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Der eigene Körper als Material

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Mit ihren Fotografien gilt sie als eine Art Selfie-Pionierin. Doch Hannah Villiger nur auf einfache Selbstinszenierung zu reduzieren, würde der Schweizer Fotokünstlerin und gelernten Bildhauerin, die 1997 mit nur 45 Jahren starb, nicht gerecht.

Denn mit gemainstreamten Smartphone-Fotos haben ihre Kunstwerke aus den 70er- und 80er-Jahren wenig zu tun. Das macht die grösste Werkschau seit 15 Jahren deutlich. Die von Yasmin Afschar und Madeleine Schuppli kuratierte Ausstellung im Muzeum Susch im Engadin zeigt Villigers künstlerische Entwicklung weg von der Bildhauerei hin zu ersten Schwarzweissfotografien und weiter zu grossformatigen Fotoarbeiten fragmentierter Körperteile.

Einzelne Werke wurden erstmals in ihrer Originalgrösse produziert und ausgestellt. Villiger fotografierte ihren Körper und ihre Umgebung mit einer Polaroidkamera, teilweise zigmal – ehe sie sich für eine Aufnahme entschied, diese vergrösserte, auf eine Aluplatte aufzog und teils mit anderen Fotografien zu grossen Assemblagen anordnete.

So entstanden Blöcke aus behaarten Achselhöhlen, verzerrt wirkende Ausschnitte von ihrem Gesicht und immer wieder aus Körperteilen, bei denen nicht ganz klar ist, ob es sich nun um Arme oder Beine oder doch etwas anderes handelt.

Oft arbeitete die Zugerin auch mit Spiegeln, kreierte so kaleidoskopische Effekte – und fordert die Betrachtenden mit diesem neuen, selbstbestimmten Blick auf den weiblichen Körper bis heute heraus.

Die Künstlerin selbst, von der in der Ausstellung auch zahlreiche Arbeitshefte zu sehen sind, bezeichnete ihre fotografischen Arbeiten als Skulpturen. Tatsächlich gehen ihre Fotografien in die Tiefe: räumlich, indem Villiger mit ihrem Körper als Material arbeitet, aber auch emotional. Manchmal zärtlich, dann roh und fast schmerzhaft, manchmal verwirrend im besten Sinn.

«Hannah Villiger: Amaze Me»
Die Ausstellung im Muzeum Susch im Engadin läuft bis am 2. Juli 2023.