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Kosovo und Serbien verlegen Botschaft
Der Gewinner von Trumps Balkan-Gipfel heisst Israel

«Historisches» verkündet: Donald Trump, flankiert vom serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic und dem kosovarischen Ministerpräsidenten Avdullah Hoti.
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In seinem neuesten aussenpolitischen Vorstoss hat US-Präsident Donald Trump zwei Konfliktgebiete miteinander verbunden, die allein schon kompliziert genug wären: den Balkan und den Nahen Osten. Als er am Freitag im Weissen Haus flankiert vom serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic und dem kosovarischen Ministerpräsidenten Avdullah Hoti auftrat, hatte er gleich doppelt «Historisches» zu verkünden: Zum einen ging es um das in Washington unterzeichnete Abkommen zur wirtschaftlichen Normalisierung, das die beiden verfeindeten Länder näher zusammenbringen soll.

Zum anderen konnte er einen völlig überraschenden diplomatischen Beifang vermelden – nämlich, dass Serbien seine Botschaft in Israel nach Jerusalem verlegen will und Kosovo und Israel diplomatische Beziehungen aufnehmen. Auch die Kosovo-Botschaft soll in Jerusalem sein. «Noch ein weiterer grosser Tag für den Frieden in Nahost», twitterte Trump hinterher als Bilanz seines Balkan-Gipfels.

Unter Trump haben die USA zur Freude der israelischen Regierung 2018 ihre Botschaft nach Jerusalem verlegt

Die meisten Staaten halten ihre diplomatischen Vertretungen in Tel Aviv, weil sie Jerusalem als israelische Hauptstadt nicht anerkennen wollen, solange der Konflikt mit den Palästinensern nicht gelöst ist, die Ostjerusalem als Hauptstadt ihres zukünftigen Staats beanspruchen. Unter Trump hatten die USA jedoch zur Freude der israelischen Regierung von Premierminister Benjamin Netanyahu 2018 ihre Botschaft nach Jerusalem verlegt. Bislang ist nur Guatemala diesem Beispiel gefolgt, Serbien und Kosovo wären also die Staaten Nummer drei und vier.

Kein Wunder also, dass neben Trump auch Netanyahu diese Ankündigung überschwänglich begrüsste. Er stellte sie in Zusammenhang mit der jüngst vereinbarten Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten. «Der Kreis des Friedens und der Anerkennung Israels wird grösser und wird noch weitere Staaten einbeziehen», erklärte er. Besonders hob er dabei Kosovo hervor, das nach seinen Worten «als erstes mehrheitlich muslimisches Land eine Botschaft in Jerusalem eröffnen» werde.

Zugleich bedankte er sich bei seinem «Freund Aleksandar Vucic» aus Serbien. Der serbische Präsident wirkte allerdings überrumpelt von dieser Entscheidung. Auf einem Video aus dem Weissen Haus ist zu sehen, wie Vucic irritiert in seinen Papieren blättert, nachdem Trump die Botschaftsverlegung verkündet hat. Vucic weiss, dass dies der EU-Linie entgegenläuft. Er ist allerdings auch bekannt für seine Pendelpolitik, die sich mal enger an Brüssel, mal an Washington, Moskau oder Peking anlehnt.

Umzug erst nach den US-Wahlen

Eine Hintertür allerdings ist ihm noch offen geblieben. Denn zunächst will Serbien in Jerusalem nur eine Handelsvertretung eröffnen. Die Botschaft soll erst Mitte nächsten Jahres folgen. Bis dahin könnte Trump aus dem Amt gewählt worden sein, und Vucic könnte mit Verweis auf Widerstand aus der EU einen Rückzieher machen.

Kosovo hatte sich seit Jahren um eine Anerkennung durch Israel bemüht. Offiziell war dies von der Regierung in Jerusalem mit Verweis auf die guten Beziehungen zu Serbien abgelehnt worden. Doch im Hintergrund dürfte Israel auch gefürchtet haben, mit der Anerkennung Kosovos einen Präzedenzfall zu schaffen, auf den sich andere Staaten bei einer Anerkennung Palästinas berufen könnten.