison grössere Sponsoren zu suchen, «das könnte spannend werden», glaubt sie. Trotz der neuen kommerziellen Möglichkeiten will sie ihren Status aber nicht uneingeschränkt nutzen, sich nicht zu viel aufhalsen. Sie sei immer noch Mountainbikerin, weil sie gern fahre – «und nicht, weil ich möglichst viel verdienen will».

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