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Debatte in Deutschland
Der Mörder war wohl erwachsen, kein Kind

Nach dem Tod der 10-jährigen Lena: Vor dem Kinder- und Jugendhilfezentrum in Wunsiedel liegen Blumen, Kuscheltiere und Kerzen.

Erst herrschte Entsetzen über die Tat, dann setzte eine fiebrige Debatte ein: Gibt es immer mehr schwere Gewalt unter Kindern? Wenn ja, was könnte man gegen sie tun? Und ist es richtig, dass Kinder unter 14 Jahren nicht vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden können, weil sie bis dahin in Deutschland nicht als strafmündig gelten?

Die Meldung, in einem bayerischen Kinderheim habe ein 11-Jähriger mutmasslich ein 10-jähriges Mädchen getötet, hat Deutschland nach Ostern mächtig aufgewühlt. Doch seit kürzlich ein 25-Jähriger verhaftet wurde, weil er der Tat dringend verdächtigt wird, sind die Debatten so schnell abgeebbt, wie sie zuvor aufgeschäumt waren.

Das Mädchen wurde sexuell missbraucht

Daniel T., so heisst der 25-Jährige gemäss Medienberichten, wird von den Ermittlungsbehörden verdächtigt, ins Kinderheim eingedrungen zu sein, die 10-jährige Lena sexuell missbraucht und mit «Gewalt gegen den Hals» getötet zu haben. Auf T. aufmerksam wurde die Polizei aufgrund von Chat-Nachrichten und von DNA-Spuren am Opfer.

Der 11-Jährige, der ebenfalls aufgrund von DNA-Spuren am Tatort mit dem Mord in Verbindung gebracht wurde, gilt weiterhin als verdächtig, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Wie Lena lebte er im Heim St. Josef im oberfränkischen Städtchen Wunsiedel. Er galt offenbar als besonders aggressiv und gewalttätig. Seit ein Verdacht auf ihn fiel, ist er in einer besonderen Jugendschutzeinrichtung untergebracht.

Wie gut kennt Daniel T. den 11-Jährigen? 

Wie Daniel T. in der Nacht vom 3. auf den 4. April ins Heim eindrang, in welcher Beziehung er zu Lena und dem 11-Jährigen stand, ist öffentlich bisher nicht bekannt. Die «Bild»-Zeitung berichtete, der 25-Jährige habe bei der regionalen Abfallentsorgung gearbeitet und zuletzt auch die Container beim Kinderheim geleert. Dabei sei er aber nie allein gewesen, sondern immer zu dritt.

Im Kinderheim, in dessen Gebäuden und auf dem weitläufigen Gelände kannte er sich offenbar bestens aus, weil er selbst bis zu seinem 16. Altersjahr dort gelebt habe, so die «Bild». Arbeitskollegen beschreiben Daniel T. als Sonderling, der als Kind geschlagen worden sei.

Strafanzeige gegen Leitung des Kinderheims

In der Tatnacht waren nur wenige Kinder, Jugendliche, Betreuerinnen und Betreuer vor Ort, weil die meisten von ihnen an einem mehrtägigen gemeinsamen Skiausflug teilnahmen. Die Zurückgebliebenen mussten offenbar ihre üblichen Zimmer verlassen und wurden in einer gemeinsamen Gruppe betreut.

Ob das Kinderheim, das von der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg geführt wird, dabei seine Fürsorgepflichten stets erfüllt hat, wird jetzt ebenfalls ermittelt. Vor kurzem ist eine entsprechende Strafanzeige eingegangen, die auch nach der möglichen Mitschuld des Jugendamts und des Familiengerichts fragt. Die Sonderkommission «Park», die den Mord an Lena untersucht, umfasst 40 Beamtinnen und Beamte. Sie hat noch eine Menge Arbeit vor sich.