Barrage ist bedrohlich nahDer FCZ foult sich selbst
Trotz frühem Tor manövrieren sich die Zürcher wieder ein Stück näher in Richtung Abgrund. Dumme Fehler führen zum 1:3 gegen Luzern.
Blerim Dzemaili läuft mit grossen Schritten zurück. Das ist insofern löblich, als der FCZ-Spieler den Hang hat, auch mal einfach stehen zu bleiben. Doch mit der Schuld des Fehlpasses im Nacken hastet er nach hinten. Weil seine Kollegen das noch ein bisschen schneller machen, ist der Ball in der 76. Minute geklärt. Fabian Rohner hat den Luzerner Konter abgefangen.
Was nach einer vernachlässigbaren Szene aussieht, wird dann ziemlich bedeutungsschwer. Denn in der Zwischenzeit ist auch der 35-jährige Dzemaili hinten angekommen, er könnte Rohner danken, ihn von den Gegnern abschirmen, oder ihm bloss aus dem Weg gehen. Dzemaili macht anderes – er foult den eigenen Mann, läuft Rohner von hinten über die Beine, worauf dieser fällt. Gegner Varol Tasar übernimmt, umspielt Goalie Yanick Brecher, hat das leere Tor vor sich, Verteidiger Becir Omeragic will retten, spielt den Ball aber ins eigene Tor.
Der FCZ steckt in der Krise
Es ist das 2:1 für Luzern, die Entscheidung in diesem Abstiegsduell und eine Szene mit ganz viel Symbolik. Sie ist in der Summe all das, was die Zürcher in diesen Tagen auszeichnet (oder eben schlecht macht). Erst einmal Unvermögen, dann ein ansprechender Wille, es gut zu machen, dann noch mehr Unvermögen und am Schluss auch noch etwas Pech. Zusammengefasst: Der FCZ steckt in der Krise, ziemlich stark sogar. Er verliert erstens wieder einmal, zweitens gegen einen direkten Konkurrenten – und drittens wäre das alles zu vermeiden gewesen.
Der FCZ beginnt gegen Luzern besser. Statt mit der gängigen Variante 4-2-3-1 spielt er im offensiverem 4-1-4-1-System. Die Mannschaft von Massimo Rizzo kann den Gegner damit früher anlaufen und unter Druck setzen (lässt ihm aber auch in der eigenen Defensive mehr Räume). Bereits in der 2. Minute unterläuft Luzerns Louis Schaub ein fürchterlicher Fehlpass, Aiyegun Tosin holt sich den Ball und setzt ihn aus vollem Lauf flach ins Eck.
Es wäre der Moment gewesen, das Spiel auf geruhsame Pfade zu bringen. Stattdessen trifft Luzern bald darauf zum 1:1 und Captain Brecher muss nach dem Spiel vom «Leid, das wir zurzeit haben» erzählen.
Wo sind die Emotionen?
Dieses Leid hat mit den Gegentreffern zu tun. Gegentore sind Gegentore, klar, und doch unterscheiden sie sich. Der FCZ hat momentan das Geschick, besonders viele «dumme», «blöde» oder auch «unnötige» Gegentreffer zu erhalten, so die Eigenbeurteilungen. Brecher fasst diese Fehlerkaskaden mit dem Wort «unglaublich» zusammen. «Wir sind seit dem Winter sehr anfällig», sagt Brecher.
Nach dem Spiel spricht Luzerns Vorkämpfer Pascal Schürpf von den Emotionen. Und tatsächlich, bei den Luzernern hat man gespürt, dass es um etwas geht, beim FCZ vermisst man diese Gefühlsregungen. Einzig wenn es um Schiedsrichter-Entscheide geht, ist ein Auflehnen zu spüren, vor allem von Dzemaili. Dieser liefert sich mit dem vierten Offiziellen ein verbales Privatduell – und wird wieder einmal wegen Reklamierens verwarnt. Aber sonst? Wo bleiben sie, die Emotionen?
«Uns fehlen die positiven Aktionen, mit denen man sich gegenseitig pushen kann.»
Trainer Massimo Rizzo sitzt nach dem Spiel wie ein begossener Pudel vor den Journalisten, es ist schwierig, sich vorzustellen, dass er der Mann ist, der den Funken entfacht. Rizzo vermisst bei seiner Mannschaft das unbedingte Erzwingen des eigenen Glücks.
Für Brecher hat die Emotionslosigkeit mit dem Leid dieser Tage zu tun. «Uns fehlen die positiven Aktionen, mit denen man sich gegenseitig pushen kann.» Tatsächlich kommt nach dem frühen Tor beim FCZ nicht mehr viel. Erst neutralisieren sich Luzern und Zürich, dann wird der FCZ von der Wucht des FC Luzern erdrückt – wobei dabei kaum zwingende Chancen resultieren.
Es braucht schon das «dumme», «blöde» und «unnötige» Abwehrverhalten des FCZ, um sich ein Stück weiter in Richtung Abgrund zu bewegen.
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