Kommentar zum Ausbau der ElternzeitDer nächste Schritt muss kommen
Unternehmen gewähren mehr Elternzeit. Sie nehmen damit ein Bedürfnis nach mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf. Nun sollte die gesamte Gesellschaft ihrem Beispiel folgen.
Grosse Firmen machen es vor: Sie gehen voran, wenn es darum geht, eine Elternzeit zu etablieren, die ihren Namen verdient. Sie verlängern Mutter- und Vaterschaftsurlaub über das gesetzliche Minimum hinaus: freiwillig und aus dem eigenen Sack. Dasselbe gilt bei etlichen Unternehmen auch für gleichgeschlechtliche Paare und Adoptionen.
Das macht aus Sicht der Unternehmen Sinn. Sie werden als moderner Arbeitgeber angesehen und können so Talente anlocken. Denn eines ist diesen Firmen klar geworden: Viele Eltern wollen die Betreuungsaufgaben gleichmässiger unter sich aufteilen. Diese Veränderung zeigte sich auch in der Abstimmung zum zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub, der mit 60 Prozent angenommen wurde. Auf diese neuen Bedürfnisse von Eltern reagieren die Unternehmen.
Was ein Teil der grossen Firmen macht, ist sehr positiv. Aus der Perspektive der gesamten Gesellschaft reicht das aber nicht. Gerade kleine Unternehmen können sich einen solchen Ausbau der Elternzeit aus der eigenen Kasse schlicht nicht leisten. Doch auch bei ihren Angestellten verschieben sich die Bedürfnisse hin zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Job.
Eine Elternzeit ist offensichtlich finanzierbar. Wenn man denn will.
Deshalb ist es sinnvoll, wenn wir als Gesellschaft diese Kosten solidarisch tragen, wie wir es heute schon bei Mutter- und Vaterschaftsurlaub machen. Der Schritt hin zu einer ausgebauten Elternzeit wäre für die Schweiz fast schon revolutionär, aber nötig.
Im internationalen Kontext ist eine Elternzeit, die Betreuungspersonen flexibel untereinander aufteilen können – und die deutlich länger ist als das heutige gesetzliche Minimum in der Schweiz –, weit verbreitet. Das allein ist natürlich kein Argument, dies auch in der Schweiz einzuführen.
Doch es zeigt etwas deutlich: Offenbar ist das Bedürfnis danach vorhanden. Und da unterscheiden wir uns wohl nicht wesentlich von beispielsweise den skandinavischen Ländern. Es zeigt zudem, dass es ganz offensichtlich finanzierbar ist. Wenn man denn will.
Es ist klar: Eine solche Elternzeit würde uns als Gesellschaft viel Geld kosten, nicht alle würden auf die gleiche Art und Weise davon profitieren. Aber es ist ein sinnvoller Einsatz von Geldern.
Dazu zwei wichtige Punkte: Zuerst einmal profitieren Kinder und Eltern davon, dass sie von Anfang an eine engere Beziehung zueinander aufbauen können. Zudem könnte von Anfang an die Betreuungsarbeit stärker auf beide Elternteile aufgeteilt werden. So ist davon auszugehen, dass eine Elternzeit einen positiven Effekt auf die Partizipation von Frauen im Arbeitsmarkt hat. Davon haben wir am Ende alle etwas.
«Apropos» – der tägliche Podcast
Den Podcast können Sie kostenlos hören und abonnieren auf Spotify, Apple Podcasts oder Google Podcasts. Falls Sie eine andere Podcast-App nutzen, suchen Sie einfach nach «Apropos».
Fehler gefunden?Jetzt melden.