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Der Nationalgoalie beim Liga-Auftakt
Yann Sommer erlebt ein erstes Mal, wie hoch die Ansprüche sind

Nüchtern und routiniert: So präsentiert sich Yann Sommer im Inter-Tor.
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Als das Spiel zu Ende ist, reisst Yann Sommer die Arme hoch. Nur ein, zwei Sekunden lang, dann macht sich der Schweizer auf zum Mittelkreis, umarmt den dritten Goalie Inters, klatscht mit seinem Trainer Simone Inzaghi ab und schliesst sich den Kollegen für einen Gang vor die Fankurve an. Währenddessen entleert sich das Stadion, das passiert schleppend, weil die Hitze am Samstagabend auch eine Stunde vor Mitternacht noch so drückend ist, dass jede Bewegung eine zu viel ist.

Das Ende ist wie Sommers erster Auftritt: nüchtern, routiniert – fast ein wenig emotionslos. So wie ihm das recht sein wird nach einem turbulenten Halbjahr bei Bayern München, in welchem er unfreiwillig Akteur einer Goalie-Posse wurde. Das ging nicht spurlos an ihm vorbei, durch seine glatt polierte Fassade zogen sich Risse.

Im San Siro steht der 34-Jährige am Samstag dagegen nur einmal richtig im Fokus, als vor der Partie sein Name ausgerufen wird. So geruhsam verläuft sein Pflichtspieldebüt für Inter. 2:0 gewinnt der Favorit zum Saisonauftakt gegen die AC Monza. «Ein gutes Debüt», notiert «Tuttosport», «vor allem weil Sommer keine Tore kassiert und weil er da ist, wenn er gebraucht wird.» Wobei das «gebraucht werden» eine glatte Übertreibung ist. Der «Corriere dello Sport» konstatiert da schon treffender: «Ein Debüt ohne Gefahren».

Sommer erlebt Fanprotest

Die AC Monza ist unter gütiger finanzieller Hilfe des kürzlich verstorbenen Silvio Berlusconi innert weniger Jahre bis in die Serie A emporgestiegen. Vergangene Saison war der Club aus dem Mailänder Vorort erstmals im Oberhaus vertreten und blieb in den Duellen mit Inter ungeschlagen.

Während des Spiels war Sommer nur selten im Fokus.

Diesmal verläuft die Partie von Beginn an nach dem Gusto des Favoriten. 72’500 sind ins San Siro gekommen, trotz Ferragosto, der traditionellen Ferienzeit in Italien. Die Metropole ist ausgestorben, die meisten Geschäfte haben geschlossen, auch im Zentrum erinnert Mailand an eine Geisterstadt.

Doch als das Spiel um 20.45 Uhr beginnt, bleibt kaum ein Sitz leer. Das Publikum muss sich bei immer noch über 30 Grad nicht lange gedulden, bis das erste Tor fällt. Nach acht Minuten bringt der argentinische Stürmer Lautaro Martinez das Heimteam in Führung. Sommer reisst die Arme hoch. Die Stimmung ist verhältnismässig gedämpft: Die Fankurve nimmt den Betrieb aus Protest erst nach einer Viertelstunde auf.

Die tiefste Note aller Inter-Spieler

Sommer steht in der ersten Halbzeit vor der mächtigen Curva Nord. Das Publikum in der Scala des Calcio kann unnachgiebig sein, Fehler werden hier schnell einmal mit Pfiffen quittiert. In der langen Geschichte Inters gab es genügend Spieler, die anderswo ihre Leistung erbracht hatten, aber sobald sie das schwarz-blaue Trikot trugen, in sich zusammenfielen.

Aber Sommers Nerven werden nicht getestet. Nur einmal muss er einen Schuss abfangen, das ist nach einer halben Stunde und für den Goalie des Nationalteams keine Prüfung. Kurz nach der Pause lenkt er dann eine Flanke zur Mitte und kann so die Gefahr nicht entschärfen. Es braucht schon eine Grätsche von Hakan Calhanoglu, um den Ausgleich der Gäste zu verhindern. «Er vermittelt nicht das Gefühl von Sicherheit», urteilt die «Gazzetta dello Sport» deshalb und gibt ihm mit einer 6 auf der Notenskala von 1 bis 10 gemeinsam mit Matteo Darmian und Federico Dimarco die tiefste Bewertung aller Inter-Spieler. Wobei Martinez eine 7,5 zur Bestnote genügt. Der Stürmer erzielt auch das zweite Tor Inters (76).

Sommer wird damit leben können. Und wissen, dass andere Arbeitstage auf ihn zukommen werden: stressigere, schwierigere, emotionalere – aber auch befriedigendere. Fürs Erste wird er zufrieden sein.